23.03.2004
Mit Botox und Elektrostimulation gegen Blasenschwäche
Jenaer Urologen stellten moderne Methoden zur Behandlung von Harninkontinenz vor
Es ist eines der verschwiegensten Leiden: Die Inkontinenz oder Blasenschwäche. Und es ist ein vorwiegend weibliches Problem - etwa 10 bis 20 Prozent aller Frauen leiden mit den Jahren an einer schwächelnden Blase. Das reicht von leichten Formen wie der "nervösen" Blase mit häufigem Harndrang, einem unwillkürlichen Urinverlust bei Belastung bis zu schweren Problemen wie einem völligen Kontrollverlust über die Blasenfunktion. Der Leidensdruck der Patientinnen ist im Allgemeinen sehr hoch, aber auch die Hemmschwelle, sich dem Arzt anzuvertrauen. Zu Unrecht, denn mit den modernen Methoden kann heute den meisten Patientinnen wirksam geholfen werden.
Diese neuen Verfahren waren am Wochenende das Thema auf der Urogynäkologischen Weiterbildung am Universitätsklinikum Jena. Über 80 niedergelassene Urologen, Gynäkologen, Neurologen und Hausärzte aus Thüringen und den angrenzenden Regionen trafen sich am Samstag zum Wissenschaftlichen Meinungsaustausch über die Neuerungen an der Jenaer Klinik für Urologie.
Die Jenaer Urologen stellten dabei die neuesten Erkenntnisse zu den Möglichkeiten moderner Behandlungsansätze der Inkontinenz vor, die in der ambulanten und stationären Versorgung der Klinik eine große Rolle spielen. Die Palette der vorgestellten Methoden reicht dabei von nicht-operativen Behandlungen bis hin zu minimal-invasiven operativen Verfahren, mit denen heute ein Großteil der betroffenen Frauen vom Los der Harninkontinenz befreit werden kann.
Gerade im Bereich der nicht-operativen Verfahren wie der Behandlung mit Medikamenten, dem Beckenbodentraining und der Elektrostimulation gab es vielversprechende Entwicklungen. "Wir haben gezeigt, dass bei leichteren Formen der Inkontinenz heute mit mehreren Verfahren wirksam geholfen werden kann" erklärt der Urologe Dr. Dirk-Henrik Zermann, Oberarzt an der Jenaer Uniklinik. Dazu gehört der Einsatz von Botulinum-Toxin, aus der Faltenbekämpfung als Botox bekannt, zur Beruhigung des Blasenmuskels mittels einer Injektion. Als vielversprechend hat sich auch die Elektrostimulation bei gleichzeitiger Arzneigabe erweisen. Dabei wird die Wirkung der Medikamente durch eine leichte elektrische Stimulation der Blasenmuskeln verstärkt.
Da die Inkontinenz ein sehr individuell anzugehendes Problem ist, dass bei jeder Patientin andere Ursachen aufweisen kann und damit auch angepasste und vielfältige Heílungsansätze erfordert, ist ein umfangreiches Wissen über Behandlungsmöglichkeiten eine Voraussetzung für die Heilung. Dieses Wissen zu vermitteln war Ziel der Jenaer Veranstaltung. "Wir haben am Samstag die aktuellen Methoden vorgestellt und intensiv diskutiert", so Dr. Zermann, "und haben uns und die niedergelassenen Kollegen dadurch mit weiteren Möglichkeiten einer wirksamen Behandlung dieses für die Betroffenen sehr unangenehmen Leidens vertraut gemacht".
An der Urologischen Universitätsklinik der Friedrich-Schiller-Universität Jena gibt es seit Jahren eine Spezialsprechstunde, die sich mit diesen Problemen beschäftigt und neben der Harninkontinenz auch anderen Problemen der Frau im Blasen- und Beckenbereich, wie zum Beispiel rezidivierenden Infektion im Blasenbereich sowie chronischen Schmerzen zuwendet. Betroffene können auf Überweisung ihres Hausarztes, Frauenarztes oder niedergelassenen Urologen hier behandelt werden.
Ansprechpartner:
PD Dr. Dirk-Henrik Zermann
Klinik für Urologie (Direktor Prof. Schubert), Universitätsklinikum Jena
Tel. 03641/ 93 52 14
E-Mail: dh.zermann@med.uni-jena.de