21.12.2006
Warum Hirnzellen zu bösartigen Tumoren mutieren
Neu am UKJ: Neuropathologe Prof. Christian Mawrin erforscht Mechanismen der Tumorentstehung
Jena. Hirntumoren oder Tumoren des Rückenmarkes gelten als besonders schwer behandelbar: Sie sind schwer zu operieren, und manche Formen sind gegenüber den üblichen Therapieverfahren mit Hilfe der Chemo- und Strahlentherapie unempfindlich. In diesen Fällen sucht die Medizin dringlich nach innovativen Ideen, wie solche Krebsgeschwulste dennoch gestoppt oder beseitigt werden können.
Einer, der sich mit eben diesen Fragen beschäftigt, ist Professor Christian Mawrin. Der 34jährige ist seit November neuberufener Leiter der Abteilung für Neuropathologie am Universitätsklinikum Jena. Damit arbeitet der gebürtige Magdeburger auf einem hochspezialisierten und derzeit viel beachteten Gebiet - als auf das zentrale Nervensystem spezialisierter Pathologe untersucht er Gewebeproben aus Hirn und Nervenbahnen auf krankhafte Veränderungen. Diese Ergebnisse werden manchmal noch während einer Operation von Neurochirurgen benötigt, damit diese den weiteren Verlauf der Operation bestimmen und die folgende Therapie festlegen können. "An dieser Schnittstelle zwischen Neurochirurgie, Neurologie und Onkologie sind wir faktisch ein Dienstleister für die Kollegen in den Kliniken", erklärt Christian Mawrin seine Beteiligung an der Diagnose.
Neben dieser direkten Teilnahme am Behandlungsprozess spielt die Arbeit des Neuropathologen Mawrin aber vor allem auch für die Forschung eine wichtige Rolle. Im Zentrum stehen dabei Fragen danach, welche Mechanismen neurologischen Erkrankungen zu Grunde liegen und wie diese bekämpft werden können. Dazu gehört auch die Untersuchung der Abläufe, die ein unkontrolliertes Wachstum vorher gesunder Zellen zu Tumorzellen und die Bildung von Tumorblutgefäßen steuern. "Uns interessiert das vor allem vor dem Hintergrund, wie wir diese Vorgänge beeinflussen und vor allem hemmen können", so Mawrin.
Für seine Erkenntnisse zu diesen Prozessen ist Christian Mawrin im vergangenen Jahr mit dem Hexal-Förderpreis ausgezeichnet worden. Bereits 2003 erhielt er für seine Ergebnisse in der Untersuchung der genetischen Schaltmechanismen bei Astrozytomen, die in ihrer bösartigen Form als eine der aggressivsten Hirntumorarten gelten, ein Graduierten-Stipendium der Novartis-Forschung. Außerdem wurde er 2004 von der Deutschen Gesellschaft für Neuropathologie und Neuroanatomie (DGNN) mit dem Theodor-Schwann-Forschungspreis ausgezeichnet.
Christian Mawrin, der neben seiner medizinischen Arbeit auch Klavier spielt und als Triathlet aktiv ist, wird das Fachgebiet Neuropathologie am UKJ auf- und ausbauen. Vor seinem Wechsel leitete er kommissarisch das Institut für Neuropathologie an der Magdeburger Universität. Nach Jena kam er sehr gern, vor allem wegen der "guten Forschungslandschaft hier in Thüringen" - und schlug dafür ein Angebot aus Ulm aus. Von der Stadt selbst hat er aber bisher noch nicht viel sehen können - "bisher bewege ich mich leider nur zwischen Klinik und Wohnung", so der neue Wahljenenser Mawrin.
Ansprechpartner:
Professor Dr. Christian Mawrin
Abteilung für Neuropathologie, Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Jena
Tel. 03641/9 324751
E-Mail: Christian.Mawrin@med.uni-jena.de