Jena (ukj/ac). Was stelle ich mit meiner Zeit an, wenn ich Rentner bin? Werde ich überhaupt noch gebraucht? Und verstehen mein Partner und ich uns im Ruhestand Rund um die Uhr? Diese und zahlreiche andere Fragen stellen sich viele Menschen zu Rentenbeginn – das kann die Betroffenen sehr belasten. Hilfe erhalten sie in der Tagesklinik für Gerontopsychiatrie am Universitätsklinikum Jena (UKJ) – schon mehr als zehn Jahre und seit Sommer mit erweiterten Kapazitäten. „In unseren neuen Räumlichkeiten in der Kochstraße können wir nun 25 statt bisher 15 Patienten behandeln“, so Prof. Karl-Jürgen Bär, Direktor der Klinik für Gerontopsychiatrie. Die neuen Räume und das Therapieangebot stellen die Experten der Tagesklinik am 6. November von 14 bis 17 Uhr bei einem Tag der offenen Tür vor. Ehemalige Patienten, Angehörige, zuweisende Ärzte und Interessierte sind herzlich eingeladen.
Als erste Gerontopsychiatrische Tagesklinik Thüringens eröffnete die Einrichtung im Jahr 2007 – und ist immer noch eine von wenigen dieser Art. „Neben Depressionen oder Burn-Out, kommen oft Patienten mit unklaren Schmerzen, Gedächtnisstörungen oder in familiären Konfliktsituationen zu uns. Der Erstkontakt erfolgt meist über den Hausarzt oder niedergelassenen Neurologen“, sagt Gerontopsychiatrie-Experte Prof. Bär. Durchschnittlich sind die Patienten 55 bis 90 Jahre alt. „Unser Therapieangebot richtet sich dabei bewusst auch an Menschen, die kurz vor dem Rentenalter stehen, um sie beim Übergang aus dem Arbeitsleben hin in den nächsten Lebensabschnitt zu unterstützen.“
Die Patienten sind von 8 bis 16 Uhr in der Tagesklinik, die Nächte und Wochenende verbringen sie zu Hause. „Dadurch werden sie nicht aus ihrem Alltag herausgerissen. Das stärkt die Therapieakzeptanz“, erklärt Prof. Bär das Konzept. Zwei bis sechs Wochen behandelt das interdisziplinäre Team aus Ärzten, Ergo- und Mototherapeuten, Mitarbeitern der Pflege und des Sozialdienstes die Patienten in der Tagesklinik. Jeder Patient wird dabei entsprechend eines individuell zugeschnittenen Therapiekonzepts betreut, das sich auch psychologischen Gruppensitzungen und Einzelgesprächen, aber auch ergotherapeutischen Maßnahmen wie Gedächtnisspielen oder Musikangeboten und motorischen Übungen mit Bällen oder Schwungtuch zusammensetzt.
Prof. Bär sieht die Tagesklinik in Zukunft mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert: „Aufgrund der demografischen Entwicklung werden die älteren Betroffenen künftig noch mehr – und schwerer krank. Die Betreuung wird also komplexer.“ Deshalb sei auch die enge Zusammenarbeit mit Neurologen und Geriatern des UKJ, Hausärzten und dem Kooperationspartner Aktion Wandlungswelten sehr wichtig.
Termin auf einen Blick
Tag der offenen Tür an der Tagesklinik für Gerontopsychiatrie und Alterspsychotherapie
- November 2019, 14 bis 17 Uhr
Kochstraße 2a, 07745 Jena
Kontakt
Prof. Dr. Karl-Jürgen Bär
Direktor der Klinik für Gerontopsychiatrie am Universitätsklinikum Jena