26.05.2011
Mit strahlenden Mikrosphären gegen Leberkrebs
Neues Behandlungsverfahren: Radioaktive Kügelchen greifen Metastasen direkt in der Leber an
Jena. Mit einem neuen Behandlungsverfahren wollen die Ärzte des Universitätsklinikums Jena den Leberkrebs bekämpfen: Kleine radioaktiv strahlende Kügelchen greifen den Tumor direkt im Körper an und sollen dort das weitere Wachstum aufhalten. Das innovative Verfahren der Selektiven Internen Radiotherapie (SIRT) wurde jetzt erstmalig am UKJ angewandt.
Leberkrebspatienten werden am besten mit einer Operation zur Entfernung des Tumors behandelt. Ist der Tumor nicht durch eine Operation entfernbar oder kommt der Krebs wieder und streut Metastasen in der verbliebenen Leber, bleibt oft nur die Chemotherapie. Manchen Patienten kann auch mit einer Lebertransplantation geholfen werden. Doch die Wartezeiten sind lang, heute über anderthalb Jahre. Monate, in denen der Krebs weiter wachsen und schaden kann. „Unser Ziel ist es daher, das Tumorwachstum zu stoppen, um diese Wartezeit bis zu einer Transplantation überbrücken zu können“, erklärt Prof. Utz Settmacher, Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Jena. Derzeit warten an seiner Klinik in Jena 30 Krebspatienten auf eine neue Leber.
Das neue Therapieverfahren bietet hier eine Chance. Gerade Lebertumoren sind stark durchblutet und bilden ihre eigenen Strukturen, um den Tumor versorgen zu können. „Um diese Versorgung zu unterbrechen, werden bei einer SIRT-Therapie radioaktiv strahlende Mikrosphären über eine Arterie direkt in die Leber injiziert“, erklärt PD Dr. Ulf Teichgräber, kommissarischer Direktor des UKJ-Instituts für Interventionelle und Diagnostische Radiologie II. Diese sammeln sich in den Gefäßen des Tumors und geben dort im Körperinneren gezielt ihre Strahlung ab. „Die Therapie muss durch den Nuklearmediziner für jeden Patienten individuell geplant und die Therapiedosis aufwändig berechnet werden, um einerseits die optimale Wirkung zu erzielen und andererseits möglichst wenig Nebenwirkungen zu verursachen“ erläutert der Chefarzt der Klinik für Nuklearmedizin Dr. Martin Freesmeyer.
Bei diesem neuen Verfahren arbeiten die drei Gebiete Nuklearmedizin, Radiologie und Chirurgie gemeinsam an der Behandlung von Tumorpatienten. Neben der Behandlung von nicht operablen Lebermetastasen kann SIRT perspektivisch auch bei anderen Krebserkrankungen eingesetzt werden. Die erst seit einigen Jahren zugelassene Therapie wird bisher nur in wenigen Behandlungszentren in Deutschland angeboten.
Nach dem ersten erfolgreichen Einsatz wurde am Universitätsklinikum Jena vor einigen Tagen der zweite Leberkrebs-Patient mit Hilfe von SIRT behandelt. „Wir sind optimistisch, damit künftig vielen unserer Patienten effektiv helfen zu können“, so Dr. Teichgräber.
Kontakt:
Dr. Martin Freesmeyer
Chefarzt der Klinik für Nuklearmedizin, Universitätsklinikum Jena
Tel 03641/9 3 32 20
E-Mail:
PD Dr. Ulf Teichgräber
Komm. Direktor des Instituts für Interventionelle und Diagnostische Radiologie II, UKJ
Tel. 03641/9 32 48 31