Jena (ukj/tak/as). Dieter Fräbel hat beruflich mit den winzigsten Dingen zu tun. Der 62-jährige Gymnasiallehrer für Mathematik und Physik aus Schmalkalden im Süden Thüringens zeigt seinen Oberstufenschülern gerne die hauchdünnen roten Kondenzspuren, welche die Höhenstrahlung in einer selbstgebauten Nebelkammer hinterlässt. Nur leider konnten lange nur seine Schüler diese Linien erkennen, Lehrer Dieter Fräbel erblickte nur einen Schleier. Der Grund: Die innerste Schicht seiner Hornhaut hatte sich zerstört. Am Universitätsklinikum Jena (UKJ) in der Klinik für Augenheilkunde wurde ihm nun von Klinikdirektor Professor Dr. Daniel Meller eine hauchdünne neue Innenschicht der Hornhaut in das Auge transplantiert. Fräbel ist bereits der 50. Patient, der mit diesem neuen, schonenden Verfahren im UKJ behandelt wurde.
Scharfes Sehen ist nur möglich, wenn die äußere Hülle des Auges, die Hornhaut, durchsichtig ist. Die so genannten Endothelzellen in der inneren Schicht der Hornhaut sorgen dafür, dass die Hornhaut keine Flüssigkeit aufnimmt und transparent bleibt. Mit zunehmendem Alter, aber auch Verätzungen oder Erkrankungen wie Herpes, kann die Zahl dieser wichtigen Zellen abnehmen.
Bei dem nicht einmal einstündigen Eingriff am 7. Juni 2017, der bei Herrn Fräbel zunächst am rechten Auge durchgeführt wurde, hat Professor Meller über einen zwei Millimeter kleinen Schnitt die zerstörte Zellschicht der Hornhaut entfernt. Die zuvor aus einer Spenderhornhaut herauspräparierte haardünne Schicht wurde zusammengerollt ins Auge verbracht und dort durch eine Luftblase ausgerollt und an der richtigen Stelle platziert. Mit einer weiteren Luftblase wurde die neue Zellschicht an die vorhandene Hornhautschicht angedrückt. Der Fachbegriff für das Verfahren lautet DMEK, Descement Membrane Endothelial Keratoplasty.
Fünf Tage musste Dieter Fräbel nach dem Eingriff in der Klinik bleiben und die meiste Zeit liegen, damit die Luftblase im Auge das Implantat andrückt und es so fixiert. Inzwischen ist Herr Fräbel entlassen. „Ich hatte gleich nach der OP einen Wow-Effekt“, beschreibt der Patient. Kontraste könne er jetzt viel besser erkennen, auch die Artikel in der Zeitung kann er wieder lesen und bei seinen Schulversuchen erkennt er endlich die roten Lichtblitze.
Die Vorteile der Methode: „Die Patienten erholen sich rascher und erreichen eine bessere Sehschärfe“, beschreibt Professor Meller. Zudem sei das Risiko, dass das Transplantat abgestoßen wird geringer, als bei einer kompletten Transplantation der Hornhaut.
Dieter Fräbel will sich jetzt auch noch sein linkes Auge operieren lassen.
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