26.09.2008
Jenaer Allgemeinmediziner erhält hochdotierten Forschungspreis
Studie zur hausärztlichen Versorgung von Patienten mit Depression ausgezeichnet
Jena. Der Direktor des Institutes für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Jena, Prof. Dr. Jochen Gensichen, wird heute mit dem Dr. Lothar Beyer Preis ausgezeichnet. Der mit 25.000 Euro dotierte Deutsche Forschungspreis für Allgemeinmedizin würdigt die Arbeiten Gensichens zur Verbesserung der Behandlung von Patienten mit Depression in der Hausarztpraxis.
Von Depressionen sind allein in Deutschland etwa vier Millionen Menschen zwischen 18 und 65 Jahren betroffen. Die erste und wichtigste Anlaufstelle für sie ist die Hausarztpraxis. Der Wissenschaftler und sein interdisziplinäres Team entwickelten einen einfachen Behandlungsansatz für die Hausarztpraxis, in dessen Mittelpunkt der regelmäßige Kontakt zum Patienten steht. Das Praxisteam klärt dabei anhand von Checklisten die aktuelle Verfassung des Patienten ab. "Keep it simple and smart - das war unsere Devise", so Gensichen, "denn wir wollen schließlich die über 50.000 Hausarztpraxen bei ihrer täglichen Arbeit mit den Patienten unterstützen."
Seit 2002 leitete der Wissenschaftler am Institut für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität Frankfurt am Main (Direktor Prof. Dr. Ferdinand M. Gerlach) ein Studienprogramm zur patientennahen Forschung bei Depression, das er jetzt am Jenaer Universitätsklinikum fortsetzt. Mit dem Preis würdigt die Jury die Ergebnisse des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Programms. Dabei wurde zum Beispiel untersucht, wie der Hausarzt eine Depression frühzeitig erkennen kann. "Es gibt Signalsituationen, wie wechselnde Beschwerden und häufige Arztwechsel, die den Hausarzt veranlassen sollten, mit der gezielten Suche zu beginnen", rät Gensichen.
Weitere Aspekte der Studien waren Warnhinweise für Suizidgedanken, der Nutzen einer strukturierten persönlichen Betreuung und die Entwicklung von Instrumenten zur Langzeit-Begleitung von Patienten mit Depression. Außerdem zeigte die PROMPT-Studie zur Depression in der Hausarztpraxis, dass den Arzthelferinnen gerade bei der Betreuung von depressiven Patienten eine wichtige Rolle in der Hausarztpraxis zukommt.
"Unsere Methode ist bei Depression sicher und effektiv. Wir wollen nun untersuchen, ob wir damit auch bei Patienten mit anderen chronischen Krankheiten die herkömmliche Therapie dauerhaft verbessern können", gibt Gensichen einen Ausblick auf weitere Vorhaben, "bei Arthosepatienten haben wir mit unseren Kollegen vom Universitätsklinikum Heidelberg schon erste Erfolge erzielt."
Der Deutsche Forschungspreis für Allgemeinmedizin - Dr. Lothar Beyer Preis - wird von der Dr. Lothar Beyer-Stiftung in diesem Jahr erstmals vergeben und im Rahmen des 42. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin in Berlin überreicht.
Kontakt:
Prof. Dr. med. Dipl.-Päd. Jochen Gensichen, MPH
Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Jena
Tel.: 03461 - 9 39 58 00
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