17.12.2008
Was Darmwände und Kugelalgen im Innersten zusammenhält
Prof. Dr. Otmar Huber erforscht Zelladhäsionsmoleküle und Signalprozesse
Jena. Prof. Dr. Otmar Huber ist der neue Direktor des Instituts für Biochemie II am Universitätsklinikum Jena. Der 44-jährige Biologe ist im November auf den Lehrstuhl für Biochemie und Molekularbiologie berufen worden.
Im Mittelpunkt der Forschungsarbeiten des gebürtigen Niederbayern stehen Zelladhäsionsmoleküle und zelluläre Signalprozesse. Zelladhäsionsproteine ragen aus der Zelle heraus und sorgen für die Anbindung der Zelle an Nachbarzellen und außerzelluläre Gerüstmoleküle, "sie ermöglichen den Zusammenhalt der Zellen im Gewebeverband und bilden die molekulare Grundlage für die Barrierefunktion von Zellschichten in Geweben und Organen, zum Beispiel im Darm oder in Blutgefäßen", beschreibt der Biochemiker Otmar Huber.
Als Doktorand an der Universität Regensburg züchtete er kubikmeterweise grüne Kugelalgen, um derartige Moleküle zu isolieren. Am Max-Planck-Institut für Immunbiologie in Freiburg untersuchte er später spezielle Adhäsionsmoleküle aus der Klasse der Cadherine, die zum Beispiel die Zellen der Darmwand aneinander heften. "Dieser Zusammenhalt zwischen den Zellen muss hohen mechanischen Belastungen standhalten. Während Reparaturprozessen, zum Beispiel nach Verletzungen, müssen die Zellkontakte jedoch so verändert werden, dass Zellen von den Rändern der Wunden in die Wundflächen einwandern können. Entsprechend ausgeklügelt ist die Regulation dieser Zelladhäsionsmoleküle", betont Otmar Huber. Die Faszination für den biochemischen Gewebeaufbau hat durchaus direkten Bezug zur klinischen Forschung. Denn wenn die Zelladhäsion gestört ist, können einzelne Zellen aus dem Verband ausweichen und sich weiter vermehren. "Das begünstigt die Tumorentstehung und -ausbreitung", erklärt Huber, "so sind für familiär gehäuft auftretende Magenkarzinome vererbte Veränderungen in Cadherinmolekülen nachgewiesen."
Für die biomedizinische Forschung interessant sind auch die von Zelladhäsionsmolekülen ausgehenden Signale und ihre Weiterleitung in der Zelle. Dies ist zum Beispiel wesentlich bei der Embryonalentwicklung und spielt auch bei der Entstehung bestimmter Krebsformen eine Rolle. "Von der Aufklärung der molekularen Mechanismen bei dieser Signaltransduktion versprechen wir uns langfristig mögliche Angriffspunkte für neue Therapien", fasst Otmar Huber, der zuletzt eine Professur an der Charité in Berlin innehatte, seine Forschungsziele zusammen.
Auch für die Lehre in der Biochemie, einem der drei großen vorklinischen Fächer in der Ausbildung der angehenden Mediziner, hat sich Professor Huber ein Ziel gestellt: "Ich möchte, dass die Studierenden die faszinierenden biochemischen und molekularbiologischen Zusammenhänge und ihre Bedeutung sowohl für die Entstehung als auch die Behandlung von Krankheiten verstehen. Die weitere Erforschung der molekularen Grundlagen dieser Prozesse ist wesentlich für die künftigen Entwicklungen in der modernen Medizin."
Prof. Dr. Otmar Huber
Mit "Planen, Organisieren, Kontakte knüpfen" beschreibt er seine gegenwärtige Arbeit, und das bezieht neben der Planung der Umbauarbeiten und der Einrichtung des Instituts die Koordination des Umzugs von Forschungsprojekten und Mitarbeitern, aber auch die Suche nach einer Bleibe für die Familie ein, die zur Zeit noch in Berlin wohnt.
Kontakt:
Prof. Dr. Otmar Huber
Institut für Biochemie II
Nonnenplan 2
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