08.02.2005
Nierenversagen und seine Folgen frühzeitig verhindern
Neuer Direktor der Klinik für Innere Medizin III setzt auf Prävention und Frühintervention
Arbeiten die Nieren nicht mehr richtig, bleibt das oft lange, teilweise über viele Jahre, unbemerkt. Meist kommen die Patienten erst zu spät zum Arzt - die Folgen eines solchen chronischen Nierenversagens sind dann nicht mehr aufzuhalten.
Dies durch rechtzeitige Behandlung und Vorbeugung zu verhindern sieht Prof. Dr. med. Gunter Wolf, neuer Direktor der Klinik für Innere Medizin III am Jenaer Uniklinikum, als die derzeit wichtigste Aufgabe der Nierenheilkunde an. Verursacht wird der Funktionsverlust der Nieren durch chronische Krankheiten wie Diabetes mellitus oder Bluthochdruck. "Mit der Zunahme von Übergewicht, Rauchen, Diabetes und Bluthochdruck in der Bevölkerung steigt seit Jahren auch die Zahl der Patienten mit Niereninsuffizienz (Nierenversagen)", so Wolf. Derzeit sind in Deutschland 59.000 Menschen auf eine künstliche Blutwäsche (Dialyse) angewiesen, zusätzlich sind 20.000 Patienten in der Nachsorge nach Nierentransplantation. Jährlich kommen mehr als 15.000 neue dialysepflichtige Patienten hinzu, Tendenz steigend.
Zudem haben groß angelegte Studien in den letzten Jahren gezeigt, dass schon eine gering verschlechterte Nierenfunktion auch das Risiko von Schlaganfällen und Herzinfarkten massiv erhöht. "Das zeigt umso mehr, wie wichtig es ist, Nierenerkrankungen frühzeitig zu erkennen und den weiteren Verlust der Nierenfunktion aufzuhalten oder vorbeugend zu verhindern", erklärt Gunter Wolf.
Prof. Gunter Wolf leitet seit Jahresanfang kommissarisch die Klinik für Innere Medizin III des Uniklinikums Jena.
Foto: H.-G. Schröder/ Unklinikum
Mit dem Spezialisten für Nierenheilkunde und Diabetes, der seit dem 1. Januar kommissarisch die Klinik für Innere Medizin III in Nachfolge von Prof. Stein leitet, hat das Jenaer Universitätsklinikum einen Experten auf diesem wichtigen Gebiet gewonnen: Prof. Wolf forscht mit den Schwerpunkten Progression von Nierenerkrankungen und dem Nierenversagen als Folge von Diabetes mellitus (Diabetischer Nephropathie). Der gebürtige Frankfurter (a/Main) habilitierte zum Thema der Progression von Nierenerkrankungen und arbeitete dazu auch in einer Forschergruppe in Philadelphia (USA), die Anfang der 90iger Jahre wesentliche Grundlagen auf diesem Gebiet aufklären konnte. Dort entdeckte Gunter Wolf, dass Angiotensin II - ein stark gefäßverengendes Hormon - auch entzündliche und die Nieren zerstörende Eigenschaften besitzen kann.
Professor Wolf, der vom Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf nach Thüringen wechselt, will auch in Jena auf diesen Gebieten gemeinsam mit seinen neuen Kollegen intensiv weiterarbeiten. "Interdisziplinäres Arbeiten wird an der Jenaer Universität sehr leicht gemacht", so der Mediziner, "ich bin daher überzeugt, dass sich viele Anknüpfungspunkte für gemeinsame Projekte ergeben werden."
In der Klinik für Innere Medizin III will der neue kommissarische Direktor das bisherige breite Spektrum weiterführen und hofft, das Pankreas-Nieren-Transplantations-Programm gemeinsam mit den Chirurgen und Urologen künftig weiter ausbauen zu können. Zudem soll der Prävention und Frühintervention ein großer Stellenwert zukommen. Dies sei gerade in Thüringen wichtig, wo im deutschlandweiten Vergleich mehr Menschen an Niereninsuffizienz erkranken als in anderen Regionen. Wolf: "Unser Ziel muss es dabei sein, die Nierenfunktion zu erhalten und damit eine Dialyse zu verhindern oder sie so lange wie möglich hinaus zu zögern".
Ansprechpartner:
Prof. Gunter Wolf
kommissarischer Direktor Klinik für Innere Medizin III, Universitätsklinikum Jena
Tel:03641/9 32 43 01E-Mail:gunter.wolf@med.uni-jena.de