01.11.2010
Intensivscore-App soll Herzchirurgen Einschätzung erleichtern
Von UKJ-Herzchirurgen Jena entwickelter Score für Schweregradklassifizierung von Intensivpatienten als iPhone-Applet verfügbar
Jena. Herzchirurgen des Universitätsklinikums Jena haben ein System zur einfachen Schweregradklassifizierung herzchirurgischer Intensivpatienten entwickelt. Dabei wird anhand weniger zentraler Parameter eine schnelle Beurteilung des Gesamtzustandes des Patienten ermöglicht. Der Score ist inzwischen auch als Applet für iPhone/iPad verfügbar.
"Eine tägliche Schwergradklassifizierung und Evaluierung der Organfunktionen kann für die Beurteilung von Komplikationen sehr hilfreich sein", erklärt Prof. Dr. Khosro Hekmat vom Universitätsklinikum Jena die Idee des Scoresystems. Krankenhauspersonal, Patienten und Angehörige würden gleichermaßen profitieren, denn Scoresysteme vermitteln eine Vorstellung vom Risiko eines langen Krankenhausaufenthaltes und der Letalität. "Hohe Scorewerte bei einzelnen Patienten sollten daher besonders junge Ärzte alarmieren, bei diesen Patienten den Rat erfahrener Kollegen einzuholen", so der Herzchirurg Hekmat weiter.
Der neue CASUS (Cardiac Surgery Score) zeigt für herzchirurgische Intensivpatienten eine exzellente Vorhersage von drohenden Störungen der einzelnen Organsysteme. Die Variablen des CASUS sind einfach, reproduzierbar und werden routinemäßig bei herzchirurgischen Intensivpatienten erfasst. Der CASUS könnte als Expertensystem für das Diagnostizieren von Organfunktionsstörungen, der Entscheidungsfindung, der Ressourcenauswertung und Vorhersage der Letalität für herzchirurgische Intensivpatienten dienen.
Bisher stand ein einfaches Schweregradklassifizierungssystem für die postoperative Einschätzung von herzchirurgischen Intensivpatienten noch nicht zu Verfügung. Für die Entwicklung des Scoresystems wurden über 10000 Patienten untersucht. Die Berechnung basiert auf 10 besonders wichtigen Parametern, die insbesondere bei der Beurteilung langliegender Patienten nicht übersehen werden dürfen.
"Der Score ermöglicht durch die Vergleichbarkeit objektiver Daten Aussagen darüber, ob sich der Zustand des Patienten verbessert oder verschlechtert", erklärt Hekmat. Hinweise für die Fortsetzung oder den Abbruch einer Therapie liefere er dagegen nicht. "Auf keinen Fall sollte aufgrund eines hohen Scorewertes bei einem Patienten eine weitere Therapie verweigert werden."
Die Jenaer Entwickler sehen das tägliche Scoring auch als Möglichkeit, um die Erwartungen der Betroffenen in die richtige Bahn zu lenken. Letztlich könne so auch die Kommunikation zwischen Intensivpersonal und den Angehörigen des Patienten verbessert werden.
Die Berechnung des CASUS kann im Internet auf folgender Seite kostenfrei durchgeführt werden:
http://www.htchirurgie.uniklinikum-jena.de/CASUS-page-613.html
Außerdem besteht die Möglichkeit ein Applet für das iPhone/iPad ebenfalls kostenfrei auf folgender Seite herunterzuladen: