(Erfurt, 09.07.2020) Der Krankenhausspiegel Thüringen, das große Vergleichsportal für Behandlungsqualität der Thüringer Kliniken, ist erneut erweitert worden: Ab sofort informiert die Schwerpunktrubrik „Herzmedizin“ über eine Vielzahl von Herzerkrankungen und ihre Behandlung, über Prävention und Reha-Maßnahmen. Zusätzlich werden Qualitätsergebnisse der Krankenhäuser aus den kardiologischen Bereichen Herzkatheter-Anwendungen, Herzschrittmacher-Einsatz und ganz neu auch Defibrillator-Einsatz veröffentlicht. Dabei zeigt sich, dass Thüringen hier bei den meisten Vergleichskriterien bessere Werte aufweist als der Bundesdurchschnitt. Der Freistaat verfügt über eine sehr gute Qualität und eine flächendeckende Versorgungsstruktur für Herzpatienten.
Rund 30 Krankenhaus-Standorte in Thüringen behandeln Herzkrankheiten, 20 davon veröffentlichen ihre Qualitätsergebnisse und medizinischen Angebote im Krankenhausspiegel Thüringen. Nach Angaben von Dr. Gundula Werner, Vorstandsvorsitzende der Landeskrankenhausgesellschaft Thüringen, wurden im Jahr 2018 insgesamt rund 23.000 Herzkatheter-Behandlungen, 2.400 Herzschrittmacher- und 680 Defibrillator-Eingriffe in Thüringer Krankenhäusern durchgeführt, dazu rund 1.400 herzchirurgische Eingriffe wie Herzklappen- und Bypass-Operationen. Mit Herzkatheter-Behandlungen und Bypass-Operationen werden lebensgefährliche Verengungen der Herzkranzgefäße sowie Herzinfarkte behandelt, aber auch neue und innovative Therapien von Herzerkrankungen, wie beispielsweise minimal-invasive Herzklappentherapien, angewendet. Mit Herzschrittmachern werden Herzrhythmusstörungen in Form eines zu langsamen Herzschlags versorgt, mit Defibrilla-toren schnelle Arrhythmien, häufig in Form von Kammerflimmern oder Kammerflattern.
Flächendeckende Versorgung und hohe Qualität
„Nach wie vor sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die häufigste Todesursache in Thüringen. In den Thüringer Krankenhäusern wurde in den vergangenen Jahren eine moderne und flächendeckende Versorgungslandschaft auf dem Gebiet der Kardiologie geschaffen. Ich freue mich daher, dass der Krankenhausspiegel jetzt auch Themen der Herzmedizin in Thüringen aufgreift und veröffentlicht“, so Heike Werner, Thüringer Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie. Von der hohen Leistungsfähigkeit und Professionalität der Thüringer Kardiologen zeugen vor allem aber die guten Qualitätsergebnisse, die im Krankenhausspiegel Thüringen veröffentlicht werden. So kann in Thüringens Krankenhäusern z.B. beim Einsatz eines Herzschrittmachers in 90 Prozent der Fälle die maximal empfohlene Operationsdauer eingehalten werden, im Bundesdurchschnitt geschieht dies nur in 89,3 Prozent der Fälle.
Geringe Sterblichkeit in Thüringen
Beim Einsatz von Defibrillatoren weisen die Thüringer Krankenhäuser ebenfalls gute Ergebnisse auf: Die Operation kann in 93,6 Prozent der Fälle innerhalb des empfohlenen Zeitraums abgeschlossen werden, auf Bundesebene liegt die Rate bei 91,7 Prozent. Die Expertise der Thüringer Krankenhäuser zeigt sich vor allem auch durch die vergleichsweise geringe Sterblichkeitsrate. Sie liegt beim Einsatz eines Herzschrittmachers in Thüringen bei nur 1,16 Prozent, auf Bundesebene bei knapp 1,4 Prozent. Die guten Ergebnisse sind auch auf die neue Generation von Herzschrittmachern zurückzuführen: Während diese früher noch etwa die Größe einer Streichholzschachtel hatten, kommen heutige Geräte mit einem Zehntel dieser Ausmaße und lediglich zwei Gramm Gewicht aus. Dadurch können sie mit einem minimal-invasiven Eingriff durch eine Beinvene bis in die rechte Herzkammer eingeführt und befestigt werden.
