10.02.2006
Blick ins Hirn zeigt funktionelle Veränderungen bei Schizophrenie
Mit Hilfe bildgebender Verfahren kann die Psychiatrie heute Krankheiten besser verstehen - wie, erfahren Sie zum Tag der Gesundheitsforschung am 19. Februar
Die Psychiatrie stützt sich in erster Linie auf das Gespräch mit den Patienten, um herauszufinden, was in den Betroffenen vorgeht. Mit modernen bildgebenden Verfahren können die Mediziner nun aber auch buchstäblich "in die Seele blicken" und aus den Bildern der Gehirnfunktionen ablesen, welche Veränderungen den schweren psychischen Erkrankungen zugrunde liegen. Welche Schlüsse die Hirnforscher mit Hilfe solcher Bilder der "grauen Zellen " ziehen können, und wie genau dieser "Blick in die Seele" funktioniert, erläutern am 19. Februar um 10.30 Uhr, in einem gleichnamigen Vortrag, die Psychiater des Jenaer Uniklinikums.
Im Zentrum steht dabei die Schizophrenie, eine schwere psychische Erkrankung, die bei den Betroffenen die Wahrnehmung der Umwelt, das Gefühlsleben und auch das Denken maßgeblich verändert. Die Jenaer Forscher haben nun Belege dafür gefunden, dass diese Störung mit funktionellen und organischen Veränderungen im Gehirn verbunden ist. "Wir haben in einer aktuellen Studie festgestellt, dass es bei schizophrenen Patienten im vorderen Teil des Gehirns zu einer verringerten Leistungsfähigkeit unter Gedächtnisaufgaben kommt", erläutert PD Dr. Ralf Schlösser aus der Jenaer Uniklinik für Psychiatrie. "Das war nur mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie möglich", so Schlösser zu den Vorteilen der modernen Technik, "denn mit diesem Verfahren können wir ganz ohne belastende Röntgenstrahlen Untersuchungen durchführen und die Aktivität des Gehirns sichtbar machen." Zugleich haben die Untersuchungen Volumenänderungen des Gehirns bei Patienten mit Schizophrenie aufgezeigt. Zum Einsatz kommt das Verfahren der Magnetresonanztomographie nicht nur bei der Erforschung der Schizophrenie, sondern auch bei Depressionen und anderen Erkrankungen.
Bilder der Hirn-Aktivität und damit unseres Gehirns "bei der Arbeit" zeigt Dr. Schlösser zum Tag der Gesundheitsforschung in seinem Vortrag, der um 14.30 Uhr noch einmal wiederholt wird. Außerdem wird der Mediziner darauf eingehen, welche Ursachen heute für die Erkrankung an Schizophrenie vermutet werden und welche Therapie-Möglichkeiten inzwischen bestehen. "Obwohl die genauen Ursachen nach wie vor unbekannt sind, gehen wir heute davon aus, das Schizophrenie durch eine Entwicklungsstörung des Gehirns und einer daraus folgenden dauernden Verletzbarkeit entsteht", so Schlösser. Oft wird der Ausbruch der Erkrankung, an der etwa 800.000 Bundesbürger mindesten einmal im Leben erkranken, von besonderen Belastungssituationen ausgelöst. Obwohl eine schizophrene Psychose das Leben grundlegend beeinträchtigen kann, ist die Erkrankung mit modernen psychiatrischen Methoden gut therapierbar, so dass den Betroffenen eine gute Lebensqualität ermöglicht werden kann.
Fragen zu Therapie und Diagnose oder anderen interessanten Themen rund um die psychische Gesundheit beantwortet Dr. Ralf Schlösser sowohl im Anschluss an seinen Vortrag als auch um 12.00 Uhr im Expertengespräch zum Thema "Psychische Erkrankungen".
19. Februar 2006, Tag der Gesundheitsforschung "Die Welt im Gehirn" Universitätsklinikum Jena-Lobeda
"Blick in die Seele" durch bildgebende Untersuchungen, Erforschung von Ursachen und Therapien psychischer Erkrankungen am Beispiel der Schizophrenie
10.30 Uhr, Vortrag von Dr. Schlösser, Jenaer Uniklinik für Psychiatrie
Wiederholung um 14.30 Uhr
12.00 Uhr Expertengespräch Psychische Erkrankungen
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