Jena (ukj/boe). Im Operationssaal 5 des UKJ steht eine Hüft-Operation auf dem Plan. Die 71-jährige Patientin leidet schon seit vielen Jahren an Arthrose im Hüftgelenk. Deshalb tauschen die Jenaer Experten das verschlissene Gelenk gegen eine künstliche Hüfte aus. Hüftoperationen sind oft mit hohen Blutverlusten verbunden, die durch Fremdblut ausgeglichen werden müssen – nicht so bei der 71-Jährigen. Denn ihre behandelnden Ärzte haben sie bereits im Vorfeld optimal auf die Operation vorbereitet.
Blutspenden retten Leben – das weiß jeder. Jährlich benötigen die Mediziner allein am UKJ für Patienten mit Leukämie oder akutem Blutverlust etwa 20.000 Konserven mit roten Blutzellen, auch Erythrozytenkonzentrate genannt. Was vielen nicht bewusst ist: Wie jedes Medikament kann auch eine Bluttransfusion Nebenwirkungen haben. „Jede Blutübertragung ist eine kleine Transplantation, auf die der Körper reagiert. Ein längerer Krankenhausaufenthalt, ein höheres Sterberisiko oder Infektionen können die Folge sein“, gibt Dr. Ansgar Raadts, Oberarzt an der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am UKJ, zu bedenken.
Um Patienten vor diesen Risiken zu schützen, haben die Universitätskliniken in Frankfurt am Main, Bonn, Kiel und Münster im Jahr 2013 das sogenannte „Patient Blood Management“, kurz PBM, entwickelt. Mit diesem Konzept sollen Blutarmut und Blutverlust verringert und ein bewusster Umgang mit Blutkonserven gefördert werden. Positiver Nebeneffekt: die Zahl der notwendige Blutkonserven, die aufgrund des demografischen Wandels ohnehin immer knapper werden, nimmt ab. Seit Ende 2017 ist das UKJ Teil des zugehörigen PBM Netzwerks, dem sich mittlerweile mehr als 100 Kliniken angeschlossen haben. Dr. Raadts sorgt als Koordinator des Projekts am Jenaer Klinikum dafür, dass alle Mitarbeiter die Maßnahmen des Konzepts umsetzen – zur Sicherheit der Patienten.
Im Zentrum des PBM stehen drei wesentliche Ziele: Vor geplanten Operationen mit hohen Blutverlusten misst der behandelnde Arzt zunächst den Hämoglobin-Wert im Blut des Patienten. Unterschreitet dieser Wert eine feste Grenze, liegt eine Blutarmut vor, auch Anämie genannt. „Blutarmut ist gar nicht so selten. Etwa ein Drittel der Patienten vor einer Operation leidet daran, oft verursacht durch Eisenmangel“, weiß Dr. Raadts. Eine Anämie kann in vielen Fällen gut behandelt werden. Das nimmt aber Zeit in Anspruch. „Deshalb sollte ein Patient etwa zwei bis vier Wochen vor dem geplanten Risiko-Eingriff zur Abklärung in die Klinik kommen“, sagt der Anästhesist und Intensivmediziner.