Jena (UKJ/as). Leukämie muss heilbar werden. Immer und bei jedem. Dieser Mission fühlt sich José Carreras seit mehr als zwei Jahrzehnten verpflichtet. Seine von ihm ins Leben gerufene José Carreras Leukämie-Stiftung unterstützt den Bau der neuen José Carreras-Stammzelltransplantationseinheit am Universitätsklinikum Jena (UKJ) mit einer Million Euro. Heute hat der spanische Opernsänger die hochmoderne Behandlungseinheit im Beisein von Mitarbeitern, Patienten, Angehörigen, Studierenden und Gästen offiziell an das einzige Thüringer Universitätsklinikum übergeben.
„Die neue Transplantationseinheit ist ein wichtiger Schritt, um die Behandlung von Leukämiepatienten in Thüringen zu verbessern“, so José Carreras. „Möglich ist dies nur dank unserer treuen und großzügigen Spender. So konnten wir in den vergangenen zwei Jahrzehnten mit mehr als 200 Millionen Euro rund 1200 Projekte fördern.“ Ganz besonders freue sich Carreras daher auf die 23. José Carreras Gala am 14. Dezember, bei der ihn wieder viele internationale und nationale Künstlerfreunde für diesen guten Zweck unterstützen werden.
„Die neue gemeinsame Transplantationseinheit der Klinik für Innere Medizin II und der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin bietet beste Voraussetzungen für die anspruchsvolle medizinische Rundum-Versorgung stammzelltransplantierter Patienten – Kinder wie Erwachsener“, so PD Dr. Jens Maschmann, Medizinischer Vorstand des UKJ, der José Carreras für sein außerordentliches Engagement dankte. Die im Zuge des komplexen Klinikneubaus entstandene Einheit ist im Gebäude A, unweit des neuen Haupteingangs angesiedelt.
„Darüber hinaus ist es der José Carreras Leukämie-Stiftung sehr wichtig, auch in Forschungsprojekte zu investieren. Denn nur mit Wissenschaft und Forschung wird es langfristig möglich sein, die Überlebenswahrscheinlichkeit von Patienten zu verbessern. Allein am Standort Jena hat die José Carreras Leukämie-Stiftung deshalb auch neun Forschungsprojekte mit einer weiteren Million Euro gefördert“, so Dr. Gabriele Kröner, Geschäftsführender Vorstand der José Carreras Leukämie-Stiftung.
Unterstützung durch José Carreras Leukämie-Stiftung
1987 erkrankte José Carreras an Leukämie. Aus Dankbarkeit über die eigene Heilung gründete er 1995 die gemeinnützige Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung e.V. und anschließend die zugehörige Stiftung. Seither wurden bereits rund 1200 Projekte finanziert, die den Bau von Forschungs- und Behandlungseinrichtungen, die Erforschung von Leukämie und ihrer Heilung sowie die Unterstützung der Arbeit von Selbsthilfegruppen und Elterninitiativen zum Ziel haben. Die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung e.V. ist Träger des DZI Spenden-Siegels, dem Gütesiegel im deutschen Spendenwesen. Die José Carreras Gala ist dank der Unterstützung vieler Prominenter mit über 120 Millionen Euro Spenden eine der langfristig erfolgreichsten Benefiz-Galas im deutschen Fernsehen.
Gemeinsame Betreuung von leukämiekranken Kindern und Erwachsenen
Bis zum Umzug der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Dezember 2016 fanden Stammzelltransplantationen bei kleinen Patienten am alten Standort der Kinderklinik in der Innenstadt statt. Diese Einheit wurde zunächst in die Erwachsenen-Station 520 im Containerbau in Lobeda integriert, bis Ende Juni dann der gemeinsame Umzug in die neue Einheit A110 vollzogen werden konnte. „Die langjährigen Kompetenzen beider Kliniken auf diesem Gebiet konnten so auch räumlich zusammengeführt werden – ein großer Vorteil für die Patienten“, so Prof. James F. Beck, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. „Insgesamt 20 Betten in Einzel- und Zweibettzimmern stehen uns jetzt für die stationäre Behandlung von Leukämie- und Lymphom-Patienten zur Verfügung“, so Prof. Andreas Hochhaus, Direktor der Klinik für Innere Medizin II.
Stammzelltransplantation für 120 Erwachsene und 15 Kinder pro Jahr
Etwa 120 Erwachsene und 15 Kinder erhalten jedes Jahr eine Stammzelltransplantation am UKJ. Transplantationen bei Kindern und Jugendlichen erfolgen überwiegend bei der akuten lymphatischen Leukämie (ALL), aber auch im Rahmen der Therapie von Weichgewebstumoren (Sarkomen) oder seltenen Hirntumoren und sehr vielfältigen angeborenen Erkrankungen wie schweren Immundefekten. Bei erwachsenen Patienten liegen häufig akute und chronische Leukämien, Lymphome oder das multiple Myelom zugrunde. Die Stammzellen stammen entweder vom Patienten selbst („autologe Transplantation“) oder von einem Familienangehörigen oder freiwilligen Fremdspendern („allogene Transplantation“). Heutzutage können durch verbesserte Techniken auch Eltern für ihre Kinder Stammzellen spenden. Die Gewinnung der Stammzellen erfolgt in der Mehrheit der Fälle durch Apherese aus dem peripheren Blut, seltener wird Knochenmark gewonnen.
Spezielle Klimatechnik schützt vor Keimen
Da die entarteten Zellen des blutbildenden Systems im Knochenmark vor einer Transplantation zerstört werden, ist die Immunabwehr der Patienten extrem geschwächt. Sechs bis acht Wochen nach der Transplantation verbringen Patienten in den Spezialzimmern der Station, weil sie in dieser Phase besonders anfällig für Infektionen sind. „Eine spezielle Klimatechnik in diesen Räumen schützt die Erkrankten vor Keimen“, erläutert Dr. Karen Treuter, die den Geschäftsbereich Neubau am UKJ leitet und den Bau der Stammzelltransplantationseinheit koordiniert hat.
Rückblick: Erste Therapie in Jena 1980
Um diesen besonderen Schutz zu erreichen, musste Prof. Felix Zintl im Jahr 1980 noch enorm improvisieren. Der ehemalige Direktor der Kinderklinik, damals junger Oberarzt, ließ aus Folien und Plexiglas eine Sterileinheit konstruieren, um den damals 13-jährigen Jörg Peuckert zu behandeln. Als erstes Kind in der ehemaligen DDR erhielt dieser die revolutionäre Therapie, die erst wenige Jahre zuvor in den USA entwickelt worden war. Bei der heutigen Feierstunde gab Prof. Zintl Einblicke in die großen Herausforderungen der Anfänge der Stammzelltherapie. „Führt man sich die damaligen Umstände wieder vor Augen, wird umso deutlicher, wie fortschrittlich die Behandlung ist, die wir unseren Patienten auf der neuen Station anbieten können“, so der Medizinische Vorstand, PD Dr. Maschmann. Gleichzeitig sei es Aufgabe eines Universitätsklinikums die Therapien durch Forschungsaktivitäten stets weiter zu verbessern – und sich damit dem Ziel José Carreras immer weiter zu nähern.