Jena (ukj/boe). Jeder fünfte Deutsche leidet an eingeschränktem Hörvermögen. Meist können ihnen Hörgeräte helfen. Ist die Schwerhörigkeit sehr weit fortgeschritten oder sind die Betroffenen ertaubt, reichen Hörgeräte nicht aus. „Für diese Betroffenen kann ein Cochlea Implantat die Lösung sein“, so Prof. Dr. Sven Koscielny, leitender Oberarzt an der Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum Jena (UKJ). Welche Möglichkeiten diese Implantate bieten, zeigen die HNO-Experten am 24. Oktober 2018 beim Aktionstag gemeinsam mit dem Hörmobil des Deutschen Schwerhörigenbundes e.V. Ab 10.00 Uhr erhalten hörgeschädigte Menschen, ihre Angehörigen und Interessierte an diesem Tag vor dem Haupteingang des Klinikums kostenfreie Hörtests sowie Informationen zu den neusten Therapie-Ansätzen bei Hörverlusten. In einem Vortrag, den der HNO-Mediziner jeweils um 12.00 Uhr und 13.30 Uhr hält, geht er detailliert auf die Möglichkeiten der Hörrehabilitation mit einem Cochlea Implantat ein. Außerdem berichten Patienten mit diesem Implantat von ihren Erfahrungen.
Seit mehr als 20 Jahren werden Cochlea Implantate am Jenaer Uniklinikum bei Patienten eingesetzt, jährlich implantieren die HNO-Mediziner des UKJ etwa 30 bis 40 Geräte. „Von dem Implantat können auch Menschen profitieren, die nur auf einem Ohr hören können“, beschreibt Prof. Koscielny die Zielgruppe. „Auch Kindern, die gehörlos geboren werden, bietet das so genannte CI die Möglichkeit, die Welt des Hörens kennenzulernen.“ Einem Eingriff geht stets eine umfangreiche Diagnose unter anderem mithilfe von Höruntersuchungen, Computertomographie und Magnetresonanztomographie voraus. Damit wird der Grad der Hörstörung ermittelt und herausgefunden, welcher Teil des Ohres betroffen ist „Denn Voraussetzung für die Implantation ist, dass der Hörnerv intakt ist“, so Prof. Koscielny. Nach dem Eingriff müssen die Patienten das Hören mithilfe von intensiven Reha-Maßnahmen neu lernen. Bis zu einem Jahr dauert die Therapie. „Doch das anstrengende Training lohnt sich. So kann beispielsweise Musikhören wieder möglich sein. Auch unter Wasser funktionieren die Implantate, die lebenslang halten können“, weiß Prof. Koscielny.
Hintergrundinformationen zum Hörmobil des Deutschen Schwerhörigenbundes e.V.
Seit 2006 tourt das Hörmobil des Deutschen Schwerhörigenbundes e.V. durch Deutschland, um die Teilhabe hörbehinderter Menschen im Alltag zu verbessern. Allein im Jahr 2018 ist es in rund 60 Städten unterwegs. Beratungsschwerpunkt in diesem Jahr sind T-Spulen in Hörgeräten und Cochlea Implantaten.
Termin auf einen Blick
Hörmobil am UKJ
24. Oktober 2018
10.00 bis 14.00 Uhr
Haupteingang des UKJ (Gebäude A)
12.00 Uhr und 13.30 Uhr Vortrag von Prof. Dr. Sven Koscielny zu „Hören – auch wenn Hörgeräte nicht mehr ausreichen“
Kontakt
Prof. Dr. Sven Koscielny
Leitender Oberarzt an der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am UKJ
Am Klinikum 1
07747 Jena
E-Mail: sven.koscielny@med.uni-jena.de