Jena (UKJ). Bei der Coronapandemie geht es schon längst nicht mehr nur um die Patienten, die sich akut mit SARS-COV-2 infizieren. Immer mehr Menschen leiden, und das auch nach milden Infektionsverläufen, am sogenannten Post-COVID-Syndrom, also ganz unterschiedlichen Beschwerden noch Monate nach überstandener Infektion. Allein in Thüringen sind etwa 15.000 Menschen betroffen. Und ähnlich wie das neuartige Virus selbst stellt auch das Krankheitsbild Post-COVID die Forscher und Ärzte noch vor viele Fragen. Um das zu ändern, entwickeln Experten am UKJ im Post-COVID-Zentrum ein umfassendes, interdisziplinäres Forschungs- und Versorgungskonzept für Post-COVID-Patienten. Dieses wird nun für die kommenden drei Jahre vom Land Thüringen mit 700.000 Euro gefördert.
„Bisher gibt es keine kausale Therapie beziehungsweise wirkungsvolle Behandlung für die betroffenen Patienten“, sagt Professor Andreas Stallmach, Direktor der Klinik für Innere Medizin IV und Leiter der Post-COVID-Ambulanz für Erwachsene am UKJ. Die Symptome des Post-COVID-Syndroms sind vielfältig, typisch sind ein chronisches Erschöpfungssyndrom, depressive und kognitive Störungen, eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit, Luftnot und Husten oder auch ein gestörter Geruchs- und Geschmackssinn. „Diese Beschwerden können über viele Monate anhalten und beeinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen deutlich“, so Stallmach.
In den kommenden drei Jahren werden Experten des UKJ – aus Innerer Medizin, Neurologie, Psychiatrie, Augenheilkunde Hals-Nasen-Ohren-Medizin und Kinder- und Jugendmedizin – mit den Fördergeldern unter anderem die Post-COVID-Ambulanz personell unterstützen. Vor allem aber soll ein Register entstehen, in dem systematisch das Spektrum und die Verläufe der Post-COVID-Symptome erfasst werden. Hierbei wird das UKJ-Team auch auf die Erfahrungen nationaler und internationaler Projekte aufbauen, um standortübergreifend Vergleiche zu ermöglichen. „Unser Ziel ist es, die Patientenversorgung mittelfristig zu verbessern“, sagt Stallmach, „und wichtige Eckpunkte zu liefern für politische Entscheidungen in drohenden Pandemien.“