12.10.2015
Erfüllter Kinderwunsch dank UKJ-Hormonexperten
Jenaer Endokrinologen behandeln erfolgreich Patienten mit fehlender Hormonproduktion / UKJ ist eine der wenigen Kliniken in Mitteldeutschland, die spezielle Therapie anbietet
Jena (UKJ / me). In Deutschland sind etwa 15 Prozent der Paare ungewollt kinderlos. In rund 40 Prozent der Fälle liegt das Problem beim Mann. Den Wunsch nach einem Kind hatten auch Silvio K. und seine Lebensgefährtin. Doch mit Anfang Dreißig war er nach einer Tumorerkrankung mit der Diagnose Unfruchtbarkeit konfrontiert. Er suchte Hilfe bei den Endokrinologen des Universitätsklinikums Jena (UKJ). Es folgte eine spezielle Hormonbehandlung, die erst zum zweiten Mal am UKJ durchgeführt wurde. Ein Jahr danach erfüllte sich der Kinderwunsch: Seit drei Jahren ist der 43-jährige nun Vater einer Tochter. „Als die positive Nachricht kam, dass wir ein Kind erwarten, war die Freude nicht nur bei uns, sondern auch bei den Schwestern und Ärzten der Endokrinologie sehr groß“, erinnert sich Silvio K.
Doch hinter ihm und seiner Familie in der Nähe von Bad Lobenstein liegt eine anstrengende Zeit. Durch die Entfernung des Tumors wurde auch ein Teil der Hypophyse, Hirnanhangsdrüse, entfernt. „Diese Drüse ist normalerweise ungefähr so groß wie ein Kirschkern und fungiert als Steuerzentrale unserer Hormone. Dadurch konnten keine Geschlechtshormone und im Hoden keine Spermien mehr produziert werden“, erklärt Prof. Dr. Ulrich Alfons Müller, Oberarzt der Klinik für Innere Medizin III des UKJ die Ausgangslage.
Das Team um Müller und Oberarzt Dr. Christof Kloos, Androloge am UKJ, entschied sich für eine Therapie, bei der die fehlenden Steuerhormone des Hodens aus der Hirnanhangsdrüse mehrmals in der Woche gespritzt werden. „Ich wurde sehr gut über die Behandlung in der Klinik aufgeklärt. Die anderthalbjährige Hormontherapie stellte mich vor einige Herausforderungen. Denn immerhin bekam ich in der Zeit etwa 160 Spritzen verabreicht. Während der Behandlung fühlte ich mich hier und auch bei meinem Hausarzt sehr gut aufgehoben, wobei ich insbesondere meiner Partnerin danken möchte“, erzählt Silvio K.
Nach einem Vierteljahr in der Therapie der erste Erfolg: Männliche Hormone aus dem eigenen Hoden konnten erstmals im Labor nachgewiesen werden. „Wir freuen uns, dass diese besondere Therapie den Kinderwunsch ermöglicht hat. Dabei arbeiteten wir interdisziplinär mit Dr. Ines Hoppe und ihrem Team der Jenaer Frauenklinik zusammen, die spezielle Spermadiagnostik und Untersuchungen bei der Frau durchführten. Vor allem macht es anderen Männern Mut, die ein Problem mit der Kindszeugung haben oder an Zeugungsunfähigkeit leiden“, sagt Kloos.
„Während der Hormontherapie war ich in jedem Quartal zur Untersuchung am Klinikum, damit geprüft wird, ob die Behandlung anschlägt. Alle Schwestern und Ärzte haben in dieser Zeit mit uns mitgefiebert, ob es die positive Nachricht gibt. Bis ich endlich sagen konnte: Ja, die gibt es“, so der 43-jährige.
Er kommt regelmäßig zur Kontrolle. Denn die Funktion der zerstörten Hirnanhangdrüse muss weiterhin lebenslang ersetzt und kontrolliert werden. „Unserer zukünftigen Familienplanung gegenüber sind wir recht aufgeschlossen. Denn wir wissen, dass wir hier bei einem weiteren Kinderwunsch in guten Händen sind.“
Silvio K: „Unser Dank gilt dem Team um Prof. Dr. Ulrich Müller und Dr. Christof Kloos, der Jenaer Frauenklinik, der Hausarztpraxis Dr. med. Siegfried Reichelt in Wurzbach und der AOK.“
Kontakt:
Dr. Christof Kloos
Universitätsklinikum Jena
Funktionsbereich Endokrinologie/Stoffwechselerkrankungen, Klinik für Innere Medizin III
Tel.: 03641/934843
E-Mail: christof.kloos@med.uni-jena.de