27.06.2013
Immer mehr Kleinkinder erkranken an Diabetes: Jenaer Diabeteszentrum hilft Familien in Thüringen
Rund 600 Kinder im Freistaat betroffen / „Familien Sicherheit geben und entlasten“
Jena (ukj / me). Der Atem riecht nach Nagellack, häufiges Trinken, gesteigertes Wasserlassen und Gewichtsverlust sind Symptome: Die Diagnose Diabetes Typ 1 ist für Eltern und Kinder ein Schock. Sie müssen lernen, mit der Krankheit umzugehen, die sie ein Leben lang begleiten wird. In Deutschland sind über 25.000 Kinder und Jugendliche bis zum 19. Lebensjahr von Diabetes Typ 1 betroffen. Unterstützung finden Familien im Verein „Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche Jena e.V.“. 2007 wurde das Zentrum unter anderem vom Kinderdiabetesexperten Dr. Axel Dost, Kinderarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Jena (UKJ), gegründet.
Netzwerk von Experten
Bereits im Säuglingsalter kann diese Autoimmunerkrankung auftreten, bei der die Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr produziert. „Blutzucker messen und Mahlzeiten genau berechnen gehören nach der Diagnose zum Alltag. Kinder und Eltern brauchen medizinische Betreuung, psychologische Unterstützung und Begleitung im Umgang mit der Krankheit“, erklärt Dost.
Zusammen mit der Jenaer Kinderdiabetologin Dr. Jutta Wendenburg und seinen Kollegen bietet er mit dem Diabeteszentrum eine wichtige Anlaufstelle für Kinder, Eltern und betreuende Personen in Thüringen. Im vergangenen Jahr wurde das Expertennetzwerk aus Ärzten, Diabetesberaterin, Sozialpädagogin, Psychologe und Betroffenen für sein Engagement belohnt und mit dem „Fine Star“- Preis für das beste Kinderdiabetes-Projekt ausgezeichnet.
Familien und Umfeld schulen und sensibilisieren
Das Zentrum hilft landesweit: Die Diabetesexperten betreuen 150 Kinder nicht nur in Jena, sondern im Umkreis von 100 Kilometern. Das Besondere am Zentrum ist, dass die persönliche Erfahrung der Fachleute einfließt: Sozialpädagogin Liane Hansberg und Cornelia Bartzok haben Kinder, die an Diabetes leiden. Sie kennen das Muster. „Besonders die Eltern opfern sich auf, denn sie müssen jederzeit für ihre Kinder da sein. Wir wollen den Familien Sicherheit geben und diese entlasten. Nur durch lebenslange Disziplin lassen sich Folgeschäden vermeiden“, erklärt Hansberg.
Das Team schult und sensibilisiert auch das Umfeld der Kinder, vor allem Erzieher und Lehrer. „Aufklärungsarbeit und der Abbau von Berührungsängsten ist wichtig“, betont Bartzok.
Immer mehr Kleinkinder erkranken
Die Zahl der Diabetes Typ I- Erkrankungen steigt vor allem in der Gruppe der Kleinkinder. In Thüringen sind rund 600 Kinder und Jugendliche betroffen. In der Regel werden die Patienten heute mit einer Insulinpumpe versorgt. „Damit kann der Insulinbedarf viel genauer eingestellt werden. Die Insulinpumpe kommt dem natürlichen Prozess am nächsten. Im Alltag der Kinder sorgt das für mehr Lebensqualität“, erklärt Dost.
Zeit für vertrauliche Gespräche: Die Beratungsstelle des Vereins hat dienstags und donnerstags von 9.00 bis 12.00 Uhr und mittwochs von 13.00 Uhr bis 15.00 Uhr geöffnet.
Kontakt:
Liane Hansberg
Sozialpädagogin
Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche Jena e.V.
Schillerstraße 1
07745 Jena
Tel: 03641- 355 88 6
Fax: 03641- 35 72 18