23.04.2013
Zahnärztetagung zu aktuellen Biomaterialien
Zwischen Komposit und Amalgam – Welche Zahnfüllungen sind geeignet?
Jena/Weimar. Die Anforderungen an aktuelle Biomaterialien zur Zahnerhaltung sind hoch. Dauerhaft eingesetzt, bleiben sie in unmittelbarem Kontakt mit dem Körper, so dass die biologische Verträglichkeit ein entscheidendes Kriterium für die Eignung ist. Auch längerfristig sollen Zahnfüllungen möglichst wenig negative Auswirkungen auf das umliegende Gewebe und den gesamten Organismus haben. Welches der aktuellen Biomaterialien am besten geeignet ist, wird u. a. am 27. April 2013 auf der Frühjahrstagung der Thüringer Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde am Universitätsklinikum Jena e. V. (TGZMK) in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (Geschäftsführender Direktor Prof. Dr. Harald Küpper) diskutiert. Speziell auch die Anatomie und Struktur des Zahnes sowie Lage und Größe des Defektes haben Einfluss auf die Entscheidung. So kommt es insbesondere darauf an, bei der Kariesbehandlung möglichst viel gesunde Zahnhartsubstanz zu schonen.
Zwar hat Amalgam als Füllungsmaterial unbestreitbare Vorteile - etwa die auch unter schwierigen Bedingungen im Mund gute Verarbeitung sowie die Haltbarkeit, die bis heute auch von Zahnärzten geschätzt wird. Doch die Kritik an der Amalgamfüllung, die Quecksilber enthält und auch die Patientenforderung nach zahnähnlichem Aussehen der Füllungen führte zur Entwicklung neuer, ästhetisch ansprechender Biomaterialien zur Therapie der Karies. Die so genannten „Komposite“, fälschlicherweise auch als „Kunststoff-Füllungen“ bezeichnet, da die Hauptbestandteile Keramikpartikel sind, haben sich inzwischen in der Zahnarztpraxis gut etabliert. Sie wurden zunächst ausschließlich im Frontzahnbereich eingesetzt, werden zunehmend aber auch im Seitenzahnbereich verwendet. Dabei gibt es aber gravierende Unterschiede der physikalischen und chemischen Eigenschaften dieser Materialien, in der Biokompatibilität und hinsichtlich der Langzeitstabilität.
Neben den Eigenschaften wie Härte, Elastizität, Polierbarkeit, Biege-, Druck- und Zugfestigkeit müssen bei der Wahl der Füllungsmaterialien auch Aspekte der biologischen Eignung bedacht werden, das sind u. a. die Korrosionsbeständigkeit, Abriebsfestigkeit, Toxizität und das Allergisierungspotential. Je ausgedehnter der Defekt am Zahn ist, desto höher sind die Anforderungen an eine mögliche Restauration mit einem Komposit. Während es für den Einsatz traditioneller Füllungsmaterialien jahrzehntelange praktische Erfahrungen gibt, liegen für Seitenzahnfüllungen mit Komposit, inzwischen aber auch schon evidenzbasierte Studien vor.
Auf der TGZMK-Tagung in Weimar unter der Leitung von Prof. Bernd W. Sigusch und PD Wilfried Reinhardt wird der präventive Aspekt aktueller Füllungsmaterialien diskutiert. Konsistenz, Biegebruchfestigkeit und Abrasion (Abnutzung) der Komposite wurden verbessert und die Schrumpfung reduziert, so dass diese Materialien inzwischen dem Amalgam durchaus Konkurrenz machen. Komposite erfordern allerdings einen höheren Zeitaufwand bei der Anfertigung und sind deshalb etwas teurer. Insgesamt kann man aber davon ausgehen, dass die breite Anwendung der ästhetisch anspruchsvollen Materialen wie der Komposite, aber auch der Keramikinlays, die ebenfalls mit Kompositmaterial befestigt werden, nicht mehr aufzuhalten ist.
Hintergrund
Am 27. April 2013 findet in der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen in Weimar die Frühjahrstagung der Thüringer Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde am Universitätsklinikum Jena e. V. (TGZMK) in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde statt. Tagungsleiter sind Prof. Dr. Bernd W. Sigusch und PD. Dr. Wilfried Reinhardt, Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universitätsklinikum Jena und Vorsitzender der Thüringer Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde. Die Tagung wird in Zusammenarbeit mit dem WHO-Kollaborationszentrum „Prävention oraler Erkrankungen“ (WHOCC) durchgeführt. Das Ziel der TGZMK ist es, die Forschung und Lehre am Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde des Universitätsklinikums Jena zu unterstützen sowie die Beziehungen zwischen Wissenschaft und Praxis zu pflegen.
Weitere Informationen zur TGZMK-Tagung sind auf der Homepage unter www.conventus.de/tgzmk zu finden. Journalisten sind eingeladen, sich auf der Tagung über die Themen zu informieren und darüber zu berichten. Die Akkreditierung ist über die Kongress-Homepage möglich!
Kontakt:
Prof. Dr. Dr. Bernd W. Sigusch, PD Dr. Wilfried Reinhardt
Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Universitätsklinikum Jena