29.04.2009
Menschliche Infektionen mit dem Schweinegrippevirus – gar nicht so selten
Institut am Universitätsklinikum Jena weist Infektionsrisiko bestimmter Berufsgruppen nach
Jena. Schweinemäster, Schlachter und Tierärzte haben ein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit Schweineinfluenzaviren. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle, noch unveröffentlichte Untersuchung, die am Institut für Virologie und Antivirale Therapie des Universitätsklinikums Jena durchgeführt wurde. In dieser Studie wurden 2008 und 2009 Serumproben von Schweinemästern, Schlachtern und Tierärzten aus Thüringen auf das Vorhandensein von Antikörpern gegen Europäische Schweineinfluenzaviren getestet.
Durch den häufigen und engen Kontakt zu Schweinen gelten diese Berufgruppen als besonders infektionsgefährdet. "Das konnten wir jetzt wissenschaftlich belegen", so der Studienleiter PD Dr. Roland Zell, "bei etwa einem Sechstel der Untersuchten fanden wir Antikörper gegen mindestens einen der drei zirkulierenden Virussubtypen." Die Jenaer Studie ist die erste Untersuchung, die seit dem Auftreten der Europäischen Schweineinfluenzaviren vor 30 Jahren aufgrund ihres Studiendesigns ein statistisch abgesichertes, signifikant erhöhtes Infektionsrisiko beruflich exponierter Personen nachweisen kann.
Man muss betonen, dass die Europäischen Schweineinfluenzaviren mit den derzeit in Mexiko auftretenden Viren nur entfernt verwandt sind. Die Wissenschaftler unterscheiden mindestens vier verschiedene Typen von Schweinegrippeviren aufgrund deren genetischer Ausstattung. Infektionen mit dem europäischen Typ verlaufen nicht tödlich und können mit einer milden Grippesymptomatik verbunden sein. "Die Häufigkeit dieser Infektionen bedeutet aber ein erhöhtes Risiko für die Bildung neuer Viruskombinationen nach einer Durchmischung mit menschlichen Influenzaviren", wertet Institutsdirektor Prof. Dr. Peter Wutzler die Ergebnisse der Studie.
Die Jenaer Virologen untersuchen seit 2005 Europäische Schweineinfluenzaviren. Ziel dieser Arbeiten ist ein vertieftes Verständnis der Evolution dieser Viren, die Erforschung ihres zoonotischen Potentials und ihrer Empfänglichkeit gegenüber antiviral wirksamen Substanzen.
Kontakt:
Prof. Dr. Peter Wutzler
Institut für Virologie und Antivirale Therapie,
Universitätsklinikum Jena
Peter.Wutzler(at)med.uni-jena.de
Weiterführende, ständig aktualisierte wissenschaftliche Informationen zum Schweineinfluenzavirus finden sie unter www.med.uni-jena.de/virologie.