Jena (UKJ/kbo). Blasenschwäche und Beckenbodensenkung: zwei Probleme, über die Betroffene nicht gerne sprechen. Sollten sie aber, finden Dr. Anna Kolterer und Dr. Semen Suhin. Zumindest sind die beiden Urogynäkologen die richtige Anlaufstelle. Die zwei Oberärzte führen seit dem Frühjahr das Beckenbodenzentrum in der Klinik für Frauenheilkunde und Fortpflanzungsmedizin unter der Leitung von Professor Ingo Runnebaum. Senkungszustände der weiblichen Genitale und Harninkontinenzformen sind ihr Spezialgebiet. Am Dienstag, 18. Juni, laden Sie alle Patientinnen herzlich zur Infoveranstaltung und zum Austausch im Rahmen der Internationalen Kontinenz-Woche ab 17.30 Uhr in die Frauenklinik ein.
Mindestens jede dritte, vermutlich sogar jede zweite Frau wird in ihrem Leben an Blasenschwäche leiden. Natürlich spielt dabei das Alter eine Rolle. Aber auch jüngere Frauen, 45-, 50- oder 60-Jährige, sind betroffen. „Warum sollten sich die Frauen damit zufriedengeben, wenn doch viele Lebensjahre vor ihnen liegen“, fragt Kolterer und sagt klar: „Wir können helfen.“
Egal, ob Belastungsinkontinenz – bei dieser Form der Blasenschwäche funktioniert der Verschlussmechanismus der Harnröhre nicht mehr richtig – oder Dranginkontinenz, die so genannte Reizblase, ob Senkung der Blase, der Gebärmutter oder des Enddarms: Es gibt zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten. Vom Beckenbodentraining mit dem Physiotherapeuten bis zu Heimgeräten reichen die Möglichkeiten für Frauen, die keine Operation benötigen oder wünschen.
Bei der Pessartherapie werden Silikonschalen oder -würfel in die Scheide eingeführt, um die Senkung wieder aufzuheben. Zudem existieren Medikamente gegen Dranginkontinenz. Führen diese nicht zum gewünschten Effekt, kann eine Reizblase auch mit Botoxspritzen behandelt werden. Zur Behandlung der Belastungsinkontinenz haben sich sogenannte spannungsfreie Vaginalbändchen etabliert. Alternativ kann die Harnröhre mit Depots, so genannten „bulking agents“, unterspritzt werden. Das Jenaer Beckenbodenzentrum hat seit Jahren neue Operationsverfahren entwickelt und verfeinert, die meisten Operationen können jetzt minimalinvasiv therapiert werden.
„Jede Therapieform besprechen wir individuell mit unseren Patientinnen und stimmen uns mit den überweisenden frauenärztlichen Praxen ab“, sagt Suhin. Das wichtigste ist und bleibt aber: „Gehen Sie zum Spezialisten und sprechen Sie über Ihre Probleme, haben Sie keine Scham.“ Die beiden Urogynäkologen wissen, dass das leichter gesagt ist als getan. Kolterer: „Unser Ziel ist es, den Patientinnen ein Leben ohne Einschränkungen zu ermöglichen.“
Die Experten empfehlen auch den Kontakt zur Selbsthilfegruppe. In Jena gibt es die Selbsthilfegruppe Inkontinenz, die sich einmal monatlich zum Erfahrungsaustausch trifft. Der Kontakt kann über die Urogynäkologie vermittelt werden, die eng mit der Selbsthilfegruppe in Verbindung steht.
Sprechstunde der Urogynäkologie: Montag und Dienstag, 8 bis 15.30 Uhr
Veranstaltungshinweis: Patientinnenveranstaltung im Rahmen der Kontinenz-Woche
Datum: Dienstag, 18. Juni 2019
Uhrzeit: ab 17.30 Uhr
Ort: Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Fortpflanzungsmedizin, Seminarraum 8, Haus E, Ebene 10
Themen: Harninkontinenz, Genitalsenkung, Behandlungsmöglichkeiten und Therapieformen, Vorstellung der Inkontinenz-Selbsthilfegruppe Jena