Jena (UKJ/as). Bei einem akuten Herzinfarkt muss es schnell gehen. Die gestörte Durchblutung des Herzmuskels kann lebensbedrohlich werden. Um genau diese Zeit, die vergeht, bis das verengte Gefäß mit Hilfe eines Katheters wieder geöffnet wird, geht es Dr. Sylvia Otto. Für ihre Forschungsarbeit zur besseren Versorgung von Herzinfarkt-Patienten ist die Oberärztin der Klinik für Innere Medizin I am Universitätsklinikum Jena (UKJ) ausgezeichnet worden. Die Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie durfte den Preis in der Kategorie Versorgungsforschung auf der diesjährigen Tagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie entgegennehmen.
Dr. Sylvia Otto hat die Abläufe innerhalb des Krankenhauses genau unter die Lupe genommen und zunächst im Oktober 2015 die Ausgangssituation am UKJ erfasst. In der Folge hat sie halbjährliche Treffen initiiert, bei denen Notärzte und Mitarbeiter der Zentralen Notaufnahme gemeinsam anonymisierte Fälle analysiert haben. „Um bei der Vielzahl an Krankheitsbildern, die wir hier am Universitätsklinikum Jena (UKJ) behandeln, bei einem akuten Herzinfarkt die richtigen Schritte einzuleiten, sind immer wieder Schulungen notwendig“, so Otto. Wie wichtig der Faktor Zeit ist, müsse stets erneut ins Bewusstsein gerufen werden. Durch häufige Schulungen – beispielsweise zur Analyse von EKG-Untersuchungen – lasse sich auch die diagnostische Sicherheit erhöhen.
Bei knapp 300 Patienten wurde gemessen, wie viele Minuten zwischen dem ersten medizinischen Kontakt – meist durch den Notarzt – und dem Kathetereingriff vergehen. Auch die Zeit zwischen dem Eintreffen am Universitätsklinikum Jena und dem Öffnen des verengten Gefäßes wurde analysiert. Im gesamten Prozess spielt die fächerübergreifende Zusammenarbeit eine wichtige Rolle, da Mitarbeiter vieler verschiedener Abteilungen an der Behandlung von Herzinfarkt-Patienten beteiligt sind. „Wir Kardiologen sind erst ganz zum Schluss an der Reihe“, so Dr. Sylvia Otto. Die konstruktiven Gespräche und gezielten Analysen der Abläufe haben Wirkung gezeigt: Die entscheidenden Zeiten haben sich von Quartal zu Quartal deutlich verkürzt. „Dieses Projekt fügt sich ein in unser Kernanliegen, Langzeitfolgen für die Patienten zu verhindern beziehungsweise zu minimieren“, betont Prof. Christian Schulze, Direktor der Klinik für Innere Medizin I.
„Unser Ansatz, die Versorgung von Herzinfarkt-Patienten zu optimieren, ist deutschlandweit auf großes Interesse gestoßen“, so Dr. Sylvia Otto, die jetzt auch ein thüringenweites Register für die Versorgungszeiten plant.