Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene

Das Institut (IIMK) trägt zur optimalen klinischen Versorgung von Infektionspatienten durch einen Konsiliardienst, eine Spezialambulanz für Infektionspatienten und ein Antibiotic-Stewardship Programm bei.

Seit Ende 2018 bietet es auch externen ärztlichen Kollegen die Möglichkeit zur Weiterbildung für die Zusatzbezeichnung „Klinische Infektiologie“ an, die derzeit vier Ärzte aus anderen Thüringer Krankenhäusern absolvieren.

Im September 2019 wurde das ursprünglich im CSCC angesiedelte Projekt Deutsche Qualitätsbündnis Sepsis (DQS) an das IIMK affiliiert. Seit 2021 gehören auch die AG „Systembiologie der Sepsis“ unter der Leitung von Prof. Dr. Rainer König und die AG von Dr. Carolin Fleischmann-Struzek zum IIMK.

Kontakt

Prof. Dr. Mathias W. Pletz
Am Klinikum 1, 07747 Jena

Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene

Durch das IIMK bereits sequenzierte Probenverteilung und die Epidemioplogischen Daten können tagesaktuell verfolgt werden.

Forschungsprojekte

ThEpiCAP: Epidemiologie der ambulant erworbenen Pneumonie in Thüringen

Projektleiter: Prof. Dr. Mathias Pletz
Pfizer 2019-2023

Die ambulant erworbene Pneumonie (community acquired pneumonia = CAP) ist eine der weltweit häufigsten Infektionserkrankungen, die mit einer hohen Sterblichkeit einhergeht. Dennoch gibt es keine deutschen populationsbezogenen validen epidemiologischen Daten zu Inzidenz und Langzeitfolgen. Ziel der ThEpiCAP – Studie ist es die bevölkerungsbezogene Inzidenz von stationär behandelten Patienten mit einer CAP zu erfassen. Im Rahmen der Studie werden über einen Zeitraum von 24 Monaten alle Patienten mit einer CAP in den Krankenhäusern in Jena (UKJ), Gera (SRH Wald-Klinikum Gera) und Suhl (SRH Zentralklinikum Suhl) erfasst. Neben demographischen Daten wird u.a. eine Multiplex-PCR zum Erregernachweis aus respiratorischem Sekret sowie ein serotypenspezifischer Pneumokokkentest aus Urin durchgeführt. Genaue Inzidenzraten und präzise Untersuchungen des zugrunde liegenden Erregers sind wichtig, um den Anteil der Erkrankungen abzuschätzen, der durch eine Impfung potenziell vermeidbar wäre. Die aus der Studie gewonnenen epidemiologischen Daten können als Grundlage für künftige Impfstoff-Wirksamkeitsstudien dienen und schließlich zu evidenzbasierten Impfempfehlungen führen. Insgesamt wird mit dem Einschluss von mehr als 2000 Patienten gerechnet.

3DecontaminAid: 3D-gestützte automatisierte Dekontamination komplexer Oberflächen

Designstudie und schematische Darstellung der „3DecontaminAid“-Desinfektions¬roboterplattform zur berührungslosen Oberflächendesinfektion mittels UV-Strahlung

Projektleiter: Prof. Dr. Frank Kipp
BMBF 2020-2023

Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines autonomen Roboters, der mithilfe automatisierter Umgebungs- und Objekterkennung selektive und oberflächenspezifische Dekontaminationen von relevanten patientennahen Kontaktflächen mit hoher Berührungsfrequenz (Oberflächen wie Griffe, Schalter, patientennahe Medizinprodukte) mittels UV-Strahlung vornehmen soll.

Das IIMK wird in Kooperation mit den Projektpartnern einen in einer realen Umgebung funktionstüchtigen Prototypen entwickeln, insbesondere soll eine alltagstaugliche technische Realisierung der 3D-Raum- und Objekterkennung sowie eine hinreichende Desinfektionsleistung mittels UV-C erreicht werden.

