25.11.2014
Dem Sohn wieder die Schuhe zubinden
500. Schlaganfallpatient erhält deutschlandweit einzigartige Bewegungstherapie am UKJ / Spezialtherapie seit über 10 Jahren im Einsatz
Jena (UKJ / me). Vor zwei Jahren erlitt Dr. Gunnar Heidrich einen Schlaganfall, als er gerade beim Radfahren auf dem Weg nach Hause war. Seit diesem Tag leidet er unter Bewegungsstörungen. Einer seiner größten Wünsche: Dem Sohn wieder die Fußballschuhe zubinden können. Am Universitätsklinikum Jena (UKJ) erhielt der 45-jährige Hilfe und absolvierte eine deutschlandweit einzigartige Schlaganfalltherapie, das sogenannte Taubsche Bewegungstraining. Heute kann er seine Hand besser im Alltag einsetzen und seinem Sohn auch wieder die Schuhe zubinden.
„Beim Taubschen Bewegungstraining wird der gesunde Arm in eine Schiene gelegt. Dadurch muss der Patient die betroffene Hand nutzen. Der Erfolg dieser Verhaltenstherapie ist unabhängig von Alter, Geschlecht und Zeitpunkt des Schlaganfalls. Beispielsweise zeigte sich bei einer Patientin, deren Schlaganfallereignis 29 Jahre zurücklag, eine deutliche Verbesserung nach der Therapie. Unser jüngster Patient war gerade einmal drei und unsere älteste Patienten 87 Jahre alt“, erklärt Dr. Ulrike Teschner, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Neurologischen Tagesklinik am UKJ.
Wieder ein Hemd anziehen und zuknöpfen oder mit Messer und Gabel essen können, sind nur zwei Beispiele für Herausforderungen, mit denen Schlaganfallpatienten wie Gunnar Heidrich konfrontiert sind. Zwei Wochen lang kommen Patienten in die Tagesklinik der Hans-Berger Klinik für Neurologie, um Alltagsaufgaben wieder zu erlernen.
Die Sporttherapeutin spricht von einer intensiven Zeit während der zweiwöchigen Therapie. „Unsere Patienten absolvieren täglich ein siebenstündiges Training, davon die Hälfte am Klinikum. An den Nachmittagen müssen die Patienten weitere dreieinhalb Stunden eigenständig Bewegungen üben. Sie trainieren zum Beispiel Gegenstände zu greifen und Türen zu öffnen.“ Die Therapie soll laut Teschner ein Umkippen im Gehirn bewirken. „Umliegende Hirnareale übernehmen die Funktion des zerstörten Gewebes.“
Bereits seit 10 Jahren wird die Therapie erfolgreich bei Schlaganfallpatienten, aber auch bei Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma eingesetzt. „Wir arbeiteten bereits mit Patienten aus Spanien, Schweden und der Schweiz. Das Feedback nach der Therapie ist positiv. Die Bewegungsfähigkeiten unserer Patienten sind deutlich verbessert. Viele bemühen sich um eine Wiederholungstherapie“, sagt Teschner. „Doch der Erfolg der Therapie ist vor allem von der Eigeninitiative und Leistungsbereitschaft der Patienten abhängig“, betont Teschner. Heidrich etwa kann wieder voll arbeiten.
Kontakt:
Dr. Ulrike Teschner
Hans-Berger-Klinik für Neurologie
Universitätsklinikum Jena
Erlanger Allee 101
07747 - Jena
Tel.: 0151 - 61345410