18.12.2015
Einheitlicher Gesundheitsbogen für Flüchtlinge in Thüringen
UKJ-Mediziner entwickeln mehrsprachiges Dokument / Seit September rund 2.200 Untersuchungen am Jenaer Uniklinikum
Jena (ukj/dre). Mediziner des Universitätsklinikums Jena (UKJ) haben einen einheitlichen Gesundheitsbogen für die Erstuntersuchungen von Flüchtlingen in Thüringen entwickelt. Nach Abstimmung mit dem Thüringer Gesundheitsministerium und dem Landesamt für Verbraucherschutz kann dieser Bogen nun landesweit für die Erstuntersuchungen genutzt werden. Am Universitätsklinikum Jena wurden seit September rund 2.200 Untersuchungen (Erstuntersuchungen und Röntgenuntersuchungen) durchgeführt.
„Der Bogen liegt in englischer, arabischer und persischer Sprache vor. Die Erfahrungen der bisherigen Untersuchungen sind darin eingeflossen, so dass er ein effizientes Hilfsmittel für alle Beteiligten ist und die Dokumentation entscheidend verbessert“, erklärt Franziska Wagner. Die Ärztin der Klinik für Neurologie des UKJ zählt zusammen mit Dr. Monique Weichold, Sebastian Lang und Andrey Doroschev zum Kernteam bei den Erstuntersuchungen. Die Röntgenuntersuchungen werden von den Mitarbeitern der UKJ-Radiologie durchgeführt.
Das UKJ führt die Untersuchungen von Flüchtlingen aus verschiedenen Erstaufnahmeeinrichtungen auf Anfrage des Freistaates Thüringen durch. Die Untersuchungen finden jeweils am späten Nachmittag statt, so dass der Klinikbetrieb davon nicht berührt wird. „Das große und nachhaltige Engagement vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des UKJ aus allen Berufsgruppen ist ein entscheidender Faktor dafür, dass diese Untersuchungen so reibungslos ablaufen konnten. Dafür danke ich allen Beteiligten im Namen des UKJ-Vorstandes“, sagt Arne-Veronika Boock, Pflegedirektorin des UKJ. In der Pflegedirektion werden alle Aktivitäten des UKJ zum Thema Flüchtlinge koordiniert. Ab 2016 werden auch die ersten Flüchtlinge zunächst als Praktikanten oder im Bundesfreiwilligendienst integriert. Boock: „Als größter Arbeitgeber und als soziales Unternehmen in Thüringen werden wir auch hier einen Beitrag zur Integration leisten.“
Eine große Unterstützung bei den Erstuntersuchungen am UKJ sind zudem Asylbewerber, die in Jena untergebracht sind und sich freiwillig z.B. als Dolmetscher einbringen. Auch Medizinstudenten beteiligen sich seit Beginn an den Untersuchungen. Inzwischen wurde auf Initiative der Studenten sogar ein „mobiles Spielzimmer“ eingerichtet: Rund 20 Prozent der bislang am UKJ untersuchten Flüchtlinge sind Kinder, oft unter zehn Jahren. Auch für 2016 rechnet die einzige Thüringer Uniklinik mit rund 200 Erstuntersuchungen pro Woche.