22.01.2007
Handchirurgen immer häufiger im OP gefragt
10. OP-Trainingskurs am UKJ reagiert auf steigende Eingriffszahlen und Patientenerwartungen
Oberarzt Friedel (r) überprüft die Genesungsfort-
schritte bei Johannes Kahl, der sich beimHolzhacken
verletzt hat. Foto: HGS/UKJ
Jena. Die speziellen Kenntnisse der Handchirurgen sind immer öfter im Operationssaal gefragt: Im vergangenen Jahr ist am Universitätsklinikum Jena die Zahl der Operationen, zu denen Handchirurg Oberarzt Friedel und sein Team gerufen wurden, um 35 Prozent auf über 900 Eingriffe gestiegen. Vor zehn Jahren, 1996, lag diese Zahl gerade mal bei 272.
"Handverletzungen haben in letzter Zeit sehr stark zugenommen, vor allem, weil Holz wieder als preiswerter Brennstoff gefragt ist", erklärt Dr. Reinhard Friedel, Oberarzt an der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am UKJ, diesen Anstieg. Das sei aber nur eine Seite der Medaille: "Die Patienten haben heute auch höhere Erwartungen an die Funktionsfähigkeit ihrer Hand nach der Operation, und kommen daher verstärkt zu uns in ein spezialisiertes Zentrum für Handchirurgie", so Oberarzt Friedel.
Diesen Entwicklungen widmet sich der 10. handchirurgische Workshop, der vom 25. bis 27. Januar am Universitätsklinikum Jena stattfindet. Zur Jubiläumsveranstaltung erwarten die Handchirurgen etwa 70 Teilnehmer aus dem ganzen Bundesgebiet. Zu der Weiterbildung für Fortgeschrittene gehören auch drei praktische Teile, in denen in Kooperation mit dem Institut für Anatomie I Übungen zu Operationstechniken angeboten werden. "Als Referenten haben wir die renommiertesten Handchirurgen Deutschlands gewinnen können", freut sich Reinhard Friedel. Thema des dreitägigen Workshops sind vor allem aktuelle Entwicklungen in den drei Bereichen der Handchirurgie - der Knochen-, Nerven- und der plastischen Chirurgie. Neben den Innovationen kommen aber auch hergebrachte Methoden zu Ehren: So wird Dr. Torsten Dönicke vom UKJ das altbewährte Verfahren der unterstützenden Behandlung venösen Blutrückflusses bei wieder angenähten Fingern mit Hilfe medizinischer Blutegel vorstellen. "Nach mikrochirurgischen Wiederherstellungen kleinster Gefäße mit Durchmessern von unter 0,8 Millimeter wie im Fingerbereich können diese Tierchen durch das Absaugen des Blutes oft dabei helfen, den verletzten Finger zu erhalten", so Friedel.
Bei allen erfreulichen medizinischen Fortschritten sieht der erfahrene Handchirurg eine weitere Entwicklung in seinem Bereich allerdings mit großer Sorge. Neben den Verletzungen beim Holzhacken und -sägen für den heimischen Kamin habe vor allem auch die Zahl der Hand- und Armverletzung durch Arbeitsunfälle zugenommen. "Wir sehen immer öfter Verletzungen, die auf mangelnden Arbeitsschutz zurückzuführen sind", bedauert der Handchirurg. Hier habe die Aufmerksamkeit sehr nachgelassen, zum Schaden der Betroffenen. Friedel: "Vieles, was wir mühsam wieder replantieren, wäre durch besseren Schutz von vornherein vermeidbar."
25. bis 27. Januar 2007, Beginn jeweils 9.00 Uhr
10. Handchirurgischer Workshop "Für Fortgeschrittene - Operationen an der Hand"
Universitätsklinikum Jena
Ansprechpartner:
Oberarzt Dr. Reinhard Friedel
Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Jena
Tel. 03641/9 32 28 11
E-Mail: e