Jena (UKJ/vdG). Eine jetzt auf der Online-Konferenz der Europäischen Gesellschaft für Klinische Mikrobiologie und Infektiologie vorgestellte Studie untersuchte die Ursachen für die erhöhte Sterblichkeit von COVID-19 bei Krebspatienten. Dazu wertete das Autorenteam um Dr. Maria Rüthrich von der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Jena Daten des LEOSS-Registers aus, das Informationen zu SARS-CoV-2-infizierten Patienten in Europa sammelt und der Wissenschaft zur Verfügung stellt. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die höheren Sterblichkeitsraten für COVID-19 bei Krebspatienten vor allem auf das höhere Alter und die vermehrten Begleiterkrankungen zurückzuführen sind, statt auf den Krebs selbst.
Die Autoren analysierten retrospektiv eine Kohorte von 435 Krebspatienten mit COVID-19 von insgesamt 3071 Corona-Patienten, die zwischen März und August 2020 in das Register aufgenommen wurden. Mehr als ein Drittel der Krebspatienten waren über 76 Jahre alt, der Frauenanteil betrug 41%. Über die Hälfte der Patienten litten an einer aktiven bösartigen Erkrankung, 22% hatten in den drei Monate vor dem positiven SARS-CoV-2-Test eine Krebsbehandlung erhalten. Etwa jeder zweite war in seiner Alltagsfähigkeit eingeschränkt. Die COVID-19-Sterblichkeitsrate betrug 23%, während Männer doppelt so häufig starben wie Frauen. Zusätzlich war eine aktive Krebserkrankung mit einer höheren Mortalität verbunden.
Im Vergleich zu den Krebspatienten waren die anderen Covid-19-Patienten deutlich jünger und litten an weniger Begleiterkrankungen, ihre Sterblichkeitsrate lag bei 14%. Nach Anpassung von Alter, Geschlecht und Komorbidität waren das Überleben und die Sterblichkeit von COVID-19 für beide Patientengruppen vergleichbar. Maria Rüthrich: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Krebspatienten bei einer SARS-CoV-2-Infektion ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf haben als Nicht-Krebspatienten. Es scheint aber nicht der Krebs selbst zu sein, der zu diesen schlechten Ergebnissen führt, sondern ihr allgemein schlechterer Gesundheitszustand. “
Kontakt:
Dr. Maria Rüthrich,
Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Jena
E-Mail:
Tel.: +49-3641-9324574
Hinweis:
Die Studie ist noch nicht in einer fachbegutachteten Zeitschrift erschienen, eine Zusammenfassung findet sich im Tagungsprogramm, auch die Präsentation als E-Poster ist verfügbar.