24.03.2011
Trauung der besonderen Art
Patient auf der Warteliste für ein neues Herz heiratet auf der Intensivstation am UKJ
Jena. „Wann, wenn nicht jetzt?“ - Mit diesen Worten begründet Swen Benedixs seine Entscheidung für einen Hochzeitstermin der besonderen Art. Der 40-jährige gab gestern auf der Intensivstation des UKJ seiner langjährigen Partnerin Susanne Schreiber das Ja-Wort. Im von den Stationsschwestern liebevoll mit Rosen dekorierten Patientenzimmer wurde die standesamtliche Zeremonie am Krankenbett vollzogen, denn Swen Benedixs kann das Bett nicht verlassen. Der gebürtige Eisenacher leidet seit Jahren an einer schweren Herzerkrankung, lebte zuletzt mit einem implantierten Defibrillator. Doch die Herzerkrankung ließ sich nicht aufhalten. Seit Jahresanfang weiß er, dass seine letzte Chance eine Herztransplantation ist. Vor drei Wochen verschlechterte sich sein Zustand, seitdem ist er am Universitätsklinikum Jena und wartet als einer von 16 Patienten auf ein neues Herz.
In dieser Zeit fiel die Entscheidung, nach 20 gemeinsamen Jahren jetzt den Schritt zu wagen und zu heiraten. Innerhalb weniger Tage wurde alles arrangiert. Nach nicht einmal einer Woche war es dann soweit: Die Standesbeamtin traute das Paar gestern Nachmittag im kleinsten Kreis. Natürlich hatte sich das Brautpaar diesen Moment ursprünglich ganz anders vorgestellt, nicht auf einer Krankenhausstation, vom Bett aus. Aber sie planen ganz fest, Zuhause in Mihla bei Eisenach groß nachzufeiern, später, wenn alles überstanden ist.
Eine gute Nachricht konnten die Herzchirurgen dem Paar bereits übermitteln: Am Morgen seines Hochzeitstages wurde Swen Benedixs auf Antrag der Jenaer Herzchirurgen von Eurotransplant auf der Warteliste hochgestuft, jetzt gehört er zu den Patienten mit der höchsten Dringlichkeitsstufe. Eine Nachricht, die dem Bräutigam zum zweiten Mal an diesem Tag die Augen feucht werden ließ.
Hintergrund - Herztransplantationen am UKJ
Im letzten Jahr haben die Herzchirurgen am Universitätsklinikum Jena 11 Herztransplantationen durchgeführt, auch in Kombination mit anderen Organen. Im Schnitt warten die Patienten viele Wochen auf ein neues Organ, mit der höchsten Dringlichkeitsstufe kann die Wartezeit bis zu 160 Tage betragen. Größtes Problem dabei ist die nach wie vor geringe Zahl von Spenderorganen.
Im vergangenen Jahr wurde am UKJ das 100. Herz seit Beginn des Transplantationsprogramms im Jahr 1999 transplantiert.