Jena (UKJ/kbo). Es ist nur ein kleiner Beutel, der da am Tropf von Stephan Bertel hängt. Aber der hat es in sich. Denn was da innerhalb von etwa 20 Minuten in die Adern des 34-Jährigen fließt, ist die erste CAR-T-Zell-Therapie am Universitätsklinikum Jena (UKJ). Erstmals wird diese neue Form der Krebstherapie am UKJ verwendet. Sie ist die erste Gentherapie überhaupt am Klinikum – und eine echte Chance für Stephan Bertel. Der 34-Jährige leidet an einer besonders aggressiven Form von Lymphdrüsenkrebs.
Chance auf Heilung
Bei der CAR-T-Zell-Therapie werden dem Patienten zunächst eigene Zellen entnommen. Konkret geht es um die T-Lymphozyten, eine bestimmte Gruppe weißer Blutkörperchen. Diese werden im Labor gentechnisch verändert: Auf die T-Zellen wird mittels viraler Transduktion ein Rezeptor gebracht, der zielgenau ein Oberflächeneiweiß auf den Krebszellen – im Fall von Stephan Bertel Lymphomzellen – erkennt. Die so veränderten T-Zellen werden dem Patienten anschließend als Transfusion zurückgeführt und nehmen ihre Arbeit auf: das Lymphom zerstören. „Die CAR-T-Zell-Therapie hat vor allem zwei Vorteile: Zum einen greift sie sehr zielgerichtet die bösartigen Zellen an. Zum anderen sollen die veränderten T-Zellen dauerhaft im Körper bleiben. Das heißt, sollten wieder Krebszellen auftauchen, bekämpfen die T-Zellen auch diese“, beschreibt es PD Dr. Ulf Schnetzke, Oberarzt der Klinik für Innere Medizin II. Er behandelt federführend den ersten CAR-T-Zell-Therapie-Patienten Stephan Bertel. „Vor allem bedeutet die neue Therapie eine deutlich höhere Chance auf Heilung“, so der Hämatologe.
Die CAR-T-Zell-Therapie kommt bislang nur bei bestimmten Krebsarten zum Einsatz: einer Form von Blutkrebs und dem aggressiven Lymphdrüsenkrebs – und nur, wenn andere Therapiemöglichkeiten nicht erfolgreich waren. So hatte auch Stephan Bertel zahlreiche, teils intensive Chemotherapie-Zyklen und eine Bestrahlung hinter sich. Das brachte zwar kurzzeitig Erfolg, aber der Krebs kam dann umso heftiger zurück. „Bei den aggressiven Lymphomen gibt es leider solche seltenen Fälle, bei denen die Chemotherapie nicht anschlägt“, weiß Dr. Schnetzke. Umso glücklicher ist Stephan Bertel, dass er am UKJ die Chance für diese neue Therapie erhalten hat. „Das hat uns wieder Mut gegeben“, erzählt der junge Mann aus Gera. Seit zwei Jahren kämpft er gegen den Krebs. Dass er nun gentechnisch veränderte Zellen in sich hat, stört ihn nicht. Im Gegenteil: „Ich finde es spannend, dass ich nicht irgendein Medikament bekomme, das gar nichts mit mir zu tun hat“, sagt er. „Meine Zellen waren jetzt quasi auf Weiterbildung und erledigen hoffentlich ihren neuen Job.“