Jena (UKJ/kbo). Die Diagnose Krebs ist für die Betroffenen in der Regel zunächst ein Schock – für die Patienten selbst, aber auch für das Umfeld. Im Krankenhaus geht es erstmal akut um die Behandlung, ums Überleben. Viel Zeit zum Nachdenken und Verarbeiten bleibt da nicht. Das folgt meistens erst nach dem Krankenhausaufenthalt zuhause. Und dann können einen die Gedanken und Gefühle überwältigen: Wie geht es weiter? Wie integriere ich die Krebserkrankung in mein Leben? Wie gehe ich mit meinem krebskranken Partner um? Diese und viele weitere Fragen beschäftigen und begleiten Betroffene auch lange nach der akuten Phase der Erkrankung – und damit muss niemand alleine zurechtkommen. Das Uniklinikum Jena (UKJ) bietet Hilfe und hat ab sofort eine ambulante Krebsberatungsstelle etabliert: kostenfrei (es ist keine Überweisung nötig), vertraulich, unabhängig. Mit der ambulanten Beratungsstelle schließt das UKJ eine Versorgungslücke und schlägt eine Brücke zwischen stationärem Aufenthalt und ambulanter Therapie.
Die ambulante Krebsberatungsstelle besteht aus einem festen multiprofessionellen Team aus Psychologinnen und Sozialarbeiterinnen. Die engagierten und erfahrenen Teammitglieder unterstützen Betroffene sowohl psychologisch als auch ganz lebenspraktisch bei Fragen der sozialen und wirtschaftlichen Sicherung. Das niederschwellige Angebot richtet sich nicht nur an Menschen mit einer Krebserkrankung, sondern auch an das Umfeld, also Familienmitglieder, Freunde, Kollegen, Nachbarn. Zudem kann es zu jeder Phase der Erkrankung genutzt werden: direkt im Anschluss an die stationäre Therapie, Monate oder Jahre nach der Diagnose. „Immer dann, wenn es nötig ist. Jeden belastet und beschäftigt die Diagnose Krebs anders und in unterschiedlichen Phasen und Bereichen des Lebens. Und es ist ganz normal, sich so zu fühlen“, beschreibt es Christiane Stubenrauch-Jäckel, eine der vier Psychologinnen des ambulanten Beraterteams. „Haben Sie keine Scheu, Hilfe anzunehmen“, appelliert das Team.
Offenes Ohr und helfende Hand
Neben psychologischen Themen wie den Herausforderungen und Sorgen im Umgang mit der Erkrankung, mit Gefühlen wie Wut, Trauer und Hilflosigkeit oder der Bewältigung von Stress und Schmerzen bietet das ambulante Beratungsteam auch ganz handfeste Unterstützung bei sozialrechtlichen Fragen. Es gibt zwar zahlreiche Hilfsangebote und -leistungen, aber „konfrontiert mit der Diagnose Krebs fehlen zunächst oft der Kopf und die Konzentration für solche Dinge wie Anträge ausfüllen, sich einen Überblick über Angebote verschaffen, überhaupt darüber nachzudenken, welche Schritte kommen und nötig sind“, erklären die beiden Sozialarbeiterinnen des Teams, Antje Hohmann und Anja Weißpflug. „Niemand muss sich da alleine durchkämpfen.“ Häufig gehe es um Fragen der wirtschaftlichen Absicherung, beruflichen Rehabilitation, Patientenverfügungen und Vollmachten, aber auch um Orientierungshilfe. Die Sozialarbeiterinnen stellen sich dabei genau wie die Psychologinnen ganz auf die individuellen Bedürfnisse ein: „Selbstständige haben andere Sorgen als Arbeitnehmer, Mütter andere als Senioren“, beschreibt es das Team.
Auch die Coronapandemie habe ihre Spuren hinterlassen. „Viele soziale Kontakte sind reduziert, Ressourcen, die gut tun würden, sind weggefallen“, erklärt das Team. Wir merken daher, dass der Gesprächsbedarf gestiegen ist, weil der private nicht mehr so genutzt werden kann.“ Ganz unabhängig von Corona sei es aber hilfreich, Außenstehende zu haben, mit denen man offen und ehrlich sprechen kann.
Kontaktmöglichkeiten
Die ambulante Beratungsstelle wird vom UniversitätsTumorCentrum (UTC) koordiniert und hat zwei Anlaufstellen: eine zentrumsnah in der Innenstadt im Institut für Psychosoziale Medizin, Psychotherapie und Psychoonkologie in der Stoystraße 3, eine im UniversitätsTumorCentrum am UKJ in Lobeda. Wo und wann Betroffene das Angebot nutzen möchten, vereinbaren sie vorab mit dem Team der ambulanten Krebsberatungsstelle: entweder telefonisch unter 03641 9398000 oder per E-Mail an . Telefonisch erreichbar ist die ambulante Krebsberatungsstelle Montag bis Freitag von 11 bis 13 Uhr. Außerhalb dieser Zeiten können Betroffene auf den Anrufbeantworter sprechen und erhalten dann zeitnah einen Rückruf. Termine können dann flexibel vereinbart werden. Beratungsgespräche sind sowohl vor Ort als auch telefonisch oder digital möglich.
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