Jena (UKJ/as). Seit dem Auszug der letzten Nutzer im Sommer 2017 laufen im Gebäude der alten Klinik für Innere Medizin (KIM) am Universitätsklinikum Jena (UKJ) in Lobeda die Vorbereitungen für den Abbruch. „Schon in der Planungsphase für unser großes Bauvorhaben wurde mit der Schadstofferkundung begonnen“, so Dr. Karen Treuter, Leiterin des Geschäftsbereichs Neubau am UKJ. Erst im komplett leergezogenen Gebäude konnte jedoch ein umfangreiches Schadstoffgutachten angefertigt werden. Dieses habe ergeben, dass an bis dahin nicht zugänglichen Stellen, in den Knoten des so genannten Stütze-Riegel-Systems, Asbest verbaut wurde, so Dr. Treuter.
Die als Generalunternehmer zuständige Ed. Züblin AG ist seit Dezember 2017 damit beschäftigt, mit Schadstoffen belastete Elemente aus dem Gebäude zu entfernen. Spezialisten in Schutzkleidung umschließen dafür die betroffenen Bereiche mit einer zeltartigen Vorrichtung und transportieren die Schadstoffe in verschlossenen Spezialbehältern aus dem Gebäude. Erst wenn innerhalb der jeweiligen Räume – nach entsprechender Messung der Raumluft – keine Schadstoffaser nachgewiesen werden kann, werden die Bereiche freigegeben. „Die Arbeiten finden unter strengen Sicherheitsvorkehrungen und unter Beteiligung des Landesamtes für Verbraucherschutz statt – Patienten und Mitarbeiter können unbesorgt sein“, so Dr. Treuter.
Bis Ende März 2018 sollen diese Arbeiten im ersten Gebäudeteil abgeschlossen sein. Anschließend beginnt der eigentliche Abbruch des dann schadstofffreien Baukörpers, der voraussichtlich bis zum Herbst andauern wird. In Bereichen, die unmittelbar an die neue Bausubstanz grenzen, werden die alten Betonelemente vorsichtig zurückgebaut. Wo ein sicherer Abstand zu den Neubauten besteht, kommt ein sogenannter Longfront-Bagger zum Einsatz. Dieser wird das Gebäude in einzelne Teile zerlegen und für den Abtransport vorbereiten.
Nach dem Abbruch folgt eine etwa zweijährige Bauphase, in der der Gebäudeteil A5 entsteht. Dieser wird direkt an den bereits bestehenden neuen Gebäudekomplex (A1 bis A4) anschließen und unter anderem die Klinik für Geriatrie, die Klinik für Hautkrankheiten, die Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, das Schlaflabor, eine Intensivstation, zwei Allgemein-Pflegestationen und die Psychoonkologische Tagesklink beherbergen.
Mit dem Abbruch der am 11. Dezember 1980 eröffneten Klinik für Innere Medizin endet auch ein Kapitel Medizingeschichte in Jena-Lobeda. Der erste Spatenstich für das in typischer DDR-VGB-Bauweise (Vereinheitlichter Geschossbau) errichtete Gebäude wurde am 9. Dezember 1975 gesetzt. Die fünfjährige Bauphase war durch die Probleme der Planwirtschaft geprägt – dazu gehörten Materialmangel, etwa bei Bauholz und Aluminium für die Fenster, verspätete Lieferung von Betonelementen und Querelen um Bauarbeiter und Materiallieferungen mit den Verantwortlichen des damaligen Bezirks Gera, zu dem Jena gehörte.
Die neue Klinik wurde in eine Klinik für Innere Medizin I und eine Klinik für Innere Medizin II untergliedert. Während die KIM I aus der ehemaligen Medizinischen Klinik in der Bachstraße hervorging, lagen die Wurzeln für die KIM II im Städtischen Krankenhaus, das noch einige Jahre als Geriatrie weiter betrieben und 1986 endgültig geschlossen wurde. Der damalige Neubau beherbergte insgesamt elf Stationen mit jeweils rund 35 Betten, dazu Räume für Funktionsdiagnostik, Röntgen, Physiotherapie, Apotheke und Zentralsterilisation. Das Hörsaalgebäude in Lobeda ging 1982 in Betrieb und wurde 2011 abgerissen. 1992 erfolgte eine Neustrukturierung der Klinik, bei der vier eigenständige Kliniken für Innere Medizin mit etwa gleich großer Bettenzahl gebildet wurden.
Bereits Ende 1990 begannen die Verhandlungen zu einem Neubau des Universitätsklinikums. 2004 wurde der erste Bauabschnitt des „Klinikum 2000“ bezogen, der zweite Bauabschnitt wurde 2016 eröffnet. Wenn der Gebäudeteil A5 fertiggestellt ist, befinden sich alle Bereiche mit Patientenversorgung mit Ausnahme der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Standort Lobeda.