10.06.2013
UKJ-Studie: Große Zufriedenheit bei Angehörigen von Patienten der Intensivstation (ITS)
Neuer Wartebereich eingerichtet / Unterstützung durch Stationspsychologin
Jena (ukj/as). Angehörige von Patienten, die auf der Intensivstation am Universitätsklinikum Jena (UKJ) behandelt werden, sind mit dem Personal und den Abläufen insgesamt sehr zufrieden. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung, die jetzt publiziert worden ist. „Wir haben 215 Familienmitglieder von Patienten befragt, die länger als 48 Stunden auf der ITS behandelt wurden“, sagt Dr. Christiane Hartog. „Es ist meines Wissens die erste Publikation dieser Art in Deutschland.“ Die Privatdozentin leitet ein auf fünf Jahre angelegtes Forschungsprojekt mit dem Namen EIDECS, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Situation der Angehörigen auf der Intensivstation zu verbessern.
„Es handelt sich um eine Studie des Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums Sepsis und Sepsisfolgen, die Ergebnisse kommen jedoch Angehörigen aller ITS-Patienten zugute“, so Dr. Hartog. Das Sepsiszentrum, kurz CSCC, ist eine Einrichtung des UKJ und der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Besonders an der Untersuchung ist, dass nicht nur Einschätzungen abgefragt, sondern zusätzlich Kommentare der Befragten ausgewertet wurden. Trotz hoher Zufriedenheit gibt es Verbesserungspotential: Einige Vorschläge sind bereits in die Tat umgesetzt worden. So sind ein neuer Wartebereich und ein Besprechungsraum entstanden, in dem Ärzte mit den Angehörigen ungestört Gespräche führen können.
Die Erlebnisse auf einer Intensivstation stellen für Angehörige eine besondere Belastung dar. „Die Prognose bei ITS-Patienten ist unsicher, ihr Zustand kann sich von einem Tag auf den anderen ändern“, so Dr. Hartog. Wenn die Patienten nicht ansprechbar sind, müssen Angehörige zudem schwierige Entscheidungen treffen und Verantwortung tragen. Um diese Situation besser bewältigen zu können, ist seit zwei Monaten eine Stationspsychologin im Einsatz, die ebenfalls über das Forschungsprojekt finanziert wird. Dr. Teresa Deffner steht den Angehörigen jeden Tag während der Besuchszeiten als feste Ansprechpartnerin zur Seite. Sie unterstützt auch die Einführung eines Intensivtagebuchs, in dem Pflegekräfte und Angehörige die Entwicklung des Patienten auf der Intensivstation festhalten. Dieses Tagebuch hilft den Beteiligten, die schwierige Erfahrung später besser zu verarbeiten.
In einem begleitenden Editorial, das auf die Publikation hinweist, betont der Intensiv- und Palliativmediziner Prof. Randall Curtis aus Seattle, dass die Zufriedenheit von Angehörigen in der Intensivmedizin weltweit zunehmend in den Fokus rückt. Untersuchungen zeigen, dass viele Angehörige mit Problemen wie Angst, Depressionen oder komplizierter Trauer zu kämpfen haben. „Diese Belastung kann man senken, wenn man auf der Intensivstation in geeigneter Weise mit den Angehörigen umgeht“, so Dr. Hartog. Eine große Bedeutung komme dabei der Kommunikation zu. „Darum ist es besonders wichtig, Zeit und Ressourcen für Gespräche zu schaffen und Ärzte und Pflegekräfte in effektiver Kommunikation zu schulen.“ Am Universitätsklinikum Jena stehen insgesamt 72 ITS-Betten zur Verfügung, davon 50 aus der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie und 22 aus der Klinik für Innere Medizin I und Neurologie.
Kontakt:
PD Dr. Christiane Hartog
Projektleiterin EIDECS
Tel.: 03641 / 9 32 31 71
E-Mail:
Dr. rer. nat. Teresa Deffner
Psychologin für die Intensivstation
Tel.: 03641 / 9 32 31 47
Weitere Informationen zum Forschungsprojekt:
www.eidecs.uniklinikum-jena.de
Originalveröffentlichung:
Schwarzkopf D, Behrend S, Skupin H, Westermann I, Riedemann NC, Pfeifer R, Gunther A, Witte OW, Reinhart K, Hartog CS (2013) Family satisfaction in the intensive care unit: a quantitative and qualitative analysis. Intensive Care Med. DOI 10.1007/s00134-013-2862-7
Schleyer AM, Curtis, JR (2013) Family satisfaction in the ICU: why should ICU
clinicians care? Intensive Care Med. DOI 10.1007/s00134-013-2939-3