12.09.2016
Globaler Aufruf zu Handeln: Alleine in Deutschland sind jährlich 15-20.000 Sepsistote vermeidbar
Pressemitteilung Global Sepsis Alliance
Im Vorfeld des Welt-Sepsis-Tages 2016 fand letzte Woche der erste Welt-Sepsis-Kongress statt. Mit der rekordverdächtigen Teilnehmerzahl von über 15.000 Fachleuten und Gesundheitsorganisationen aus 139 Ländern war die Online-Konferenz die größte ihrer Art, die jemals zum Thema Sepsis stattfand.
Anlässlich des Welt-Sepsis-Tages 2016 ruft die Global Sepsis Alliance (GSA) zum gemeinsamen Handeln im Kampf gegen die stetig steigenden Sepsis-Fallzahlen auf. Sowohl in Industrie- als auch in Entwicklungsländern ist Sepsis die Hauptursache aller vermeidbaren Todesfälle. Die Global Sepsis Alliance, ein internationaler Zusammenschluss von führenden Klinikern, Fachgesellschaften und Gesundheitsinitiativen, fordert sämtliche Länder der Welt auf, Nationale Aktionspläne zu formulieren, um endlich die Zahl der Sepsistoten zu reduzieren. Die manchmal auch als ‚Blutvergiftung‘ bezeichnete Erkrankung ist ein lebensbedrohlicher medizinischer Notfall, der eintritt, wenn der Körper mit einer überschießenden Entzündungsreaktion auf eine Infektion reagiert. Unbehandelt führt Sepsis zu Gewebeschäden, Organversagen und letztlich zum Tod.
„Wir möchten erreichen, dass die Sepsis-Häufigkeit bis 2020 weltweit um mindestens 20 % sinkt“, erklärte Prof. Konrad Reinhart, Vorsitzender der Global Sepsis Alliance.
In einem Memorandum für einen nationalen Aktionsplan gegen Sepsis haben u.a. zwölf deutsche medizinische Fachgesellschaften und führende Experten deutlich gemacht, dass sich alleine in Deutschland durch ein Bündel von Maßnahmen 15-20.000 der jährlich fast 70.000 Sepsistodesfälle vermeiden ließen. Dazu gehören Vorbeugung gegen Grippe und Lungenentzündung mittels Impfung, strenge Beachtung der Hygieneregeln in allen medizinischen Bereichen und vor allem verbesserte Früherkennung der Sepsis und deren Behandlung als Notfall. www.world-sepsis-day.org/NationalerAktionsplan „Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sollte dem Beispiel des Centers for Disease Control der USA folgen, dessen Direktor Dr. Tom Frieden auf dem 1. World Sepsis Congress für die USA ein nationales Sepsis Awareness-Programm mit einem Etat von mehreren Millionen US-Dollar angekündigt hat. Auch im Vereinigten Königreich werden aus Anlass des Welt-Sepsis-Tages am 13.9. vom dortigen Gesundheitsministerium ähnliche Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung und Aufklärung der Bevölkerung verkündet.“, so Prof. Reinhart, einer der Initiatoren des Memorandums.
Durch zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen und Vorträge auf dem 1. World Sepsis Congress u.a. aus Australien, Brasilien, England, Schottland und den USA ist zweifelsfrei belegt, dass eine Halbierung der Sepsissterblichkeit, die in Deutschland für die schweren Verlaufsformen immer noch zwischen 40 und fast 60% liegt, möglich ist. Deshalb können weltweit durch die Verbreitung der nachgewiesenen hoch effektiven Vorbeugungsmaßnahmen und die flächendeckende Implementierung von Protokollen zur Früherkennung und Akuttherapie jährlich Millionen Sepsis bedingte Todesfälle verhindert werden.
Die GSA begrüßt es außerordentlich, dass der Antrag der Gesundheitsminister aus Deutschland, Luxemburg, Österreich und der Schweiz auf der Vollversammlung der World Health Assembly, dem beschlussfassenden Organ der WHO, eine Resolution zu Sepsis zu verabschieden, inzwischen von zahlreichen weiteren Ländern unterstützt wird. In dieser Resolution werden alle 194 Mitgliedstaaten der UN aufgefordert, effektive Maßnahmen zur Bekämpfung der Sepsis und ihrer Langzeitfolgen zu ergreifen.
Im Rahmen eines Diskussionsforums mit Sepsisüberlebenden und Familienmitgliedern, die auf Grund von Diagnose-bzw. Behandlungsdefiziten unnötig Kinder verloren haben bzw. schwere Langzeitfolgen ertragen müssen, wurde die Forderung an die Entscheidungsträger gerichtet, von den Erfolgsrezepten im Kampf gegen AIDS, Herzinfarkt und Krebs zu lernen. In diesen Feldern haben weltweit nationale gesundheitliche Aufklärungskampagnen zur Vorbeugung, flächendeckenden Verbesserung der Diagnose- und Therapiestandards und Investitionen in die Forschung und Entwicklung innovativer, effektiver Diagnose- und Therapieansätze zu faszinierenden Erfolgen geführt.
Aus Anlass des Welt-Sepsis-Tages finden weltweit in über 60 Ländern auf allen Kontinenten Veranstaltungen und Aktivitäten statt, um auf dieses kaum bekannte und erheblich unterschätzte Problem aufmerksam zu machen.
Kontakt:
Prof. K. Reinhart
Chair Global Sepsis Alliance/ Vorsitzender Sepsis-Stiftung
Universitätsklinikum Jena
Tel: 0171 7535823