Jena (UKJ/as). „Jeder Mensch sollte chancengleich und selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben – und natürlich auch am Arbeitsleben – teilhaben können“, bringt es Uwe Wiegand auf den Punkt. Als Vertrauensperson der schwerbehinderten Menschen am Universitätsklinikum Jena (UKJ) hat er jetzt zusammen mit dem Medizinischen Vorstand, Professor Otto W. Witte, dem Kaufmännischen Vorstand, Dr. Brunhilde Seidel-Kwem, dem Leiter des Geschäftsbereichs Personalmanagement, Peter Birkelbach, sowie der Vorsitzenden des Personalrats, Dr. Carola Leipner, eine Inklusionsvereinbarung für das Uniklinikum unterzeichnet.
„Nicht nur in politisch instabilen Zeiten muss der Fokus auf schutzbedürftigen Menschen liegen – Solidarität ist ein unverzichtbarer Grundbaustein der Gesellschaft“, betont Wiegand. Mit der Inklusionsvereinbarung solle ein Paradigmenwechsel gefördert werden „vom früheren medizinisch-defizitären Verständnis einer Behinderung zur Diversität der menschlichen Vielfalt“.
Mehr als 300 Menschen mit einer Schwerbehinderung beziehungsweise einer Gleichstellung arbeiten zurzeit am UKJ. Mit welcher Art von Beeinträchtigung sie leben, sei dabei völlig unterschiedlich, so Wiegand. „Eine Schwerbehinderung kann 1000 Gesichter haben.“ So sei – entgegen häufiger Vorurteile – nur eine Minderheit beispielsweise auf einen Rollstuhl angewiesen. Barrierefreie Zugänge durch Rampen und Fahrstühle für Rollstuhlfahrer zu schaffen, sei daher lediglich ein Baustein in dem großen Gebäude der Inklusion.
Die seit 2012 für das UKJ geltende Integrationsvereinbarung zielte darauf ab, Barrieren zu beseitigen beziehungsweise auszugleichen. Mit der Novellierung des Sozialgesetzbuches IX ist nun eine Inklusionsvereinbarung gesetzlich vorgeschrieben, die das Ziel verfolgt, Barrieren gar nicht erst entstehen zu lassen. „Das ist eine ganz neue Herangehensweise“, betont Wiegand. Ein besonderes Augenmerk liege dabei nicht nur darauf, Arbeitsplätze und -prozesse so zu gestalten, dass Menschen mit Behinderungen möglichst gut und lange tätig sein können. Wichtig sei auch, bereits im Vorfeld auf möglichst alle Barrieren zu verzichten, so dass sich Menschen mit Behinderungen überhaupt bewerben können. Audio-, Informations- und Orientierungssysteme spielen eine wichtige Rolle. „Wir wollen außerdem einen starken Fokus auf die Ausbildung schwerbehinderter Jugendlicher legen“, so Wiegand, der davon überzeugt ist, dass jeder 100 Prozent Leistung erbringen kann, wenn er an einem für ihn angepassten Arbeitsplatz tätig ist.
Die gesetzlich vorgeschriebene Beschäftigungsquote von 5 Prozent hat das UKJ bereits erfüllt und will diese weiter auf mindestens 6 Prozent dauerhaft erhöhen. Wichtige Säulen sind dabei, Menschen mit Behinderung bei gleicher Qualifikation bevorzugt einzustellen sowie Mitarbeitende in Führungspositionen zu sensibilisieren und zu schulen. Außerdem soll am UKJ ein interdisziplinäres Inklusionsteam gebildet werden, das unter anderem den Arbeitgeber zu Fördermöglichkeiten schwerbehinderter Auszubildender und Beschäftigter berät, präventive Maßnahmen zur Vorbeugung von erneuten Arbeitsunfähigkeitszeiten entwickelt und überwacht, dass die in der Inklusionsvereinbarung benannten Ziele umgesetzt werden.
„Mit der Vereinbarung nimmt das Universitätsklinikum Jena seine gesellschaftliche Verantwortung wahr, verstärkt Menschen mit Behinderung auszubilden, zu beschäftigen und deren Arbeitsplätze zu sichern“, betont der Leiter des Geschäftsbereichs Personalmanagement am UKJ, Peter Birkelbach. „Wir ermöglichen nicht nur eine gleichberechtigte und barrierefreie Teilhabe, sondern wirken auch dem Fachkräftemangel entgegen.“ Auch Uwe Wiegand sieht viele Chancen, die Region um Jena hiermit zu stärken: „Inklusion ist eine Investition in die Zukunft.“