11.08.2014
Nur ein kurzer Stich
UKJ-Experte warnt vor Impfmüdigkeit vor dem Urlaub
Jena (UKJ/kr). Die Schulferien in Thüringen sind in vollem Gange. Wer eine Urlaubsreise macht – besonders außerhalb von Deutschland – sollte einiges beachten, um nicht während oder nach dem Urlaub an einer Infektionskrankheit zu leiden. „Urlauber sollten sich spätestens sechs bis acht Wochen vor Reiseantritt um den Impfschutz kümmern“, sagt Dr. Benjamin Schleenvoigt vom Zentrum für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Jena (UKJ). Verschiedene Impfungen müssen wiederholt und in bestimmten Abständen gegeben werden, so Dr. Schleenvoigt. „Wer sich zu spät informiert, erhält unter Umständen keinen ausreichenden Impfschutz.“
Grundsätzlich gilt: Die erste Anlaufstelle ist der Hausarzt. Darüber hinaus können Gesundheitsämter, Gelbfieberimpfstellen oder andere Spezialisten aufgesucht werden. Generell sind Standardimpfungen für Erwachsene und Kinder wichtig, unter anderem gegen Tetanus, Diphtherie und Polio sowie Masern, Röteln und Mumps. „Auch bei Reisezielen in Europa ist Impfschutz wichtig“, betont Dr. Schleenvoigt. Im Mittelmeerraum besteht ein hohes Risiko für Hepatitis A und B. Durch eine Kombinationsimpfung können Reisende den durch diese Viren verursachten Leberentzündungen vorbeugen. Die bei uns ausgerottete Tollwut spielt in der Türkei nach wie vor eine Rolle. Bei unvorhersehbarem Umgang mit Tieren sollte deswegen über eine Tollwut-Impfung nachgedacht werden, so der Facharzt. Auch auf Insektenschutz sollten Reisende im Mittelmeerraum ausdrücklich achten. So übertragen Sandmücken die Leishamniose und Zecken Rickettsiose.
Der Jenaer Experte warnt aber auch vor Malaria, die tödlich verlaufen kann: „In den letzten Jahren gab es in Deutschland pro Jahr circa 500 Fälle.“ Die meisten Fälle werden von Reisenden in Afrika erworben und nach Deutschland mitgebracht. Da vom Zeitpunkt des Ansteckens bis zum Ausbruch der Krankheit mehrere Wochen vergehen können, werde die Infektion oft erst spät festgestellt. Das Bewusstsein für die Infektionskrankheit sei unter Reisenden nicht so hoch, wie es sein sollte. Eine Prophylaxe gegen Malaria in Form einer Impfung gibt es nicht. Dr. Schleenvoigt empfiehlt daher bei Reisen in Länder mit hohem Malariarisiko, eine medikamentöse Prophylaxe einzunehmen. Dabei müsse das Risiko vor Ort genauso abgewogen werden wie bereits bestehende Erkrankungen und Verträglichkeiten. Mückenstiche können am besten durch lange, helle Kleidung vermieden werden und durch ein Moskitonetz für den Schlafplatz. Auch Mückenschutzmittel, die auf die Haut aufgetragen werden, beugen vor. Hier sollte darauf geachtet werden, dass der Wirkstoff DEET enthalten ist.
Eine Impfung ist nie kostenlos. Entweder wird sie von der Krankenkasse oder vom Patienten bezahlt. „Reiseimpfungen werden jedoch nicht von allen Krankenkassen übernommen“, so der Internist, der die infektiologische Ambulanz am UKJ betreut. „Generell sollte man sich vor einer anstehenden Reise erst impfen lassen und die entstehenden Kosten auslegen.“
Weitere Informationen bietet die Homepage des Robert Koch Institutes: