Jena (UKJ/as). Für Kathi Münse kommt alles aus dem Nichts. Vier Tage lang entwickelt sich ihre neugeborene Tochter Leonie vollkommen unauffällig. Dann stellt der Kinderarzt fest, dass mit dem kleinen Mädchen etwas nicht stimmt. Die Blutgaswerte, die unter anderem darüber Auskunft geben, wie viel Sauerstoff und Kohlendioxid sich im Blut befinden, sind alarmierend. „Sofort wurden wir ans Universitätsklinikum in Jena überwiesen“, sagt Kathi Münse. Hier wird festgestellt, dass Leonie mit einem Loch im Zwerchfell geboren wurde und an einem so genannten Lungensequester leidet: Ein Teil des Lungengewebes hat sich nicht richtig entwickelt.
„Diese Kombination von Fehlbildungen ist bekannt, tritt aber recht selten auf“, so Prof. Felicitas Eckoldt, Direktorin der Klinik für Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Jena (UKJ). „Die meisten Fehlbildungen werden heutzutage bereits vor der Geburt erkannt, im Rahmen der Pränataldiagnostik“, so Prof. Eckoldt. Bei Leonie ist dies nicht der Fall – ihre Eltern können sich nicht darauf vorbereiten, dass ihre Tochter bereits wenige Tage nach der Geburt zum ersten Mal operiert werden muss. Doch die Experten der Klinik für Kinderchirurgie sind auf Patienten wie Leonie eingestellt. „Es ist eine andere Art der Chirurgie als bei erwachsenen Patienten – auf die sehr viel kleineren Verhältnisse und den noch wachsenden Organismus abgestimmt“, so Prof. Eckoldt.
Mit ihrer Geschichte ist die heute siebenjährige Leonie Teil der Wanderausstellung „33 Storys – eine Spitzenmedizin“. Die lebensgroßen Aufsteller haben bereits an vielen Stationen in Deutschland Station gemacht – unter anderem am Berliner Hauptbahnhof. Bis zum 15. Dezember ist die Ausstellung jetzt in der Magistrale am UKJ zu sehen. Jedes der 33 deutschen Universitätsklinika ist hier mit einem Patienten oder einer Patientin vertreten – stellvertretend für Millionen Menschen, die Tag für Tag auf die Leistungsfähigkeit der Deutschen Hochschulmedizin vertrauen. Die Idee wurde vom Verband der deutschen Universitätsklinika – kurz VUD – entwickelt und dann zusammen mit den einzelnen Klinken umgesetzt.
„Die deutschen Universitätsklinika nehmen im Gesundheitswesen eine besondere Funktion wahr“, betont Dr. Brunhilde Seidel-Kwem, Kaufmännischer Vorstand am UKJ. „Die Ausstellung verdeutlicht, dass sie in der Lage sind, auch seltene und schwerste Erkrankungen nach dem neuesten Stand der Medizin zu behandeln, weil sich hier Forschung, Lehre und Patientenversorgung bündeln.“ Auch die Ambulanzen der Universitätsklinika seien gefragte Anlaufstellen für Patienten, bei denen Haus- und Fachärzte keine eindeutige Ursache für die Beschwerden finden konnten. Dr. Seidel-Kwem: „Unsere Patienten profitieren davon, dass hier bei Bedarf das gesamte medizinische Leistungsspektrum abgerufen werden kann und sie von einem Team aus Spezialisten verschiedenster Fachgebiete gemeinsam betreut werden.“
Die kleine Leonie ist am Universitätsklinikum Jena in guten Händen. Nach der ersten Operation, bei der die Ärzte das Loch im Zwerchfell schließen, wird Leonie zehn Tage auf der Intensivstation und anschließend rund vier Wochen auf einer Normalstation betreut. „Dann konnte sie wachsen und gedeihen“, sagt Kathi Münse. Mit einem Jahr wird ihre Tochter an der Lunge operiert und entwickelt sich seither prächtig. „Wir sind sehr dankbar“, sagt Kathi Münse, wenn sie ihre Tochter heute vergnügt herumrennen sieht. Mittlerweile besucht Leonie die zweite Klasse und zeigt unter anderem beim Sport viel Ausdauer. Sie spielt Fußball und hat beim Crosslauf ihrer Schule gerade den ersten Platz erzielt.
„33 Storys – eine Spitzenmedizin“
Bis 15. Dezember 2017
Wanderausstellung des Verbands der deutschen Universitätsklinika
Magistrale des Universitätsklinikum Jena (UKJ)
Am Klinikum 1
07747 Jena