Jena (UKJ/ vdG) Prostatakrebs ist der am häufigsten diagnostizierte Krebs bei Männern in westlichen Ländern. Der aktivierte Androgenrezeptor, der Rezeptor für das männliche Geschlechtshormon, hat eine zentrale Funktion bei der Regulation des Wachstums und Tumorentwicklung bei der Prostata. Deshalb gehört die Hemmung des Androgenrezeptors zu den zentralen hormonellen Behandlungsmöglichkeiten von Prostatakrebs-Patienten. Dies geschieht sowohl durch den Entzug von Androgenen, um die Aktivierung des Rezeptors zu verringern, als auch durch die Blockierung der Andockstellen für Androgene am Rezeptor mit demselben Ziel.
Leider entwickelt der Prostatakrebs im Laufe der Zeit gegen beide Hemmstrategien Resistenzen. Zum einen verlieren die den Rezeptor blockierenden Antagonisten oft ihre Wirkung. Zum anderen wird der Androgen-Rezeptor zunehmend von Kinasen aktiviert, Enzymen, die reaktionsfreudige Phosphatgruppen transferieren und so andere Proteine aktivieren können. Auch wenn beim Prostatakrebs inzwischen einige verschiedene Androgenrezeptor-Antagonisten mit unterschiedlichen Wirkungen sowie weitere Therapieoptionen zur Verfügung stehen, ist es sehr sinnvoll, eine Resistenzbildung früh zu entdecken und die Ursache zu kennen.
„Wir konnten nicht nur zeigen, dass die Aktivierung einiger Signaltransduktionswege und Kinasen eine wichtige Rolle bei dieser Resistenzbildung spielt“, so Prof. Dr. Aria Baniahmad, „wir analysieren mittlerweile die Gesamtheit der Kinasen, das sogenannte Kinom, und dessen Veränderungen durch Therapieresistenz, denn es besteht eine Wechselbeziehung zwischen Androgenrezeptor und einigen Kinasen.“ Im detaillierten Verständnis des Tumors und der Tumorzellen sieht Prof. Baniahmad die Voraussetzung für neue Therapieoptionen und für eine zielgerichtete und individualisierte Therapie.
Für seinen Beitrag zum Verständnis der molekularen Veränderungen des Androgenrezeptors beim Prostatakrebs zeichnete die Astellas Pharma GmbH den Humangenetiker vom Universitätsklinikum Jena aus. Ein zweiter, ebenfalls mit 20.000 Euro dotierter Preis ging an Wissenschaftler vom Universitätsklinikum Bonn.