(Erfurt, 28.05.2017) Die Versorgung psychisch erkrankter Menschen ist in Thüringen auf hohem Niveau gewährleistet. Dies zeigt die neue Rubrik „Psychiatrische Versorgung“ des Krankenhausspiegels Thüringen. Sie informiert ausführlich über die psychiatrischen Angebote der Thüringer Krankenhäuser, die im Wesentlichen auf drei Säulen ruhen: Stationäre Versorgung in der Klinik, teilstationäre Versorgung in Tageskliniken und ambulante Versorgung in Institutsambulanzen. Darüber hinaus präsentiert der Krankenhausspiegel neue Qualitätsergebnisse aus weiteren 16 Behandlungsgebieten von Geburtshilfe bis Hüft- und Kniegelenkersatz.
Die Zahl psychischer Erkrankungen nimmt seit Jahren zu – bundesweit und auch in Thüringen. Die Gesundheitsberichterstattung der Krankenkassen zeigt, dass Krankschreibungen aufgrund psychischer Diagnosen seit gut zehn Jahren kontinuierlich ansteigen: Bei AOK-Versicherten etwa hat die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage in den letzten zehn Jahren um fast 80 Prozent zugenommen. Gerade immer mehr junge Erwachsene leiden unter psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Panikattacken. Allein zwischen den Jahren 2005 bis 2016 ist laut BARMER-Arztreport 2018 der Anteil der 18- bis 25-Jährigen mit psychischen Diagnosen bundesweit um 38 Prozent, darunter bei Depressionen um 76 Prozent gestiegen.
Flächendeckende gute Versorgung
In der psychiatrischen Versorgung der Thüringer Bevölkerung nehmen die Krankenhäuser eine wichtige Rolle ein. Sie sind für den steigenden Bedarf gut aufgestellt. Jährlich werden hier mehr als 26.000 Patienten vollstationär behandelt. Im Freistaat Thüringen bieten 14 Kliniken mit insgesamt 25 Standorten psychiatrische Behandlungen an. Dazu zählen Standorte mit stationärer Versorgung, psychiatrischen Tageskliniken und Institutsambulanzen. Damit ist die psychiatrische Versorgung flächendeckend gesichert. Neun psychiatrische Kliniken starten nun im Rahmen des Krankenhausspiegels eine Transparenz- und Qualitäts-Offensive, indem sie dort gemeinsam wichtige Informationen für Betroffene sowie Daten zur Versorgung durch die einzelnen Kliniken veröffentlichen.
Gezeigt werden in patientenverständlichen Schaubildern und mit erläuternden Texten zum Beispiel, wie viele Patienten in den einzelnen Kliniken pro Jahr prozentual wegen unterschiedlicher psychischer Erkrankungen behandelt werden. Außerdem geben Diagramme Auskunft über die durchschnittlichen Verweildauern der Patienten je nach psychischer Erkrankung. Unterschieden wird dabei nach Demenz, Sucht, schizophrenen Erkrankungen, Depression und bipolaren Erkrankungen, Ängsten und Zwängen sowie Persönlichkeitsstörungen. Zu jeder dieser Erkrankungsformen gibt es weitere Erläuterungen. Darüber hinaus informiert der Krankenhausspiegel über die verschiedenen Behandlungsangebote der psychiatrischen Kliniken in Thüringen.
Drei Säulen der psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlung
Die psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung in den Thüringer Kliniken ruht auf drei Säulen. Das ist zum einen die stationäre Behandlung in den Kliniken, zum anderen die teilstationäre Behandlung in Tageskliniken sowie zum dritten die ambulante Behandlung in psychiatrischen Institutsambulanzen. Zu jeder dieser drei Behandlungsformen vermittelt der Krankenhausspiegel ausführliche weitergehende Informationen. Auf einer interaktiven Thüringen-Karte erhalten die Nutzer außerdem Informationen über die jeweiligen Behandlungsangebote der psychiatrischen Kliniken und die Kontaktdaten ihrer psychiatrischen Notaufnahmen.
Vollstationäre Behandlung in einer Klinik
Während einer vollstationären Behandlung halten sich die Patienten über eine längere Dauer durchgehend in der Klinik auf. Dies ist vor allem zu Beginn einer Therapie sinnvoll, um psychisch schwer erkrankte und stark gefährdete Patienten zu stabilisieren und vor den Reizen und Gewohnheiten ihres bisherigen sozialen Umfelds abzuschirmen. Für die Dauer des stationären Klinikaufenthalts wird ein Therapieprogramm entsprechend den individuellen Bedürfnissen der Patienten erstellt und mit diesen abgestimmt. Häufig sind einzelne Stationen innerhalb der Klinik auf die Behandlung bestimmter Erkrankungen spezialisiert. Die meisten davon sind offen; geschlossene Stationen dienen ausschließlich der Behandlung von Menschen mit psychischen Erkrankungen, die sich oder andere gefährden könnten.
Die im Krankenhausspiegel vertretenen psychiatrischen Kliniken mit stationärer Versorgung sind das Klinikum Bad Salzungen, das Katholische Krankenhaus St. Nepomuk Erfurt, das SRH Wald-Klinikum Gera, das Universitätsklinikum Jena, die Thüringen Kliniken „Georgius Agricola“ in Saalfeld, das Sophien- und Hufeland-Klinikum Weimar, die Evangelische Lukas-Stiftung Altenburg und das Ökumenische Hainich Klinikum Mühlhausen.
