06.12.2010
Leben mit der Ungewissheit
Angehörige vermisster Personen für wissenschaftliche Befragung gesucht
Jeden Tag werden ca. 250 Menschen als vermisst gemeldet - die Mehrzahl der Fälle klärt sich binnen kurzer Zeit auf, aber es gibt auch jene, die über Wochen, Monate, gar Jahre vermisst bleiben. Für die Angehörigen bedeutet dies, dass nichts mehr so ist, wie es einmal war. Fortan leben sie mit der Ungewissheit: Was mag passiert sein? Lebt die geliebte Person noch? Geht es ihr gut? Neben dieser Ungewissheit und der ständigen Hoffnung auf eine mögliche Rückkehr sind die Angehörigen auch mit ganz praktischen und finanziellen Problemen konfrontiert - und dabei oftmals auf sich allein gestellt.
„Laut meinen Recherchen gibt es in Deutschland keine offizielle Anlaufstelle, die sich explizit der Probleme Angehöriger vermisster Personen annimmt“, so Cornelia Hankel, die sich im Rahmen ihrer Diplomarbeit mit den Belastungen der Angehörigen befasst. „Häufig ist die Polizei der erste und einzige Ansprechpartner, doch deren Kapazitäten lassen selten eine umfassende psychologische Betreuung zu.“ Neben den fehlenden Institutionen zur Betreuung fehlt es an wissenschaftlichen Studien, die eine wichtige Basis für die Errichtung von Betreuungsmaßnahmen sein könnten. In ihrer Diplomarbeit will die angehende Psychologin einen ersten Schritt in diese Richtung tun und sucht hierfür Angehörige, die sich bereit fühlen, über ihren Verlust zu sprechen.
Angehörige, die sich an der Befragung beteiligen möchten, können sich unter mit ihren Kontaktdaten melden und folgenden Angaben: Wer wird vermisst (Verwandtschaftsgrad), wie alt ist die vermisste Person, seit wann ist sie verschwunden und welche Ursache wird für das Verschwinden angenommen. Die Befragung wird in Form eines persönlichen Interviews voraussichtlich im Februar oder März 2010 durchgeführt. Alle gemachten Angaben werden zu jeder Zeit anonym und vertraulich behandelt.