01.12.2005
Fast schmerzfrei nach der Operation aufwachen
Jenaer Projekt zum Qualitätsvergleich in der Schmerztherapie stellt Ergebnisse in Berlin vor
Dass Krankenhaus und Schmerzen zusammen gehören, ist inzwischen längst überholt: Mit den Möglichkeiten der modernen Schmerztherapie muss heute kein Patient mehr unnötige Schmerzen ertragen, auch nicht nach einer Operation. Dennoch ist die postoperative Schmerzversorgung in deutschen Krankenhäusern oftmals nach wie vor unbefriedigend und vom Idealbild einer "schmerzfreien" Klinik weit entfernt.
Wie sich dieser Zustand im Interesse der Patienten verbessern lässt, ist Gegenstand eines Projektes am Universitätsklinikum Jena, das heute, zusammen mit zwei weiteren vom Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung geförderten Projekten, in Berlin vorgestellt wird. Insgesamt werden in dem Förderschwerpunkt "Benchmarking" bundesweit 10 Modellvorhaben vom BMGS gefördert.
Die Jenaer Schmerztherapeuten stellen dabei das von ihnen entwickelte Instrument für einen klinikübergreifenden Vergleich der Schmerztherapie vor. Basis für den Vergleich sind in Patientenbefragungen erhobene Daten zum Schmerzempfinden nach einem operativen Eingriff. "Der speziell dafür entwickelte Fragebogen enthält Fragen zur Stärke der Schmerzen, aber auch zu ihren Auswirkungen - ob diese beispielsweise die Patienten in der Nacht geweckt haben, oder beim Husten und tiefen Einatmen behindern", erläutert Priv.-Doz. Dr. Winfried Meißner, Leiter des Projektes am Universitätsklinikum Jena. "Auf diese Weise erhalten wir ganz unmittelbar Rückmeldungen über die Ergebnisse des jeweils angewandten Schmerzmanagements." Mit Hilfe dieser Daten lassen sich dann gezielt Verbesserungen vornehmen, um die Schmerzsituation frisch Operierter weiter zu verbessern. "Komplette Schmerzfreiheit ist zwar unrealistisch", so Sibylle Zwacka, Krankenschwester und Mitinitiatorin, "aber niemand sollte in der Klinik unter Schmerzen leiden müssen." Daher können sich die Krankenhäuser und Stationen im Benchmarking des Jenaer Projektes online untereinander vergleichen, und so die Qualität der eigenen Bemühungen in der Schmerztherapie besser einordnen und weiter ausbauen.
Bisher nehmen an der seit einem Jahr laufenden Datenerfassung deutschlandweit sechs Krankenhäuser teil. Doch die Ausweitung des erfolgreichen Projektes ist geplant: "Unser Ziel ist es natürlich, auf lange Sicht alle deutschen Krankenhäuser zu erfassen", so Meißner. "Nahziel ist allerdings, in anderthalb Jahren 100 Kliniken zur Teilnahme an diesem freiwilligen Qualitätsvergleich zum Nutzen der Patienten zu gewinnen." Eine der Voraussetzungen dafür ist die Fortführung des Modellvorhabens auch nach dem Auslaufen der 320.000 Euro-Förderung durch das BMGS. Dies ist jetzt gesichert, wie Meißner mitteilen kann: "Unsere Fachgesellschaft, die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin, wird das Benchmarking-Projekt übernehmen und weiterführen. Geplant ist auch eine enge Zusammenarbeit mit den chirurgischen Kollegen und der Pflege. Wir können also unsere Bemühungen um einen möglichst schmerzfreien Klinikaufenthalt weiter fortsetzen."
Ansprechpartner:
PD Dr. Winfried Meißner
Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Universitätsklinikum Jena
Tel:03641/ 9323353E-Mail:winfried.meissner@med.uni-jena.de