12.07.2011
55 Kilo weniger und kein Diabetes mehr
Keine Zuckerkrankheit mehr nach Schlauchmagen-Operation / Patientin will Erfahrung weitergeben
Jena. “Für mich war die Operation wirklich das letzte Mittel“, sagt Christina Cyliax mit Blick zurück auf ihre Krankengeschichte. Vor einem Jahr wurde der 53-Jährigen am Universitätsklinikum Jena der Magen operativ verkleinert. Damals wog die 1,62 Meter große Frau 140 Kilogramm. “Ich konnte nicht mehr liegen und nur noch mit einem Rollator laufen“. Mit den Kilos kamen Depressionen und psychische Probleme, aber auch Bluthochdruck und ein Typ-2-Diabetes. Fast drei Jahre war die lebensfrohe und energische Frau ans Haus gefesselt. „Ich habe Medikamente gegen Bluthochdruck, Diabetes und gegen die Schmerzen genommen“, beschreibt die zweifache Mutter ihr Leben vor der Operation. Alles hätte sie versucht, aber auf jede Diät folgte der Jojo-Effekt. Hinzu kam das Gefühl, als Dicke immer verächtlich angesehen zu werden, „auch von manchen Medizinern“.
Radikale Operation verkleinert Magen um 85 Prozent
Vor einem Jahr entschloss sich die Thüringerin zu einem radikalen Schritt. Sie kam in die Sprechstunde für Adipositaschirurgie am Universitätsklinikum Jena, um ihr Übergewicht mit einer Operation zu bekämpfen. „Ich traf auf ein sehr einfühlsames Team und ein überwältigendes Verständnis für uns Dicke“, sagt Cyliax. Über mehrere Monate wurde hier ihre Eignung für den Eingriff geprüft, in einem interdisziplinären Team aus Chirurgen, Diabetologen, Psychologen und Ernährungsberatern. Im Ergebnis wurde Christina Cyliax’s Magen um 85 Prozent zu einem sogenannten Schlauchmagen verkleinert. Diese Form der Adipositaschirurgie ist unumkehrbar, im Gegensatz zum Einsatz eines Magenbandes.
„Das Verfahren ist radikal und nicht folgenlos für die Patienten“, erklärt Dr. Hermann Kißler, Christina Cyliax’s behandelnder Arzt. „Manche Lebensmittel werden nicht mehr vertragen, viele Patienten können Essen nur noch eingeschränkt genießen“, so der Leiter der Spezial-Sprechstunde am UKJ. Auch deshalb ist eine Magen-Operation zur Gewichtsreduktion die absolut letzte Maßnahme, die bei weitem nicht bei jedem Patienten angewendet werden kann. Seit Etablierung der Sprechstunde wurden in Jena vier Patienten operiert.
„Die Maßstäbe für die Entscheidung zur Operation sind sehr streng und beinhalten auch, dass die Patienten zu einer echten Umstellung ihrer Lebensgewohnheiten nach dem Eingriff bereit sein müssen“, so Kißler. „Fehlt der Wille dazu, hilft auch die Operation nicht langfristig“.
Kein Bluthochdruck und Diabetes nach 12 Monaten
Christina Cyliax ist ein positives Beispiel: „Ich kann sogar wieder alles essen, aber in kleinen Mengen“. 12 Monate nach der Operation zeugen nur fünf kleine Narben auf ihrem Bauch von der großen Veränderung. 55 Kilogramm Gewicht hat sie verloren. Sie braucht keine Mittel gegen erhöhten Blutdruck mehr, auch der Diabetes ist verschwunden.
„Auf diesen Effekt hatten wir gehofft“, erklärt Oberarzt Dr. Christof Kloos, Diabetologe der Klinik für Innere Medizin III, der im interdiziplinären Team der Adipositaschirurgischen Sprechstunde mitarbeitet. „Bei einem durch Übergewicht verursachten Diabetes können der Gewichtsverlust und reduzierte Kost dazu führen, dass die körpereigene Insulinproduktion wieder ausreicht, um den Blutzuckerwert zu normalisieren. Genau das ist hier eingetreten.“
Normalisiert hat sich so ziemlich alles im Leben von Christina Cyliax: „Ich kann wieder laufen und am Leben teilnehmen, das ist für mich das Größte“, freut sich die ehemalige Reisebegleiterin, die ihre Arbeit durch die Gewichtsprobleme aufgeben musste. Jetzt läuft sie wieder täglich 8 bis 16 Kilometer und achtet sehr auf ihre Ernährung. „Das muss einfach sein, damit sich die Operation wirklich langfristig gelohnt hat“.
Diese ihre Erfahrungen möchte Christina Cyliax gern weitergeben, und engagiert sich jetzt in einer mit Unterstützung ihrer Ärzte am UKJ ins Leben gerufenen Selbsthilfegruppe. „Ich hoffe sehr, dass möglichst viele Dicke sich trauen und den Weg zu uns finden, damit wir gemeinsam nach einem Ausweg aus der Gewichtsfalle suchen können“, so Cyliax. Die Gruppe trifft sich zwei Mal im Monat am Jenaer Uniklinikum, und steht allen Betroffenen offen.
Adipositas-Selbsthilfegruppe Jena
Treffpunkt: jeden ersten und dritten Montag im Monat im Universitätsklinikum Jena-Lobeda, Erlanger Allee 101
Kontakt:
Christina Cyliax
Tel. 0178/3727402
E-mail:
Dr. Hermann Kißler
Leiter der Sprechstunde Adipositaschirurgie, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Jena
Tel. 03641/9 32 26 36
E-Mail:
Oberarzt Dr. Christof Kloos
Funktionsabteilung Endokrinologie/Stoffwechselerkrankungen, Klinik für Innere Medizin III, Universitätsklinikum Jena
Tel. 03641/9 3 48 43
E-Mail: