26.06.2015
Internationaler Sklerodermie-Tag am 29. Juni: Wenn es zu Durchblutungsstörungen der Hände kommt
UKJ-Experten betreuen jährlich rund 100 Patienten mit seltener rheumatischer Erkrankung / Über 50 Prozent der Betroffenen leiden an Organschäden
Jena (UKJ / me). Bei Kälte, aber teilweise bereits auch Plusgraden werden die Finger erst blau, dann weiß und Schmerzen treten auf. „Das sogenannte Raynaud-Syndrom kann ein erstes Anzeichen für eine Sklerodermie, eine seltene rheumatische Erkrankung sein, insbesondere wenn die Symptomatik erst im mittleren Alter plötzlich und unerwartet auftritt“, erklärt Prof. Dr. Peter Oelzner, Leiter des Rheuma-Zentrums Jena e.V. am Universitätsklinikum Jena (UKJ). Der Internationale Sklerodermie-Tag rückt die Erkrankung am 29. Juni 2015 in den Mittelpunkt.
„Bei der Autoimmunerkrankung kommt es zur unkontrollierten Bindegewebsvermehrung. Durchblutungsstörungen treten bei 95 Prozent der Betroffenen auf. Im Verlauf der Erkrankung kommt es zu Gefühlsstörungen, Gefäßverschlüssen, Verhärtungen und offenen Stellen der Haut und in über 50 Prozent der Fälle sind innere Organe betroffen“, sagt der Leiter des Funktionsbereichs Rheumatologie der Klinik für Innere Medizin III am UKJ.
Laut Oelzner ist es besonders wichtig, dass eine Organbeteiligung frühzeitig diagnostiziert wird. „Bei rund 70 Prozent der Patienten kommt es zur Erkrankung der Lunge, einer Lungenfibrose sowie zu Schluckstörungen und bei 10 bis 15 Prozent zu einem Hochdruck in den Lungengefäßen. Außerdem können weitere Organe wie Herz und Niere betroffen sein.“
Am Jenaer Universitätsklinikum behandeln Experten der Rheumatologie gemeinsam mit der Hautklinik, Kardiologie, Pneumologie, Nephrologie und weiteren Fachbereichen jährlich rund 100 Patienten und bieten auch eine interdisziplinäre Sprechstunde mit Hautärzten und Fachärzten für Physiotherapie. „Trotz ständig wachsender Erkenntnisse über die Mechanismen der Erkrankung, ist sie noch nicht heilbar und die Patienten müssen langfristig und interdisziplinär betreut werden. Besonders wichtig ist es, engmaschige Kontrolluntersuchungen und ein abgestimmtes Therapiekonzept anzubieten. Die angebotenen Therapiemaßnahmen von Rheumatologie, Hautklinik und Physiotherapie ergänzen sich sinnvoll“, so Oelzner.
Die Therapie umfasst verschiedene Maßnahmen. Oelzner: „Infusionstherapien werden zur Behandlung von Durchblutungsstörungen eingesetzt. Eine Reihe neuer Medikamente hat sich bei der Behandlung des Hochdrucks in den Lungengefäßen bewährt. Insbesondere bei Lungenfibrose mit aktiver Entzündung kommen immunsuppressive Medikamente zum Einsatz. Neben der medikamentösen Therapie ist Physiotherapie ein weiterer Bestandteil der Behandlung. Raucher sollten unbedingt mit dem Rauchen aufhören, um die Gefäße nicht zusätzlich zu schädigen.“
Kontakt:
Prof. Dr. med. Peter Oelzner
Funktionsbereich Rheumatologie/Osteologie
Klinik für Innere Medizin III
Rheumazentrum Jena e.V.
Universitätsklinikum Jena
Tel.: 03641 / 9324326