20.02.2015
Neue Herzklappen-Technik am UKJ für bessere Platzierung
System kann nach dem Einsetzen wieder „eingeklappt“ werden
Jena (ukj/dre.) Der Einsatz künstlicher Herzklappen über einen Katheter ist in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. Am Universitätsklinikum Jena (UKJ) ergänzt nun ein neu entwickeltes Implantationssystem samt einer neuen Herzklappe („Evolut R“) die Patientenversorgung. „Bisher war es nicht möglich, eine einmal implantierte Klappe wieder auf den Katheter zurückzuziehen, um sie bei Bedarf neu zu platzieren. Jetzt können wir die neue Herzklappe wieder komplett einfahren und bei Bedarf an der optimalen Stelle im Herzen einsetzen. Auf diese Weise wird eine noch bessere Position erreicht“, erläutert Prof. Dr. Hans-Reiner Figulla, Direktor der Klinik für Innere Medizin i (Kardiologie) am Thüringer Universitätsklinikum.
Bei mehr als der Hälfte Herzklappenstenosen, also einer Verkalkung der Herzklappe, ist es die Aortenklappe zwischen linker Herzkammer und Hauptschlagader, die operativ ersetzt werden muss. Das neue System verfügt über ein selbstentfaltendes Metallgerüst. „Durch die exakte Anpassung der neuen Klappe an die Umgebung kann kein Blut mehr neben der Klappe her fließen. Die Patienten sind bei einem reibungslosen Eingriff unmittelbar nach der Operation schneller wieder mobil“, erklärt Prof. Figulla. Versorgt werden die Patienten am Herzzentrum des UKJ gemeinsam von Kardiologen und Herzchirurgen, so kann gemeinsam die beste Vorgehensweise für die Patienten abgestimmt werden.
Das neue Kathetersystem (Hersteller: Medtronic) besitzt nicht nur die Wiedereinzugsfunktion, sondern wurde auch in seinem Durchmesser um rund ein Fünftel im Vergleich zum Vorgängermodell reduziert. Zusätzlich ermöglicht es ein kleineres Operationsfeld, welches hilft, das Risiko für mögliche Komplikationen wie Blutungen nach der Operation zu verringern. Der Zugang zum Herzen erfolgt dabei über einen Katheter mit einem Durchmesser von viereinhalb Millimetern. Dieser wird mit der noch eingefalteten Herzklappe über die Leisten- oder Schlüsselbeinarterie zum Herzen geführt. Erst dort wird die neue Klappe dann entfaltet.
Hintergrund: Herzklappenverkalkung
Ist die Herzklappe durch Verkalkung verengt, wird mehr Druck benötigt, um Blut in die Hauptschlagader zu pumpen. Eine mögliche Folge: Der Herzmuskel vergrößert sich krankhaft. Es kann etwa zu Luftnot, Bewusstlosigkeit oder einem Engegefühl in der Brust kommen. „Ursachen für die Verkalkung der Herzklappen sind u.a. hohe Blutfettwerte, Nierenerkrankungen und Diabetes, aber auch das Alter“, sagt Prof. Figulla. Insbesondere bei schwerkranken Patienten ist eine herkömmliche Operation am offenen Herzen nicht immer möglich.
Rund 6.000 Patienten werden jährlich stationär, weitere 10.000 ambulant in der Klinik für Innere Medizin I am UKJ versorgt.
Kontakt:
Universitätsklinikum Jena
Kardiologie-Pneumologie-Angiologie-Intensivmedizin
07747 Jena, Erlanger Allee 101
Direktor: Prof. Dr. Hans-Reiner Figulla
Tel.: 03641/9 32 41 01
Fax: 03641/9 32 41 02