Jena (UKJ/as). Wie es dem Immunsystem geht, sagt ein Blick auf die Zahl der CD4-Zellen. Fällt diese unter 350 pro Mikroliter Blut, wird es kritisch und das Risiko für Komplikationen steigt. „Bei jedem zweiten HIV-Infizierten in Ostdeutschland ist dieser Wert bei der Diagnose bereits unterschritten“, sagt Dr. Benjamin Schleenvoigt, Internist und Infektiologe am Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Jena (UKJ).
In welchen Einrichtungen HIV-Tests stattfinden und wieweit dies Einfluss auf den CD4-Wert bei der Neudiagnose hat, ist Inhalt des Studienprojekts „HIV-Regional“ unter der Leitung von Prof. Mathias Pletz, Direktor des Instituts. Die Auswertung zeigt, dass in Ostdeutschland 35 Prozent aller Neudiagnosen in Krankenhäusern gestellt werden, lediglich ein Prozent in Einrichtungen der AIDS-Hilfe. „Die Zahl der CD4-Zellen liegt bei HIV-Tests, die im Krankenhaus veranlasst wurden, jedoch deutlich unter den Werten bei Tests im ambulanten Bereich“, so Dr. Schleenvoigt. Die Patienten seien also bereits sehr krank. Am besten ist es hingegen um das Immunsystem bestellt bei Patienten, deren HIV-Diagnose durch die AIDS-Hilfe gestellt wurde.
Regional zeigen sich Unterschiede: Beim Vergleich von Daten aus mehreren Hochschulambulanzen und HIV-Schwerpunktpraxen in Ostdeutschland (außer Berlin) mit Daten aus München wird deutlich, dass Patienten in den dünner besiedelten ostdeutschen Bundesländern einen niedrigeren CD4-Wert bei der Diagnose haben als HIV-Infizierte in einer Großstadt wie München. Hier finden zwölf Prozent aller HIV-Tests bei der AIDS-Hilfe und zwölf Prozent in Krankenhäusern statt. Auch in den Münchnern Hausarztpraxen wird häufiger an einen HIV-Test gedacht als bei ostdeutschen Allgemeinmedizinern, in 28 Prozent der Fälle gegenüber 13 Prozent. Das unterschiedliche Testverhalten führt dazu, dass AIDS bei HIV-Infizierten in München dank der früheren Diagnose seltener auftritt als in Ostdeutschland.