Jena (UKJ/kbo). Wenn bei Schwangeren der Blutzucker aus dem Ruder läuft, ist ärztlicher Rat gefragt. Schwangerschaftsdiabetes tritt relativ häufig auf, allein am Universitätsklinikum Jena (UKJ) liegt bei etwa zehn Prozent der Geburten ein so genannter Gestationsdiabetes vor. Hilfe erhalten Frauen im Kompetenzzentrum Diabetes und Schwangerschaft der Jenaer Geburtsmedizin, das Privatdozentin Dr. Tanja Groten leitet. Ihre Erfahrung und fachliche Kompetenz in Sachen Diabetes und Schwangerschaft haben ihr nun die Anerkennung als Diabetologin durch die Deutsche Diabetes Gesellschaft eingebracht.
Das ist ungewöhnlich, da Ärzte diese Zusatzqualifikation in der Regel im Bereich der Inneren Medizin erlangen. Groten jedoch ist Gynäkologin und jetzt bundesweit eine der ganz wenigen mit der zusätzlichen Anerkennung als Diabetologin. „Für mich ist das aber vor allem eine Anerkennung der Qualität unserer Arbeit hier im Kompetenzzentrum Diabetes und Schwangerschaft“, freut sich Groten.
Schwangerschaftsdiabetes bedeutet nicht zwingend die Gabe von Insulin
Zum Kompetenzzentrum gehören Gynäkologen, Diabetologen, Diabetesberater und Diätassistenten sowie Hebammen und Krankenschwestern. Jährlich betreut das Team um Groten – in enger Kooperation mit den niedergelassenen Frauenärzten und Diabetologen –circa 350 Schwangere mit verschiedenen Formen des Diabetes während der Schwangerschaft, der Geburt und im Wochenbett. Der Großteil sind Frauen, die während der Schwangerschaft einen Diabetes entwickeln. „Schwangerschaftsdiabetes lässt sich gut behandeln“, sagt Groten. „Und er bedeutet nicht zwingend die Gabe von Insulin. Nur etwa ein Drittel der Frauen benötigt eine Insulintherapie“, weiß die erfahrene Oberärztin. Viel wichtiger seien eine Ernährungsumstellung, ausreichend Bewegung und etwas Disziplin, um den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Die Schwangeren werden dahingehend im Kompetenzzentrum geschult, beraten und begleitet.
Bei Typ-1-Diabetes ist ein gut geführtes Blutzuckermanagement wichtig
„Es kommen aber auch Frauen zu uns, die mit einem vorbestehenden Diabetes schwanger werden“, erklärt Groten. „Wir sehen pro Jahr etwa 20 bis 25 Patientinnen mit Typ-1-Diabetes.“ Sie müssen während der Schwangerschaft engmaschig kontrolliert werden, damit ihre Stoffwechselsituation nicht entgleist. Denn der hohe Blutzucker der Mutter geht auf das Kind über ist dann schädlich für die kindliche Entwicklung. Deshalb brauchen Typ-1-Diabetikerinnen während der Schwangerschaft gut eingestellte Blutzuckerwerte und ein eng geführtes Blutzuckermanagement. Zudem gehen mit Diabetes oft Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck oder eingeschränkte Nierenfunktion einher. Auch diese bedeuten ein zusätzliches Risiko für Mutter und Kind, besonders während der Schwangerschaft, und müssen ständig im Blick bleiben. „Wir sprechen mit den Frauen außerdem ausführlich über die Geburt und erklären ihnen, wann ein Kaiserschnitt nötig ist, wann wir die Wehen einleiten müssen und wann die Chancen für eine Spontangeburt gut stehen“, sagt Groten.
Egal, welche Form von Diabetes vorliegt: „Unser Ziel ist klar“, betont Groten. „Wir möchten die Frauen so unkompliziert wie möglich durch die Schwangerschaft bringen, sodass am Ende Mutter und Kind glücklich und gesund sind.“
Kontakt:
Kompetenzzentrum Diabetes und Schwangerschaft
Klinik für Geburtsmedizin
PD Dr. Tanja Groten
Am Klinikum 1, Haus E – 07747 Jena
Tel.: 03641 9329206
Diabetes-Sprechstunde: mittwochs, 8 bis 16 Uhr