Jena (ukj/boe). „Schon seit meinem 14. Lebensjahr leide ich mal mehr und mal weniger an Rückenschmerzen“, denkt Katrin Ostrowski zurück. „Nach der Geburt meiner beiden Kinder haben sich die Schmerzen verstärkt und auch auf andere Bereiche wie die Gelenke ausgebreitet. Ich fühlte mich nur noch schlapp. Weder mein Hausarzt noch die verschriebene Physiotherapie konnten meine Schmerzen zu diesem Zeitpunkt dauerhaft lindern.“ Deshalb überwies ihr Hausarzt die 38-Jährige an die Interdisziplinäre Tagesklinik für Schmerzpatienten am Universitätsklinikum Jena (UKJ). Chronische Schmerzpatienten wie sie, Patienten, bei denen die Gefahr besteht, dass ihre Schmerzen chronisch werden oder bei denen eine sogenannte monodisziplinäre Behandlung bisher erfolglos war, erhalten dort seit 2013 Hilfe. Katrin Ostrowski kann nach ihrer Behandlung ihren Alltag wieder aktiv ohne chronische Schmerzen gestalten.
„Häufig durchlaufen Patienten mit chronischen Schmerzen viele Therapieversuche, die nicht aufeinander angestimmt sind. Das kann für sie einen langen Leidensweg bedeuten. In unserem Team arbeiten Schmerzmediziner, Physiotherapeuten und Psychotherapeuten eng zusammen, um verschiedene Therapieelemente für unsere Patienten zu einer optimal aufeinander abgestimmten, multimodalen Therapie zu verbinden“, erklärt Prof. Dr. Winfried Meißner, Leiter der Sektion Schmertherapie am UKJ. Jährlich berät und behandelt das Team rund 150 Patienten in der Tagesklinik.
Hauptelemente der vierwöchigen Therapie sind tägliche psychologische und psychotherapeutische Behandlungen, Maßnahmen zur Stressbewältigung und die Vermittlung von Wissen zu Schmerzentstehung und alternativer Schmerzbehandlung. Acht Patienten können gleichzeitig in einem Kurs behandelt werden. „Eine wichtige Bedeutung nimmt die aktivierende Physiotherapie ein. Neben Einzelbehandlungen wie manuelle Therapie, Krankengymnastik oder Elektrotherapie, stehen vor allem Gruppentherapien mit Krafttraining, TaiChi und Nordic Walking auf dem Programm“, so Prof. Dr. Ulrich Smolenski, Direktor des Instituts für Physiotherapie am UKJ.
Die Schmerzen vieler Patienten verstärken sich unter Belastung, weshalb Betroffene im Alltag oft auf Bewegung verzichten – wie Katrin Ostrowski: „In der Tagesklinik habe ich gelernt, meine Angst vor Bewegung zu überwinden. Endlich habe ich wieder Spaß am Sport und integriere ihn bewusst in meinen Alltag, denn dadurch habe ich keine Rückenschmerzen mehr.“ Zweimal wöchentlich Schwimmen, je einmal wöchentlich Wassergymnastik und Wandern, dazu täglich eine halbe Stunde Fitnessübungen zu Hause: Dank dieses Sportprogramms schläft sie nun besser, ist gut gelaunt und viel belastbarer, im Beruf als Sozialpädagogin und privat. „Auch meine Kinder haben mitbekommen, dass ich nun mehr mitmachen kann als früher und weniger Pausen zum Verschnaufen benötige“, freut sich Ostrowski.
100 Tage nach der tagesklinischen Behandlung finden die sogenannten Auffrischungstage für die Patienten in der Tagesklinik statt. An zwei Tagen werden die Lerninhalte aufgefrischt und die Erfolge der Therapie ausgewertet: Wie hat man sein Leben seitdem verändert? Wurden die gesetzten Ziele erreicht? Dann wird Katrin Ostrowski ihr neues Fahrrad nutzen, um zum UKJ zu gelangen. Denn nun traut sie sich endlich wieder, ihr Rad ohne Angst vor Schmerzen zu fahren.
Kontakt
Universitätsklinikum Jena
Interdisziplinäre Schmertherapie Tagesklinik
Ärztliche Leitung:
- Dr. Winfried Meißner, Leiter der Sektion Schmerzmedizin
- Dr. Ulrich Smolenski, Direktor des Institut für Physiotherapie
Am Klinikum 1, 07747 Jena
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Fax: 03641 9-323152
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