Teilstationäre Behandlung in einer Tagesklinik
Im Unterschied zu einem vollstationären Klinikaufenthalt kommen die Patienten bei der teilstationären Behandlung morgens zur Therapie in die Tagesklinik und gehen nachmittags wieder nach Hause; auch die Wochenenden verbringen sie zu Hause. Damit ist der Tagesablauf mit einem Arbeitsalltag vergleichbar. Das bietet den Vorteil, dass der Kontakt zur Familie und zum heimischen Umfeld nicht völlig unterbrochen werden muss. Eine teilstationäre Behandlung lässt sich auch leichter mit häuslichen Verpflichtungen wie Kinderbetreuung vereinbaren. In einer Tagesklinik können fast alle psychischen Störungen behandelt werden. Der Gesundheitszustand der Patienten sollte allerdings so stabil sein, dass sie ihren Alltag und den Weg zur Tagesklinik bewältigen können.
Die im Krankenhausspiegel vertretenen Tageskliniken sind das Klinikum Bad Salzungen, das St. Georg Klinikum Eisenach, das Katholische Krankenhaus St. Nepomuk Erfurt, das SRH Wald-Klinikum Gera mit den Standorten in Gera und Eisenberg, das Universitätsklinikum Jena, die Thüringen Kliniken „Georgius Agricola“ in Saalfeld und Rudolstadt, das Sophien- und Hufeland-Klinikum Weimar, die Evangelische Lukas-Stiftung Altenburg und das Ökumenische Hainich Klinikum Mühlhausen.
Psychiatrische Institutsambulanzen
Psychiatrische Institutsambulanzen sind ein ambulantes Behandlungsangebot der Krankenhäuser für Menschen mit psychischen Störungen, die von sich aus nur selten professionelle Hilfe in Anspruch nehmen würden. Der komplexe Hilfebedarf dieser Patienten erfordert den gemeinsamen Einsatz verschiedener Experten. In einer Psychiatrischen Institutsambulanz arbeiten daher Ärzte, Psychologen, Sozialarbeiter und Ergotherapeuten nach einem einheitlichen Behandlungsplan zusammen. Häufig können dadurch stationäre Aufnahmen vermieden bzw. verkürzt werden. Institutsambulanzen bieten ein umfangreiches Therapiespektrum, das auf die Bedürfnisse der einzelnen Patienten angepasst ist. Es gibt Ambulanzen an allen psychiatrischen Kliniken und Tageskliniken. Außerhalb der Öffnungszeiten wird die Notfallversorgung durch die Bereitschaftsdienste der Kliniken sichergestellt.
Nachfrage nach psychiatrisch-psychotherapeutischen Angeboten steigt
Trotz einer rückläufigen Bevölkerungszahl steigt auch in Thüringen die Nachfrage nach psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlungsangeboten aufgrund der weiter zunehmenden Erkrankungszahlen und auch aufgrund der größeren Bereitschaft der Menschen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Im Vergleich zu vielen anderen Bundesländern ist die Versorgungsstruktur in Thüringen sehr gut, gerade im Bereich der Institutsambulanzen. Die psychiatrischen Kliniken in Thüringen arbeiten außerdem intensiv an einer noch engeren Vernetzung, zum Beispiel im Bereich der Suizid-Prävention, der Behandlung von Suchterkrankungen und von Borderline-Störungen. Auch mit den sozialpsychiatrischen Diensten in den Städten und Gemeinden und der Telefonseelsorge besteht ein enger Austausch.
Krankenhausspiegel mit aktualisierten Qualitätsergebnissen
Neben der neuen Rubrik „Psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung“ präsentiert der Krankenhausspiegel Thüringen in ausführlichen Rubriken aufschlussreiche Qualitätsdaten aus 13 weiteren, besonders häufigen oder komplexen Behandlungsgebieten wie Geburtshilfe, Schlaganfallbehandlung, Lungenentzündung, Herzchirurgie, Herzkatheter-Eingriffe und Herzschrittmacher-Versorgung in leicht verständlichen Schaubildern. Patienten können sich einen Überblick verschaffen, wie gut ein Krankenhaus im Vergleich zu anderen Häusern in einem bestimmten Behandlungsgebiet abgeschnitten hat. Diese Informationen können zum Beispiel vor einer anstehenden Klinikbehandlung bei der Auswahl des Krankenhauses ergänzend hilfreich sein. Ergänzt werden die Schaubilder durch Erläuterungstexte zu den Erkrankungen sowie den Diagnose- und Therapiemöglichkeiten des jeweiligen Gebiets.
Zusätzliche Informationen finden sich im Krankenhausspiegel Thüringen über die Bereiche Krankenhaus-Hygiene, Schwerverletzten-Versorgung und Palliativmedizin. Ausführliche Porträts aller Krankenhäuser mit aktuellen Kontaktdaten runden das Informationsangebot ab. Mit der Erweiterung des Thüringer Krankenhausspiegels 2018 wurden auch technische Anpassungen vorgenommen, so dass nun alle Inhalte auch für mobile Endgeräte optimiert dargestellt werden. Sie sind damit komfortabel auf Tablets und Smartphones jederzeit abrufbar.
Weitere Informationen unter: www.krankenhausspiegel-thueringen.de