Jena (UKJ/kbo). Christiana Langer ist aufgeregt. Sie hat die letzten Nächte kaum geschlafen. Wie immer, wenn sie auf wichtige Testergebnisse wartet. Dieses Mal geht es um ihren PET-CT-Scan. Er soll zeigen, ob die CAR-T-Zell-Therapie weiterhin wie gewünscht wirkt. Als eine der ersten hat sie vor gut einem Jahr am Uniklinikum Jena (UKJ) diese neue Form der Krebsbehandlung bei aggressivem Lymphdrüsenkrebs erhalten, der die 67-Jährige seit fast sieben Jahren quält. Die CAR-T-Zell-Therapie bietet ihr nun eine echte Chance auf Heilung.
Chance auf Heilung
12 Patienten hat das Team um PD Dr. Ulf Schnetzke, Oberarzt an der Klinik für Innere Medizin II, mit dieser neuartigen Therapie bislang behandelt. Seine Bilanz nach einem Jahr CAR-T-Zell-Therapie am UKJ fällt positiv aus: „Auch wenn erwartungsgemäß nicht jeder Patient auf die neue Therapie anspricht, gibt es doch ausreichend Patienten, bei denen tatsächlich kein Nachweis der Erkrankung mehr zu sehen ist. Man muss einfach bedenken, dass wir hier von Patienten sprechen, bei denen es mit der herkömmlichen Chemotherapie keinerlei Aussichten auf Heilung gegeben hätte“, macht Dr. Schnetzke deutlich. Denn: Die neue Therapie darf nur angewendet werden, wenn die Standardtherapien nicht ausreichen oder gar keine Wirkung zeigen.
So war das auch bei Christiana Langer. Immer wieder kehrte ihr Lymphom trotz Chemo- und Stammzelltherapie zurück. Zuletzt 2019. Als ihre behandelnden Onkologen in Erfurt von der neuen Therapiemöglichkeit für Erwachsene bei aggressivem Lymphdrüsenkrebs am UKJ erfahren hatten, schickten sie Christiana Langer direkt nach Jena zu Dr. Schnetzke in Behandlung.
Bei der CAR-T-Zell-Therapie werden den Patienten körpereigene T-Zellen entnommen und dann gentechnisch so verändert, dass sie die Krebszellen erkennen und zielgerichtet angreifen. Anschließend werden die so bearbeiteten Zellen den Patienten mit einer Infusion wieder zurückgeführt. Geht alles gut, nehmen die neuen T-Zellen ihre Arbeit auf und zerstören die Krebszellen und damit das Lymphom. Dabei sollen die gentechnisch veränderten T-Zellen dauerhaft im Körper bleiben, sodass sie beim erneuten Auftauchen von Krebszellen auch diese bekämpfen. Da wie bei allen Therapieformen Nebenwirkungen auftreten können, bleiben die Patienten zunächst stationär im Klinikum. Möglich sind vor allem grippeähnliche Symptome und Fieber bis hin zu neurologischen Ausfällen.
Gute Verträglichkeit
Bisher jedoch ist die Verträglichkeit der neuen Therapie sehr gut: „Von allen bei uns behandelten Patienten haben wir nur einen Patienten für wenige Tage auf die Intensivstation verlegen müssen. Auch dieser Patient konnte jedoch im Anschluss nach Hause entlassen werden“, berichtet Dr. Schnetzke. Auch Christiana Langer erzählt, dass sie zwar durchaus gemerkt habe, dass sich in ihrem Körper etwas tut und sie zunächst erst mal nur liegen wollte. „Nach ein paar Tagen aber ging es schon wieder mit dem Laufen und ich konnte bald nach Hause und dort in meinem Garten arbeiten.“
Nach der Verabreichung der CAR-T-Zell-Therapie müssen die Patienten regelmäßig zur Nachsorge ans UKJ. Das funktioniert gut über die Lymphomsprechstunde, die Dr. Schnetzke regelmäßig anbietet. Auch Christiana Langer kam regelmäßig zum Check. Ihr dritter und vorerst letzter PET-Scan fiel übrigens gut aus. Kein Lymphom mehr zu sehen. Die lebensfrohe Frau kann wieder beruhigt schlafen und sich ihren Hobbys widmen: wandern, radfahren und vor allem im Garten werkeln. „Frau Langer wird auch noch in 15 Jahren in ihrem Garten buddeln, wenn sie die Chance dazu hat“, ist sich Dr. Schnetzke sicher und freut sich über die neue Therapiemöglichkeit. Das Verfahren ist zwar sehr aufwendig und das Klinikum muss hohe Qualitätsstandards erfüllen. „Aber bei solchen Erfolgen ist die harte Arbeit einfach eine Freude für mich“, so Dr. Schnetzke.