Herzkatheter-Behandlungen weniger belastend und mit größerem Erfolg
Auch bei Herzkatheter-Behandlungen schneidet Thüringen bei vielen Vergleichskriterien besser ab. So liegen Strahlenbelastung und verabreichte Kontrastmittelmenge bei nahezu allen Arten von Herzkatheter-Behandlungen in Thüringen ebenfalls zum Teil deutlich unter den Bundeswerten. Ein Beispiel: In Thüringen wird bei Herzkatheter-Untersuchungen mit gleichzeitiger Ballon-Dehnung eines verengten Gefäßes in nur 10,9 Prozent der Fälle die empfohlene Kontrastmittel-Höchstmenge überschritten, auf Bundesebene geschieht dies bei 13,3 Prozent der Patienten.
Innovative Behandlungsmethoden
Die guten Ergebnisse der Thüringer Herzkliniken sind auch auf innovative Behandlungs-methoden zurückzuführen. Beispiel Herzschrittmacher: „Frühere Schrittmacher hatten noch etwa die Größe einer Streichholzschachtel, die neue Generation von Geräten kommt mit einem Zehntel dieser Ausmaße und lediglich zwei Gramm Gewicht aus“, erklärt Prof. Christian Schulze, Direktor der Klinik für Innere Medizin am Universitätsklinikum Jena. „Dadurch können sie mit einem minimal-invasiven Eingriff durch eine Beinvene bis in die rechte Herzkammer eingeführt und dort befestigt werden. Eine offene Operation ist nicht mehr nötig. Sie können von außen programmiert werden und benötigen keine Sonde mehr.“ Somit entfallen viele Probleme herkömmlicher Schrittmacher wie Bruch, Verschiebung oder Verdrehung der Sonde oder eine Infektion im Taschen-Bereich.
Behandlung von Herzrhythmus-Störungen mit Strom oder Kälte
Auch Herzrhythmusstörungen, insbesondere Vorhof-Flimmern, können heute sehr gut mit Katheter-Verfahren behandelt werden. Bei der Pulmonalvenen-Isolation wird z.B. Herzgewebe im Bereich, in dem die Lungenvenen in den linken Herzvorhof münden, mit Hochfrequenzstrom verödet. Inzwischen ist gesichert, dass Vorhof-Flimmern durch elektrische Störsignale in diesem Bereich entsteht. Mithilfe der Verödung können diese Signale und somit die Rhythmusstörungen beseitigt werden. Alternativ zu elektrischen Impulsen wird das Herzgewebe, das Fehlreize aussendet, vermehrt auch mit Kälte von bis zu minus 75 Grad verödet.
Qualitätsergebnisse aus weiteren Behandlungsgebieten
Die neue Rubrik „Herzmedizin“ sowie die aktuellen Qualitätsergebnisse aus den Bereichen Herzkatheter-Anwendungen, Herzschrittmacher- und Defibrillator-Versorgung präsentiert der Krankenhausspiegel Thüringen ab sofort in leicht verständlichen Schaubildern und Texten. Darüber hinaus werden aufschlussreiche Qualitätsdaten aus weiteren besonders häufigen oder komplizierten Behandlungsgebieten wie Geburtshilfe, Schlaganfall-Versorgung, Hüft- und Kniegelenkersatz oder Lungenentzündung dargestellt. Ergänzt
werden sie durch Erläuterungstexte zu den Erkrankungen sowie den Diagnose- und Therapiemöglichkeiten des jeweiligen Gebiets. Weitere Themen wie Rheuma-Behandlung, Psychiatrische Versorgung, Krankenhaus-Hygiene, Schwerverletzen-Versorgung, Palliativmedizin sowie ausführliche Porträts aller am Krankenhausspiegel beteiligten Häuser mit ihren aktuellen Kontaktdaten runden das Informationsangebot ab. Rainer Poniewaß, Geschäftsführer der Landeskrankenhausgesellschaft Thüringen: „Den Patientinnen und Patienten bietet der Krankenhausspiegel umfassende Informations- und Vergleichsmöglichkeiten über zahlreiche Thüringer Krankenhäuser, ihre Leistungen und ihre Behandlungsqualität. Er ist damit Ratgeber und Informationsmedium zugleich.“
Weitere Informationen unter: www.krankenhausspiegel-thueringen.de