09.11.2015
Brustkrebs: Spezielle Bestrahlung von „innen“ genau so effektiv wie Bestrahlung von außen
Wissenschaftler aus Jena an fünfjähriger europäischer Studie beteiligt / Verfahren ist deutlich kürzer und schont umgebendes Gewebe / Vortrag bei der Offenen Krebskonferenz am 14. November
Jena (ukj/dre). Eine spezielle Form der Strahlentherapie, die Brachytherapie, ist bei der Therapie von Brustkrebs genau so effektiv wie die Bestrahlung der Brust von außen. Allerdings ist sie mit einer Dauer von nur einer Woche deutlich kürzer: Eine Bestrahlung von außen dauert bis zu sechs Wochen. Zu diesem Ergebnis kamen internationale Brustkrebs- und Strahlentherapieexperten unter Beteiligung des Universitätsklinikums Jena (UKJ) im Rahmen einer europäischen Therapiestudie. Die Studienergebnisse wurden nun in der renommierten Fachzeitschrift „Lancet“ publiziert.
Prof. Dr. Thomas G. Wendt, Direktor der Klinik für Strahlentherapie am UKJ: „Dabei handelt es sich um eine Teilbrustbestrahlung. Dieses Verfahren kann Brustkrebspatienten angeboten werden, die wegen eines kleinen Tumors ohne Lymphknotenbefall im Achselbereich an der Frauenklinik des UKJ operiert wurden. Die Bestrahlung dauert eine Woche und erfolgt stationär.“ Durchgeführt wird die Bestrahlung mittels Brachytherapie: Dabei werden in einer Kurznarkose an die Stelle des zuvor operativ entfernten Brusttumors dünne Plastikschläuche von ca. 1,5 Millimeter Durchmesser eingebracht, in die zweimal pro Tag für wenige Minuten eine radioaktive Quelle eingebracht wird. „Ein großer Vorteil dieser Methode ist, dass das umliegende Gewebe besser geschont wird“, erklärt Prof. Wendt.
Die europäische Studie erstreckte sich über fünf Jahre, umfasste über 1.000 Patientinnen und wurde durch die Deutsche Krebshilfe gefördert. „Gemeinsam mit den Kollegen aus vielen anderen europäischen Ländern konnten wir nun nachweisen, dass diese Form der Therapie genauso effektiv ist, um ein Wiederauftreten des Brusttumors zu vermeiden, wie die herkömmliche Bestrahlung, allerdings deutlich schonender und in kürzerer Zeit“, so der Jenaer Strahlentherapieexperte.
Die Ergebnisse der Studie und die Behandlungsmöglichkeiten am UKJ wird Dr. Ronny Kruschel, Oberarzt der Klinik für Strahlentherapie am UKJ, bei der 6. Offenen Krebskonferenz am 14. November in Jena vorstellen. Die Konferenz bietet Vorträge, Workshops und Mitmachangebote für Krebserkrankte, Angehörige und Interessierte. Sie findet statt von 9 bis 17 Uhr auf dem Campus der Friedrich-Schiller-Universität Jena am Ernst-Abbe-Platz.
Originalliteratur:
Vratislav Strnad, Oliver J Ott, Guido Hildebrandt, Daniela Kauer-Dorner, Hellen Knauerhase, Tibor Major und andere:
“5-year results of accelerated partial breast irradiation using sole interstitial multicatheter brachytherapy versus whole-breast irradiation with boost after breast-conserving surgery for low-risk invasive and in-situ carcinoma of the female breast: a randomised, phase 3, non-inferiority trial”
The Lancet: http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(15)00471-7
Kontakt:
Universitätsklinikum Jena
Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie
Bachstraße 18
07743 Jena / Thüringen
Telefon: 03641 - 9 34004
Weitere Informationen zur Offenen Krebskonferenz am 14. November: