Jena (UKJ/kbo). Depressionen im Alter werden oft verkannt. Ältere Menschen gelten dann eben als „schwierig“, Trauer, Hoffnungs- oder Interessenslosigkeit werden einfach dem Älterwerden zugeschrieben. „Eine Fehleinschätzung“, sagt Dr. Miriam Möller, Ärztin in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Jena (UKJ). „Depressionen sind die häufigste psychische Störung in der älteren Bevölkerung, etwa jeder Fünfte leidet darunter.“ Beim nächsten Patientenforum am Donnerstag, 9. Mai, wird sie unter anderem darauf eingehen, wie man Depressionen im Alter erkennt und welche Behandlungsmöglichkeiten und Hilfsangebote es gibt. Ein weiterer Schwerpunkt des Patientenforums sind Depressionen bei und durch körperliche Erkrankungen wie Krebs, Herzinfarkt oder chronische Schmerzen. Hier wird Oberärztin Dr. Uta Pietsch erklären, wie man Depressionen von der normalen Krankheitsverarbeitung und Trauer abgrenzen kann.
Die kostenlose Veranstaltung findet um 18 Uhr im Hörsaal des Klinikums im Philosophenweg 3 statt. Betroffene, Angehörige und Interessierte sind herzlich eingeladen, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Nach den Vorträgen besteht ausreichend Gelegenheit, mit den Referentinnen ins Gespräch zu kommen und Fragen zu stellen.
Depressionen im Alter erkennen und behandeln
„Ein großes Problem bei Depressionen im Alter ist, dass sie oft nicht erkannt und dadurch unzureichend behandelt werden“, beschreibt es Dr. Möller. Zum einen liege das daran, dass Schwermut oder Freudlosigkeit einfach als normale Alterserscheinung abgetan werden. Zum anderen zeige sich die Depression bei älteren Menschen oft gerade nicht in deprimierter Stimmung, sondern vielmehr an körperlichen Beschwerden wie Müdigkeit, Gedächtnisstörungen oder Gewichtsverlust. Hinzu kommen Verhaltensweisen, die gemeinhin als „schwierig“ eingestuft werden, wie die Verweigerung von Essen oder Medikamenten. „Depression an sich ist schon ein Tabuthema, das Alter ist leider auch ein zu wenig betrachteter Lebensabschnitt“, sagt Möller. Das führe dazu, das Krankheitsbild zu vernachlässigen, was letztlich eine erfolgreiche Behandlung erschwert. „Bei Depression im Alter gibt es dieselben therapeutischen Möglichkeiten wie bei jüngeren Patienten, also nichtmedikamentöse und medikamentöse Ansätze.“ Welche das sind und wo Patienten und Angehörige Hilfe finden, wird die Expertin in ihrem Vortrag erläutern.
Depressionen bei Krankheiten: Wenn Körper und Seele leiden
Eine schwere körperliche Erkrankung bedeutet für Patienten häufig einen tiefen Einschnitt im Leben. Ein Herzinfarkt, Schlaganfall oder Krebs müssen auch psychisch verkraftet werden. „Es ist normal, auf einen solchen Schicksalsschlag mit Trauer zu reagieren“, betont Oberärztin Pietsch. „Jeder Mensch muss das verarbeiten. Eine echte Depression ist aber etwas anderes und muss entsprechend behandelt werden“, erklärt die erfahrene Psychiaterin weiter. „Denn sie beeinträchtigt den Therapieerfolg und erhöht das Risiko für weitere körperliche Erkrankungen.“ So treten bei depressiven Menschen beispielsweise gehäuft Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Migräne oder Infektionskrankheiten auf. Umgekehrt erkranken Patienten mit bestimmten körperlichen Krankheiten häufiger an Depressionen, so etwa 16 Prozent der Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen oder mit Multipler Sklerose und 13 Prozent der Patienten mit Wirbelsäulen-Erkrankungen. Auch können die Medikamente, die zur Behandlung der körperlichen Erkrankung eingenommen werden, Depressionen verursachen. „Wichtig ist es, mit einem Arzt des Vertrauens zu sprechen, wenn man an sich Symptome einer Depression oder eine Verhaltensveränderung feststellt“, sagt Pietsch. „Gemeinsam werden dann Therapieoptionen besprochen.“ Wie körperliche Krankheiten mit Depressionen zusammenhängen, welche wechselseitigen Risiken bestehen und wann Patienten einen Arzt aufsuchen sollten, erklärt Pietsch in ihrem Vortrag.
Veranstaltungsreihe „Patientenforum der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie“
Psychische Gesundheit ist ganz wichtig, damit wir mit unserem Leben zufrieden und den täglichen Herausforderungen gewachsen sind – und sie beeinflusst auch unser körperliches Wohlbefinden. Psychische Beeinträchtigungen sind weit verbreitet. Deshalb veranstaltet die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie auch dieses Jahr wieder die Reihe Patientenforum und widmet sich regelmäßig einmal im Monat, donnerstags um 18 Uhr, unterschiedlichen Themen der psychischen Gesundheit.