27.04.2016
UKJ bildet die jüngsten Herzchirurgen Deutschlands aus
Vorschüler der Kita „Schatzinsel“ transplantieren 13 Herzen
Jena (ukj/as). Konzentriert öffnet Eva den Brustkorb des Patienten, um sein krankes Herz zu entfernen. Prof. Torsten Doenst, Direktor der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie am Universitätsklinikum Jena (UKJ), ist heute ihr Assistent. Mit einer Pinzette greift Eva nach dem Organ und legt es vorsichtig in eine Schale, bevor sie sich der Implantation des „neuen“ Herzens widmet. Übliche Routine am UKJ. Heute aber ist einiges anders: Eva ist die 6-jährige Tochter von Prof. Doenst und eines des sogenannten Dinos, der Kinder aus dem Kindergarten „Schatzinsel“, die dieses Jahr in die Schule kommen werden. Ihr Patient? Ein übergroßer Teddy.
„Die Kinder haben sich gewünscht, das Klinikum zu besuchen“, sagt Simone Gelfert. Sie leitet die Kita „Schatzinsel“, die diese Kooperation mit dem UKJ pflegt. In ihrem letzten Kindergartenjahr lernen die angehenden Grundschüler besondere Orte Jenas und Berufe ihrer Eltern kennen. Da zahlreiche Eltern der Kita-Kinder am nahegelegenen Klinikum arbeiten, steht der Besuch der Vorschüler bisher in jedem Jahr auf der Wunschliste.
Die 13 Mädchen und Jungen schauen sich zunächst auf einer Pflegestation um, begutachten staunend die vielen Knöpfe, mit denen ein Patientenbett ausgestattet ist und grüßen einige der Patienten auf dem Flur. Dann geht es zusammen mit den beiden Erzieherinnen Annett Lange und Annette Brembach in den Operationssaal. Vom Überwachungsmonitor über das sterile Operationsbesteck bis zur Herz-Lungen-Maschine – Prof. Doenst und Kardiotechniker Mirko Kaluza haben den Raum für die Nachwuchschirurgen mit allem Notwendigen ausgestattet. Auch der Patient ist für seinen großen Tag besonders vorbereitet: Der Teddy hat auf Brusthöhe einen Reißverschluss erhalten, so dass das rote Plüschherz aus seinem Inneren herausoperiert und durch ein neues ersetzt werden kann. „Der wurde übrigens gestern spät am Abend auf dem Küchentisch noch eingenäht“, so erzählt Evas Mutter, die die Kinder bei diesem Ausflug begleitet. Da jedes Kind einmal Chirurg sein darf, finden an nur einem Tag gleich 13 Herztransplantationen statt. „Ein weltweiter Rekord“, vermutet Prof. Doenst und lobt seine Jung-Assistenten für ihr umsichtiges Vorgehen.
Nach gelungener Operation wird der Patient zum Aufwachen auf die Intensivstation gebracht und die Operateure rufen die Angehörigen an, um ihnen mitzuteilen, dass der Eingriff gut geklappt hat. Mundschutz und OP-Kleidung können jetzt abgelegt werden. Zum Abschluss schauen sich die jungen Mediziner noch auf dem Hubschrauberlandeplatz um. Ob vielleicht noch ein neuer Notfall für sie ankommt? Doch für heute bleibt es ruhig. „Bei dir arbeite ich einmal“, sagt ein Junge der Kita selbstbewusst bei der Verabschiedung zu Prof. Doenst. Bei dieser Begeisterung macht sich der Herzchirurg keine Sorgen um den Nachwuchs.