16.11.2010
Krebspatienten Sorgen und Angst nehmen
UKJ-Psychoonkologen tagen am 17. November gemeinsam mit niedergelassenen Psychotherapeuten
Jena. Nichts fürchten die Deutschen mehr als Krebs, das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage der DAK. Wird tatsächlich irgendwann einmal die gefürchtete Diagnose gestellt, erleiden die meisten eine Art Schock. Im Krankenhaus stehen hier wie im Universitätsklinikum Jena den Patienten Psychoonkologen zur Seite, die speziell auf die besonderen Bedürfnisse der Krebspatienten eingehen können.
Wie diese Betreuung der an Krebs Erkrankten dann auch nach dem Klinikaufenthalt fortgesetzt werden kann, ist am 17. November Thema eines gemeinsam mit der Ostdeutschen Psychotherapeutenkammer veranstalteten Symposiums am Universitätsklinikum Jena. "Beim Übergang in die ambulante Betreuung klafft an dieser Stelle eine Versorgungslücke", erklärt Prof. Dr. Bernhard Strauß, Direktor des Instituts für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie am UKJ. Um einen Platz bei einem Psychotherapeuten zu bekommen, müssen lange Wartezeiten in Kauf genommen werden. Das ginge aber ebenso wie die klassische Form der Psychotherapie mit wöchentlichen Sitzungen über meist 12 Monate an den Bedürfnissen der Krebspatienten vorbei, so Strauß. "Nach einer Krebsdiagnose brauchen die Menschen schnelle Hilfe in einer extremen Belastungssituation", beschreibt der Psychologe. "In der Klinik stehen in dieser Situation Psychoonkologen bereit, erfahrungsgemäß entsteht ein großer Beratungsbedarf aber dann, wenn die Patienten die Klinik längst verlassen haben."
Lösungen für diese Situation suchen die Klinik-Psychoonkologen zusammen mit ihren Kollegen in den Psychotherapiepraxen. Der Bedarf ist zweifellos da, das wissen die am UKJ tätigen Psychoonkologinnen aus ihrer täglichen Arbeit. "Unsere regelmäßigen Befragungen zeigen, dass 40 bis 50 Prozent unserer Brustkrebspatientinnen einen Bedarf an psychoonkologischer Betreuung haben, sagt Diplom-Psychologin und Psychoonkologin Anke Matthes vom UKJ-Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie. Sie betreut mit einer Kollegin Patientinnen mit Brustkrebs und gynäkologischen Tumoren in der Frauenklinik am Universitätsklinikum Jena. "Die Frauen benötigen unsere Hilfe meist in akuten Krisensituationen wie nach der Übermittlung der schwerwiegenden Diagnose und der Wartezeit auf die medizinischen Befunde nach der Operation, aber auch während der Chemotherapie oder Bestrahlung. Oder später, wenn die Folgen der Krebserkrankung mit dem Verlust des Berufs oder finanziellen Sorgen sichtbar werden", so Matthes. Die Patientinnen stellen dabei besondere Anforderungen an die psychotherapeutische Versorgung, benötigen beispielsweise rasche Hilfe, flexible Terminplanungen und oft kürzere Therapien als normalerweise in der ambulanten Psychotherapie üblich. Manche sind nicht mobil genug, um eine Praxis aufzusuchen. Umso wichtiger sei es, hier Lösungen zu finden, damit Krebskranke nicht nach dem Klinikaufenthalt in ein Loch fallen, ohne die Chance auf psychoonkologische Hilfe.
17. November 2010, 9.00 Uhr
"Symposium Psychoonkologische Betreuung von TumorpatientInnen"
Hörsaal 1, Universitätsklinikum Jena-Lobeda, Erlanger Allee 101