CoNAN-Studie: CoVID-19-Ausbruch in Neustadt am Rennsteig

Projektleiter: Prof. Dr Mathias Pletz, PD Dr. Sebastian Weis

Freistaat Thüringen 2020 - 2021

Neustadt am Rennsteig ist eine Gemeinde im Ilm-Kreis in Mittelthüringen Anfang März 2020 traten gehäuft Covid19 Fälle in der Gemeinde auf. In der Folge wurde vom Landratsamt eine 14-tägige Quarantäne über das Dorf verhängt. Dadurch konnte womöglich die weitere Ausbreitung innerhalb des Dorfes sowie in Nachbargemeinden verhindert werden. Zur Feststellung der Serokonversion, Infektionsraten und Untersuchung möglicher Infektionsketten führten wir im Mai 2020 eine Punkt-Prävalenz-Studie in Neustadt am Rennsteig durch, die zeigte, dass bei der Hälfte der PCR-gesichert Infizierten bereits 6 Wochen später keine spezifischen Antikörper mehr nachweisbar waren. Folgestudien sind geplant.

Die Studie erfolgt in Zusammenarbeit mit den Instituten für Medizinische Mikrobiologie (Prof. Löffler), Immunologie (Prof. Kamradt), Klinische Chemie (PD Kiehntopf) und der Arbeitsgruppe Risikokommunikation (PD Dickmann, Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin).

TIPAT Training towards Innovative Personalized Antibiotic Therapy

Der Forschungsansatz des TIPAT Konsortiums: Die Verbindung von Wissen über den Wirt, den Erreger und die Medikamentenexposition soll eine personalisierte Behandlungen in Zukunft ermöglichen.

Projektleiter: Prof. Dr. Mathias Pletz, Dr. Oliwia Makarewicz

EU 2020 - 2024

TIPAT ist Teil des Marie Skłodowska-Curie International Training Networks (ITN) der Europäischen Kommission und bietet ein hochmodernes Training-by-Research-Programm für 15 Early Stage Researcher (ESRs) / Doktoranden. Am IIMK fertigen seit dem 01.09.2020 zwei Doktoranden ihre Promotionsarbeiten an (ESR 5 und ESR 13).

Projekt ESR 5 befasst sich mit der Entwicklung und Validierung eines klinischen Assays zur Bestimmung der Minimalem-Biofilm-eradizierenden Konzentration von Wirkstoffen (MBEC). Ziel ist es die Wirksamkeit der antibiotischen Therapie bei der Erstdiagnose von Pseudomonas aeruginosa bei Cystischer Fibrose Patienten zu ermitteln und mit dem Krankheitsverlauf zu korrelieren. So könnte ein Biofilm-basierter MBEC-Assay in Zukunft helfen, die Therapie bei Biofilm-assoziierten Infektionen zu individualisieren und optimieren.

Im Projekt ESR13 wird das Wechselspiel zwischen bakteriellen biofilm-assoziierten chronischen Infektionen, der Wirtsantwort und der antibiotischen Therapie untersucht. Ziel ist dabei Biomarker zu identifizieren, welche der Wirksamkeit der Therapie bei biofilm-assoziierten Infektionen zu überwachen helfen.

SMITH - Intelligente medizinische Informationstechnologie für das Gesundheitswesen

Projektleiter: Prof. Dr. Mathias Pletz, PD Dr. Stefan Hagel

BMBF 20218 - 2021

Ziel des Projektes ist eine qualitätsgesicherte, strukturierte digitale medizinische Dokumentation, die Versorgungs- und Forschungsdaten verknüpfen soll. Die dafür neu etablierten Datenintegrationszentren an den beteiligten Uniklinika Aachen, Bonn, Düsseldorf, Essen, Halle, Hamburg-Eppendorf, Jena, Leipzig und Rostock sollen die strukturierte medizinische und Studiendokumentation in den klinischen und Forschungssystemen unterstützen, Daten und Dokumente für Aufbereitung und Analyse in international standardisierten Formaten vorhalten und anhand international standardisierter Kommunikations- und Sicherheitsverfahren einrichtungsübergreifend austauschen. Am Universitätsklinikum Jena wird hierfür die IT-Infrastruktur so weiterentwickelt, dass medizinische Routinedaten der Forschung zugänglich und rückwirkend u.a. für Entscheidungsunterstützungssysteme bereitgestellt werden können. Die Aufgabe des IIMK liegt im Modul HELP, vor allem in der Datenerhebung aus ausgewählten Stationen und Validierung der HELP App.

Weitere Projekte

PREPLEX: KI-gestützte Assayentwicklung für phänotypische Carbapenemresistenz durch Porin-Verlust und Efflux-Überexpression bei Gram-negativen Bakterien

Projektleitung: Dr. Oliwia Makarewicz

BMBF (Infectognostics) 2020 – 2025
DRESI: Schnelle und Präzise Diagnostik und Resistenzprüfung von Erregern der Sepsis auf der Intensivstation

Projektleitung: Dr. Oliwia Makarewicz

BMBF 2020-2023
VanEndUV: Validierte Aufbereitung thermolabiler Endoskope

Projektleitung: Prof. Rainer König, Prof. Dr. Frank Kipp

BMBF 2020-2023
DePhage: Pilotstudie zur Untersuchung der Effektivität von Phagen bei der Dekolonisation von gastrointestinalen Carbapenemase-produzierenden Klebsiella sp. und der Rolle von Phagen in der Resistenzgenübertragung

Projektleitung: Dr. Oliwia Makarewicz

BMBF (CSCC) 2019 - 2020
PbR: Entwicklung eines modularen Multiplex-Nachweissystems zum Plasmid-basierten Antibiotikaresistenzmonitoring

Projektleitung: Dr. Oliwia Makarewicz

Thüringen (EFRE) 2019 - 2022

Ausgewählte Publikationen

Weis, S., et al. Antibody response using six different serological assays in a completely PCR-tested community after a coronavirus disease 2019 outbreak-the CoNAN study. Clin Microbiol Infect. 2021 Mar;27(3):470.e1-470.e9
Stein, C., et al. Carbapenem-resistant Klebsiella pneumoniae with low chlorhexidine susceptibility. Lancet Infect Dis. 2019 Sep;19(9):932-933.
König, R., et al. Macrolide combination therapy for patients hospitalised with community-acquired pneumonia? An individualised approach supported by machine learning. Eur Respir J, 2019. 54(6)
Thieme, L., et al. In vivo synergism of ampicillin, gentamicin, ceftaroline and ceftriaxone against Enterococcus faecalis assessed in the Galleria mellonella infection model. J Antimicrob Chemother, 2020. 75(8): p. 2173-2181
Heimes, E., et al. Effect of Antiviral Therapy on the Outcome of Mechanically Ventilated Patients With Herpes Simplex Virus Type 1 in BAL Fluid: A Retrospective Cohort Study. Chest, 2020. 158(5): p. 1867-1875

Herausragende Leistungen

Seit der Pandemie hat das IIMK federführend zwei klinische Studien zur Seroprävalenz bei Mitarbeitern des UKJ und Bewohnern des „Hot Spot“-Ortes Neustadt am Rennsteig (unterstützt durch die Landesregierung) abgeschlossen. Das IIMK beteiligt sich außerdem mit der NanoPore Technologie-Plattform an der Sequenzierung der SARS-CoV-19 Genome im Rahmen der nationalen Netzwerke NFDI4Microbiota COVID-19 und DeCOI sowie der Neuen Coronavirus-Surveillanceverordnung des Bundesministeriums für Gesundheit. Das IIMK ist auch im Nationalem Netzwerk der Universitätsmedizin mit eigenen Projekten vertreten.

Prof. Mathias Pletz ist Mitglied der WHO Guidance Group COVID-19 for Infection Prevention, der International Task Force COVID-10 der American Thoracic Society and European Respiratory Society, des wissenschaftlichen Beirates des Robert Koch Institutes sowie des Landeskrisenstab und des wissenschaftlichen Coronabeirates von Thüringen.

Prof. Pletz wurde 2020 zum Vizepräsidenten der Paul-Ehrlich-Gesellschaft gewählt.